Im Vorderen Hotzenwald könnten zahlreiche neue Windkraftanlagen entstehen. Auf insgesamt rund 770 Hektar zwischen Todtmoos und Laufenburg soll die Gewinnung von Strom aus Windkraft künftig Vorrang vor anderen raumbedeutsamen Nutzungen haben. So sieht es der Entwurf zur Gesamtfortschreibung des Regionalplans Hochrhein-Bodensee vor. Besonders betroffen ist die Gemeinde Herrischried. Sie lädt ihre Bürger am Montag, 11. März, in die Rotmooshalle zur Informationsveranstaltung über den Windkraftausbau auf dem Gebiet der Gemeinde ein.
Mindestens 1,8 Prozent der Fläche muss für Windenergie bereitgestellt werden
Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien will Baden-Württemberg einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Deshalb schreibt das vor knapp über einem Jahr vom Landtag beschlossene Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz vor, dass mindestens 2 Prozent der Landesfläche für den Ausbau erneuerbarer Energien bestimmt sein müssen, davon 1,8 Prozent für die Windenergie.
Weil der Vordere Hotzenwald zu jenen Gebieten mit relativ hohem Windaufkommen zählt, sieht der Regionalplan-Entwurf hier entsprechend viele Vorranggebiete für regionalbedeutsame Windenergieanlagen vor. Auf rund 770 Hektar sollen im westlichen Gebiet des Landkreises Waldshut Windkraftanlagen Vorrang vor anderen raumbedeutsamen Nutzungen haben. Hinzu kommen bei Todtmoos weitere rund 810 Hektar meist unmittelbar jenseits der Grenze zum Landkreis Lörrach.
Zum Vergleich: Im gesamten Landkreis Konstanz sind etwa 1349,5 Hektar Vorranggebiete vorgesehen, das sind 1,65 Prozent der Fläche. Im Landkreis Waldshut mit seinen dafür besseren Bedingungen sind es 2916 Hektar, was 2,58 Prozent entspricht. Im Landkreis Lörrach sogar 3237,5 Hektar oder 4,0 Prozent der Gesamtfläche.
Der Entwurf für den fortgeschriebenen Regionalplan nennt 53 Vorranggebiete für Windenergie
Insgesamt nennt der Regionalplan-Entwurf in den drei Landkreisen Lörrach, Waldshut und Konstanz 53 Vorranggebiete für Windenergie, davon sechs im Vorderen Hotzenwald. Diese befinden sich größtenteils entlang der Westkante des Hotzenwalds, wo dieser zwischen Egg (Gemeinde Rickenbach) und Rütte (Gemeinde Todtmoos) ins Wehratal abfällt.
Ab einer Windleistungsdichte von 190 Watt rentieren Windkraftanlagen
Im diesem Bereich herrschen für den Betrieb von Windkraftanlagen besonders gute Bedingungen. So wirkt am Höhenzug des Farnbergs östlich Rütte und am Rechberg südlich Bernau der Wind 160 Meter über dem Grund durchschnittlich mit 262 Watt auf jeden Quadratmeter Rotorfläche ein. Ab etwa 190 Watt lassen sich Windräder wirtschaftlich betreiben, ab etwa 215 Watt wird von guten oder sehr guten Ertragsbedingungen gesprochen.
Höhberg-Wiedenbach (Herrischried)
Das mit 519 Hektar größte im Vorderen Hotzenwald liegende Vorranggebiet ist Höhberg-Wiedenbach. Es liegt in seiner Gesamtheit auf der Gemarkung der Gemeinde Herrischried und zieht sich westlich des Hauptorts vom 1026 Meter hohen Hornberg über das Ödland und den Höhberg (993 Meter) bis nahe Wehrhalden hin. Die mittlere Windleistungsdichte beträgt 213 Watt pro Quadratmeter. Das erscheint dem Anlagenbetreiber Energiequelle aus Zossen in Brandenburg versprechend genug, um 60 Hektar Staatswald bei Forst Baden-Württemberg zu pachten. Auf solch einer Fläche könnten geschätzt drei Windkraftanlagen errichtet werden.
