Seit Mittwoch läuft nun auf Feldbergs Gipfel neben dem Resi-Schlepplift auch der Feldberg-Sessellift und die Wintersportler wedeln freudig den Abhang hinunter. Die Schnee- und Wetterbedingungen auf dem höchstem Gipfel im Schwarzwald sind aktuell bestens. Eine Gruppe Skifahrer fährt die Piste herunter und der Skilehrer freut sich und sagt: „Schau, sie haben heute erst Fahren gelernt und nun können sie es schon“. Dass man hier schon Skifahren kann, ist dem Einsatz von Schneekanonen zu verdanken. Sie sichern dem Tourismuszentrum des Schwarzwalds die Wintersaison und vor allem das Weihnachtsgeschäft. Wir waren vor Ort und blickten hinter die Kulissen.
Was kommt eigentlich aus der Schneekanone?
Läuft man in diesen Tagen Richtung Seebuck, der Piste auf dem Feldberggipfel, dann hört man schon von Weitem die Motoren der Schneekanonen brummen. 16 Schneekanonen stehen allein auf der Seebuck-Piste, im gesamten Gebiet des Liftverbund Feldberg sind es noch einige mehr. Anfang Dezember wurde hier – wie auch in den vergangenen Jahren – das erste Mal beschneit. Und schon seit 11. Dezember läuft der Feldberglift.

Reines Wasser kommt laut Feldbergs Bürgermeister Johannes Albrecht aus den Schneeerzeugern, wie er die Geräte nennt. Er versichert, dass sich keinerlei Chemikalien darin befinden. Axel Schmidt, als Bauhofleiter in Bernau für die Beschneiung zuständig, erklärt dazu: „Nur für Kunstschnee werden Bakterien zugesetzt, doch das ist in Deutschland nicht erlaubt.“
Welche Voraussetzungen braucht es für die Beschneiung?
„Die Schneekanonen auf dem Feldberg lassen 1,4 Liter Wasser in der Sekunde durch“, erklärt Johannes Richert, für die Beschneiung auf dem höchsten Gipfel im Schwarzwald zuständig. Auf seinem Monitor hat er einen Überblick über alle Schneeeerzeuger und deren Daten. Erst bei einer Temperatur ab Minus 2 Grad und einer Luftfeuchtigkeit ab 20 Prozent beginnt auf dem Feldberg die Beschneiung. Denn wie bei natürlichem Schneefall müssen auch bei der technischen Beschneiung diese beiden Faktoren passen.

In der Beschneiung spricht man daher von der Feuchtkugeltemperatur, die sich aus dem Verhältnis von Temperatur und Luftfeuchtigkeit zusammensetzt. Je feuchter die Luft ist, desto weniger Feuchtigkeit kann sie noch aufnehmen. Zeitgleich sind dann tiefere Temperaturen nötig, damit sich aus den Wassertröpfchen Schneekristalle bilden können. „Das erste Mal beschneien wir erst, wenn sich bereits eine geschlossene Schneedecke gebildet hat“, erklärt Johannes Richert. Denn: „Es braucht eine Grundsubstanz.“
In Bernau behelfen sich die Beschneier derweil mit einem Trick: Denn, wenn hier keine Schneedecke vorhanden ist, beschneien sie ein Depot bis ein großer Berg zusammenkommt. Kommt dann die erste Schneedecke, wird der technisch erzeugte Schnee auf dieser verteilt, erklärt Axel Schmidt.
Was ist die Herausforderung in Bernau?
Auch in Bernau wurden die Pisten in diesem Winter bereits beschneit. Der Unterschied: Hier laufen die Lifte noch lange nicht. Die Temperaturen sind hier nicht konstant tief genug. Nur noch in dieser Woche können laut Axel Schmidt die Schneekanonen laufen. In der nächsten Woche werde es schon wieder zu mild. „Bei uns ist der milde Wind und der starke Regen das Problem. Die Sonne macht dem Schnee nichts aus“, erklärt Schmidt.
Der Feldberg, der 400 Meter höher liege, habe den Vorteil, dass dort mehr Naturschnee falle. Momentan liege auf dem Spitzenberg 15 Zentimeter Schnee. „Doch wir brauchen mindestens 30 bis 35 Zentimeter zum Präparieren“, so Schmidt. Wann es also in der Gemeinde Bernau mit dem Liftbetrieb losgehe, sei derzeit noch ungewiss. Neben dem Spitzenberg werde auch der kritische Bereich vom Köpfle 2 beschneit, aber dazu seien aktuell die Temperaturen noch zu hoch.
Doch wo kommt das Wasser eigentlich her?
Am Seebuck dient ein Teich als Wasserspeicher für die Beschneiung. Er fasst 5 000 Kubik. Der insgesamte Wasserspeicher im Kerngebiet des Skigebiets Feldberg fasst 8 000 Kubik. Doch der heutige Wasserspeicher sei, so Bürgermeister Johannes Albrecht, zu klein.
Es gäbe bereits Pläne für einen neuen Beschneiungsteich, der über das ganze Jahr dienen soll. Dieser könne gleichzeitig im Sommer die Viehbewässerung sichern, als Löschwasserspeicher dienen und als Ganzjahres-See zum beliebten Ausflugsziel von Gästen und Einheimischen werden. Derzeit werde nach dem Standort für den See gesucht, der optimal in die Natur eingebettet werden soll. Bürgermeister Albrecht habe im Herbst einen solchen See in Serfaus besichtigt.

