David Rutschmann

Die beiden jungen Männer, die für eine spontane Zweitimpfung zur Gemeindehalle Unterlauchringen gekommen waren, mussten am Eingang wieder abgewiesen werden. Ohne Anmeldung ist die Impfung im neuen Mini-Kreisimpfzentrum (Mini-KIZ) in Lauchringen nicht möglich – das Personal, die Ärzte und Helfer vom Roten Kreuz, wäre andernfalls überlastet und würde beim aktuell gesteigerten Impfwillen überrannt werden.

Die Schlange vor dem Eingang zur Lauchringer Gemeindehalle wird am Donnerstagnachmittag länger, die zuhause ausgedruckten Unterlagen werden kontrolliert und nach kurzer Zeit kann schon der Ärmel hochgekrempelt werden. Am Ende des ersten Tages wurden rund 300 Personen mit dem Impfstoff von Biontech in der Gemeindehalle geimpft.

Die Etablierung von vier Mini-Kreisimpfzentren (Mini-KIZ) in allen Ecken des Landkreises folgt auf die große Akzeptanz des Impfbüsles, das in den vergangenen Wochen regelrecht überrannt wurde. Das mobile Impfteam wird auch weiterhin unterwegs sein, nun allerdings in den Gemeindehallen der Kommunen: „Wir können die Leute im Winter nicht draußen stehen lassen“, sagt Olaf Böttcher, Pandemiebeauftragter des Landkreises.

Deshalb wird das mobile Impfteam nun auch ohne Bus unter dem Namen „Impftour Waldshut“ unterwegs sein. Der Tourplan steht bis zum Ende des Jahres und soll vor allem Kurzentschlossenen eine Spontan-Impfung ermöglichen.

Unsicher ist derweil weiterhin die Finanzierung des am Montag vorgestellten kommunalen Konzepts. Landrat Martin Kistler bestätigt am Donnerstag am Rande eines Fototermins zur Eröffnung des Mini-KIZ in Lauchringen, dass die Zusage vom Sozialministerium in Stuttgart noch ausstehe. „Aber wir haben das Signal erhalten, dass wir mit unserem Konzept einfach loslegen sollen – das verstehe ich so, dass der Finanzierung wohl zugestimmt wird“, so der Landrat.

Innerhalb kürzester Zeit wurde also das Obergeschoss der Gemeindehalle in Unterlauchringen für die Impf-Aktion hergerichtet – im Erdgeschoss soll weiterhin der Schulsport stattfinden. „Der Aufwand war überschaubar, die Kommunikationswege mit dem Landratsamt gut abgestimmt. Ein Anruf hat gereicht und es war klar: Wir kriegen das hin“, sagt Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble. Die Nachfrage nach einem kommunalen Impfangebot zusätzlich zu den impfenden Hausärzten in Lauchringen sei groß gewesen, berichtet er.

Die Architekten des Mini-KIZ in der Unterlauchringer Gemeindehalle: Bürgermeister Thomas Schäuble, Kreis-Pandemiebeauftragter Olaf ...
Die Architekten des Mini-KIZ in der Unterlauchringer Gemeindehalle: Bürgermeister Thomas Schäuble, Kreis-Pandemiebeauftragter Olaf Boettcher und Landrat Martin Kistler. | Bild: David Rutschmann

„Die Impfungen der Hausärzte sind genauso wichtig wie die neuen Mini-KIZ – wir stemmen das nur gemeinsam“, sagt dazu Olaf Böttcher. Wenn alle vier Mini-KIZ eröffnet sind, wird der Landkreis gemäß seinen Hochrechnungen „locker auf 1800 Impfungen pro Tag“ kommen.

In Spitzenzeiten wurden im Kreisimpfzentrum in Tiengen zwischen 600 und 800 Impfungen pro Tag verabreicht. „Wir verdreifachen also die Effizienz und fahren trotzdem bedeutend günstiger“, erklärt der Arzt.

Das hat einerseits mit der Entbürokratisierung des Impfprozesses zu tun – die Abwicklung bei Impfen ist nun bedeutend schneller möglich, wie die Impbus-Aktionen gezeigt haben. Andererseits steige durch die verschärften Corona-Maßnahmen mit weitgehender 2G-Regelung auch die Impfbereitschaft.

Bei der Station der Impftour in Rickenbach am Mittwoch waren von 660 geimpften Personen 40 Prozent Erstgeimpfte, sagt Olaf Böttcher: „Endlich hat‘s geklingelt – die Leute kommen.“ Zuletzt ließen sich nämlich hauptsächlich bereits doppelt Geimpfte boostern – doch die Impfquote muss steigen.

Die Anmeldung für die Impfungen erfolgt ausschließlich über die eigens vom Landkreis eingerichtete Website „terminland.de„. Bislang konnten sich Impfwillige auf dieser Website auf der Warteliste für das Mini-KIZ in Bad Säckingen eintragen.

Die Warteliste war lang geworden, 3000 Leute waren bis Anfang der Woche darauf eingetragen. Am Donnerstagvormittag erhielten einige von ihnen eine Mail vom Landratsamt, dass die Warteliste geschlossen sei und man sich bitte um einen neuen Termin bemühen solle – eine solche Mail liegt dieser Zeitung vor.

„Diese Information ist falsch“, räumt Landratsamt-Sprecherin Susanna Heim ein. Die Warteliste sei nicht gelöscht worden: „Wir arbeiten die Liste in der kommenden Woche ab, die Impfwilligen werden telefonisch kontaktiert und ihre Termine auf die vier Mini-KIZ verteilt. Sie müssen sich nicht um einen neuen Termin bemühen.“

Das Online-Terminbuchungssystem war derweil am Donnerstag ebenfalls zeitweise überlastet – so wurde wiederholt angezeigt, auf der Website würden „Wartungsarbeiten“ stattfinden: „Die Online-Terminbuchung steht Ihnen bald wieder zur Verfügung.“

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