Die Generalsanierung der Stadthalle Waldshut war sicherlich eines der größten und nicht nur finanziell aufwändigsten Projekte, das die Stadt Waldshut-Tiengen in der jüngeren Vergangenheit realisiert hat. Es war auch eine ungewöhnliche Gemeinschaftsleistung, die in vielerlei Hinsicht Akzente setzte. Das hallt auch fünf Jahre nach der Wiedereröffnung nach: Die vier verantwortlichen Architekten Michael Duffner, Gerold Müller, Henning Musahl und Ernesto Preiser wurden in diesem Jahr mit dem Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet. Nicht zuletzt konnte das Quartett auch durch seine nachhaltige Herangehensweise an das gut 25 Millionen Euro teure Projekt begeistern.
Maßnahme aus der Not geboren

Aber der Reihe nach: Dass die Ende 1974 eröffnete Stadthalle von Waldshut erhebliche Mängel und Sanierungsbedarf aufwies, war bereits seit Mitte der 2000er Jahre bekannt. Einzelne Maßnahmen zum Erhalt des Betriebs wurden wurden in den folgenden Jahren umgesetzt.
Laut dem heutigen Oberbürgermeister und damaligen Hochbauamtsleiter Martin Gruner ließ allerdings ein Brandschutzgutachten im Jahr 2012 keinen Zweifel mehr daran, dass dringender Handlungsbedarf bestand: 31 Mängel beanstandeten die Sachverständigen damals. „Es war klar, dass wir um eine aufwändige Generalsanierung nicht herumkommen“, schildert Gruner die damalige Lage.
Von Beginn an kein einfaches Unterfangen

Gerade aufgrund der vielfältigen Nutzung kein einfaches Unterfangen. Zugleich entschloss sich die Stadt aber auch bei der Planung für einen nicht alltäglichen Weg, denn mit Duffner, Müller, Musahl und Preiser wurden gleich vier ortsansässige Architekten an einen Tisch gebracht.
„Das war ein mutiger Schritt, den Martin Gruner initiiert hat, denn wir waren ja eigentlich Konkurrenten“, sagt Gerold Müller heute. Aber es habe sich gelohnt: „Wir haben sehr gut zusammengearbeitet, viel voneinander gelernt und dabei nicht einmal gestritten“, ergänzt Müller mit einem Augenzwinkern.
Dabei war die Aufgabenstellung alles andere als einfach, wie es Henning Musahl in seiner Projektübersicht darstellt: „Vier Nutzungen sind in einem Gebäude unterzubringen, ein Saal für Theater und Konzerte, Räume für Sport, das Hallenbad und die Sauna, das alles funktional, attraktiv, zeitgemäß, zukunftsorientiert und kostengünstig.“
Es klingt beinahe wie die Quadratur des Kreises. Doch diese Konstellation bot Gelegenheit für „eine neue Art der Zusammenarbeit, wie wir sie auch in Zukunft bei derartigen Projekten fortsetzen werden“, konstatiert Martin Gruner.
Gemeinschaftsleistung mit vielen Facetten

Eine wichtige Rolle spielte dabei die Einbindung der Nutzergruppen, die von den Stadtwerken als Betreiber des Hallenbads und Saunabereichs, über Kulturveranstalter, bis zum Schulsport und Vereinen reichten. „40 Leute kamen bei den Treffen zusammen, und im Grunde hatte jeder unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen von der Funktion der Halle“, erinnert sich Müller.
Auch der damalige Geschäftsführer der Stadtwerke Waldshut-Tiengen, Horst Schmidle, hat die damalige Herangehensweise in guter Erinnerung: „Die einzelnen Nutzer haben letztlich Kompromisse getroffen, die doch so nah wie möglich an den Idealvorstellungen lagen.“ Dass hinter allem das Ansinnen stand, die Halle als Kommunikationszentrum und Treffpunkt im Herzen der Stadt zu erhalten, sei ohnehin wichtig und wegweisend gewesen, so Schmidle.
Die Nutzergruppen-Befragung wertet Müller stellvertretend für seine Kollegen als „Basis des Erfolgs“, denn: „Wir haben eine Richtschnur bekommen, an der wir uns orientieren konnten.“
Schonender Umgang mit der Bausubstanz
Wenngleich der Handlungsbedarf an der Halle groß gewesen sei, hätten die Architekten sich auch um einen schonenden Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz bemüht, sofern dies möglich gewesen sei.
„Wir haben nicht einfach alles weggeschlagen, sondern bemüht, das Gute zu erhalten und dies auch im fertigen Zustand sichtbar zu machen.“ Dieser nachhaltige Ansatz habe letztlich auch die Jury des Hugo-Häring-Preises beeindruckt.
Generalsanierung – nun ein ausgezeichnetes Projekt

Wenngleich das Vorhaben wie jedes Bauvorhaben Licht und Schatten erlebt habe, am Ende zähle das Ergebnis. Dessen sind sich die Verantwortlichen von damals und heute einig. Das spiegle sich in der Zufriedenheit der Nutzer der Halle, des Bades und der Saunalandschaft wider.
Dass fünf Jahre nach Wiedereröffnung der Halle mit dem Hugo-Häring-Preis eine der renommiertesten Auszeichnungen für Architekturprojekte in Baden-Württemberg an die Verantwortlichen ging, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Zumal die Juroren in ihrer Beurteilung neben dem Anspruch der Aufgabe vor allem die kooperative Herangehensweise an das Vorhaben als beispielhaft würdigten: „Dadurch bietet das Projekt im „Wie“ einen wichtigen Beitrag und zeigt ermutigend auf, dass sowohl die Aufgabe als auch die Bearbeitung einer Aufgabe durch viele exzellente Ergebnisse erzielt wird.“
Gerade auch der Nachhaltigkeitsaspekt machte auf die Entscheidungsträger besonders Eindruck: „Von besonderer Bedeutung ist, dass die Sanierung von baulichen Großstrukturen möglich ist und durch die Reparatur und den Erhalt von Tragwerk und Bauteilen eine signifikante CO2-Einsparung erreicht wird.“