Was bedeutet die Beschneiung für die Umwelt?
Mit der Beschneiung, speichere man einmal Wasser und gebe dieses dann ganz normal in den Naturkreislauf zurück, erklärt Albrecht. Doch bei Umweltschützern ist die Beschneigung in der Kritik. Feldbergs Bürgermeister Albrecht betont aber: „Wir wollen unsere einzigartige Natur des Hochschwarzwalds schützen, denn sie ist unser wichtigstes Gut. Auf sie schauen wir selbst ganz genau.“
Er erklärt, warum die Beschneiung sogar gut für die Umwelt sei: Bei einer Wechselvegetation würden zwischen Tauwetter und neuem Schnee Pflanzen heranwachsen, die dann vom neuen Frost wieder gestört würden. Der wesentlich dichtere Kunstschnee, der auch viel länger halte und sehr kompakt sei, sei ein guter Schutz für die Grasnarben.

Albrecht erläutert auch den so genannten Albedo-Effekt: „Auf dunklen Rasenflächen besteht eine höhere Temperatur und dadurch ein höherer CO2-Ausstoß als auf weißen mit Schnee bedeckten Flächen.“ Dieser Effekt werde aber aktuell von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert.
„Klar ist, dass mit dem Klimawandel neue Bedingungen für den Tourismus und Sport entstehen. Die heutigen Maßnahmen wie der Einsatz von Schneekanonen werden in Zukunft, was Energie – und Wasserverbrauch angeht, ganz anders gewichtet werden müssen“, sagt Irene Blaha Vorsitzende, des BUND-Regionalverband Hochrhein.
Was wäre ohne die Schneekanonen?
„Die Schneekanonen sichern die wichtige Weihnachtszeit für die gesamte Tourismusregion rund um den Feldberg„, erklärt Johannes Albrecht. „Ohne die Beschneiung ist das Risiko viel zu hoch, dass wir nicht Skifahren können. Sie ist für uns eine Art Versicherung für den Betrieb der Skilifte“, so der Rathauschef. „Wir haben hier nur Tourismus, sonst nichts“, sagt er über die Heimat des Skisports.
Albrecht erklärt die wichtigen Wertschöpfungsketten mit den Hotelbetrieben, Skischulen, Skiliften und Skiverleihen und in der nachgelagerten Ordnung die gesamten Handwerksbetriebe, den Einzelhandel, eben alle, die dort vom Tourismus leben. „Im Winter haben wir eine dreifach so hohe Wertschöpfung für den Tourismus, als im Sommer“, so Albrecht. „Das sind unsere Arbeitsplätze hier, die davon abhängig sind.“
Die Gäste auf dem Feldberg
Welche Auswirkungen hat der Klimawandel?
Das Kerngebiet der Pisten liege zwischen dem Fahler Loch mit 1 150 Höhenmetern und dem Feldberggipfel mit 1.450 Höhenmetern. Damit ist der Feldberg das höchste Mittelgebirge Deutschland. „Hier können wir sicher noch 15 bis 20 Jahre Wintersport betreiben“, sagt Albrecht. „Wir müssen nicht mehr beschneien als in den vergangenen Jahren“, sagt Johannes Richert. In diesem Dezember wurden die Schneekanonen sogar weniger eingesetzt als im letzten, da mehr Naturschnee vom Himmel fiel.
Wie soll das Skigebiet CO2-neutral werden?
Die Gemeinde Feldberg möchte sich auf den Klimawandel vorbereiten und entwickelt Strategien für einen Ganzjahrestourismus. Neue Angebote sollen hinzukommen, um das Reiseziel auch im Sommer noch attraktiver zu machen. Man setze sich das Ziel eines klimaneutralen Skigebiets. Für den Liftbetrieb werde schon jetzt ausschließlich Ökostrom verwendet.
Der Feldberg soll künftig mit Elektrobussen des ÖPNV angefahren werden und im kommenden Jahr sollen E-Car-Sharing-Punkte eingerichtet werden. Mit einem Einzugsgebiet von Stuttgart über Zürich bis in Elsaß und bis nach Saarbrücken sei man ohnehin schon eine Familiendestination, die mit viel kürzeren Wegen als bis zu den Alpen zu erreichen sei. „Das ist auch klimafreundlich“, so Bürgermeister Albrecht. Ab sofort sei man auch mit der neuen S-Bahn-Linie erreichbar.