Kapellenhalde (Herrischried/Todtmoos)
Ebenfalls größtenteils auf Herrischrieder sowie zum kleineren Teil auf Todtmooser Gemarkung befindet sich das Windvorranggebiet Kapellenhalde. Es umfasst 60,5 Hektar am Glaserberg (1080 Meter) östlich des im Wehratal liegenden Todtmooser Ortsteils Glashütte und der L151 Todtmoos-Kleinherrischwand. Die Windleistungsdichte beträgt hier 227 Watt pro Quadratmeter.
Farnberg-Rechberg (Todtmoos/Bernau/Ibach)
Größtenteils auf Todtmooser Gemarkung, zum Teil auch auf Bernauer und Ibacher befindet sich das bereits erwähnte Vorranggebiet Farnberg-Rechberg. Es umfasst 266,5 Hektar und zieht sich nördlich der L150 vom Ibacher Kreuz bis zum Farnberg hin, der die Gemarkungsgrenze der drei Gemeinden bildet. Auch kleinere Exklaven am 1166 Meter hohen Oren, am 1086 Meter hohen Rechberg und am 1139 Meter hohen Rüttewaldkopf gehören zu diesem Gebiet. Wie bereits erwähnt, wird hier mit 262 Watt die höchste Windleistungsdichte im gesamten Vorderen Hotzenwald gemessen.
Abhau-Grabenwald (Wehr/Herrischried/Rickenbach)
Auf dem Gebiet von Wehr, Herrischried und Rickenbach liegt das 91,5 Hektar große Vorranggebiet Abhau-Grabenwald. Es umfasst ein Waldareal östlich des Herrischrieder Ortsteils Atdorf am 1018 Meter hohen Abhau, der einst als Standort für einen Pumpspeicher vorgesehen war, ein weiteres größeres an der Halde östlich des Wehra-Beckens sowie drei kleinere rund um das unterirdische Kavernenkraftwerk Wehr. Die durchschnittliche Windleistungsdichte wird mit 226 Watt angegeben.
Klingenfelsen (Wehr/Rickenbach)
Auf der Gemarkung der Gemeinde Rickenbach und der Stadt Wehr befindet sich das 130,5 Hektar große Vorranggebiet Klingenfelsen. Es liegt an der Hangkante nördlich der L155 Wehr-Bergalingen. Die Windleistungsdichte hier ist mit 239 Watt pro Quadratmeter recht hoch. Dies wissen auch die Nutzer des Segelflugplatzes Hütten-Hotzenwald zu schätzen, der sich nördlich des vorgeschlagenen Vorranggebiets befindet. Die Regionalplaner können keine besonderen Konflikte zwischen der Nutzung des Segelflugplatzes und der Nutzung für Windkraftanlagen in unmittelbarer Nähe erkennen.
Hoheneck (Herrischried/Rickenbach/Görwihl/Laufenburg)
Das 104 Hektar große Vorranggebiet Hoheneck teilt sich auf Wald- und Feldflächen auf dem Gebiet der Gemeinden Herrischried, Rickenbach, Görwihl sowie der Stadt Laufenburg auf. Es zieht sich, unterbrochen von der L155 Hottingen-Oberwihl, östlich des Rickenbacher Ortsteils Hottingen vom 879 Meter hohen Hoheneck Richtung Südosten bis zum Ufer des bereits auf Gemarkung des Laufenburger Stadtteils Rotzel liegenden Pechbach hin. Mit einer Windleistungsdichte von 192 Watt herrschen hier Bedingungen, die derzeit gerade noch als ausreichend für den wirtschaftlichen Betrieb von Windkraftanlagen angesehen werden.
Wo befinden sich weitere Vorranggebiete?
Eine Zusammenstellung aller 53 Vorranggebiete für Windkraftanlagen in den Landkreisen Waldshut und Lörrach finden Sie in diesem Artikel.