Die Sehnsucht nach der großen Liebe lässt Menschen manchmal sehr offenherzig und auch risikofreudig werden. Damit werden sie aber auch angreifbar. Das gilt erst recht dann, wenn sich die Suche nach großen Gefühlen und Partnerschaft im Internet abspielt. Denn in der Anonymität der unübersichtlichen Weiten des Netzes tummeln sich Verbrecher, die vor allem auf finanzielle Bereicherung aus sind. Dafür sind sie auch zu gern bereit, ihren Opfern teils monatelang etwas vorzuspielen und ihr Vertrauen zu erschleichen. „Romance Scamming“ nennt sich diese Form des Betrugs, die nicht nur mit materiellen Verlusten sondern häufig auch mit schweren persönlichen Enttäuschungen einhergeht. Die Ermittlungen nach den Drahtziehern gestalten sich laut Polizei schwierig. Aber es gibt effektive Mittel der Vorbeugung.

Auch am Hochrhein gibt es Opfer

Zwei Fälle auf deutscher und Schweizer Seite zeigten jüngst, dass der Betrug im weltweiten Netz mehr als nur eine abstrakte Bedrohung ist.

Im ersten Fall wurde eine 79 Jahre alte Seniorin aus dem Landkreis Waldshut ist Mitte Januar von einem skrupellosen Betrüger insgesamt um eine sechsstellige Summe betrogen, die sie ihm in gutem Glauben im Verlauf mehrerer Wochen überwiesen hat. Als die 79-Jährige schließlich die Polizei einschaltete, war das Geld weg. Es war auf andere Konten transferiert worden.

Das könnte Sie auch interessieren

Fast zeitgleich wurde auch im benachbarten Kanton Schaffhausen ein ähnlicher Fall bekannt. Hier ergaunerte ein „Romance-Scammer“ unter Vorspiegelung großer Gefühle von seinem Opfer mehr als 20.000 Franken. Skeptisch wurde die Frau erst, als ihr Gegenüber plötzlich weitere 18.000 Franken erbat.

Ermittlungen gestalten sich schwierig

Hinter „Romance Scamming„ stecken häufig überaus professionelle Strukturen, mit denen Identitäten erfunden oder verschleiert werden. Sogar beim Transfer von Geld, das Opfer in guter Absicht überweisen, gibt es eingespielte Strukturen. „Die Betrüger bedienen sich auch sogenannter Finanzagenten. Das sind hier lebende Bürger, die über ihr Konto die ergaunerten Gelder ins Ausland weiter transferieren“, schildert Mathias

Albicker, Pressesprecher der Polizei Waldshut-Tiengen. All das gestalte die Ermittlung in solchen Fällen schwierig.

Das könnte Sie auch interessieren

Hinzu kommt der Faktor Scham – auch Angst vor der Reaktion des Umfelds. Dies führe dazu, dass „RomanceScamming„ häufig einfach nicht aktenkundig werde. Im Zeitraum 2014 bis 2019 wurde im Kreis Waldshut lediglich ein Fall angezeigt. Der Fall von Mitte Januar ist noch nicht in der Statistik erfasst.

Albicker empfiehlt in jedem Fall ein gesundes Maß an Misstrauen – bei allen Gefühlen, die im Spiel sein mögen. „Grundsätzlich sollte man Menschen, die man nie persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen.“ Und als Faustregel lässt sich immer zugrunde legen: Angebote, die unglaublich klingen, sind es in der Regel auch. Das gelte für die Partnersuche ebenso wie beim Wohnungsmarkt.

Wenn die Internetbekanntschaft mit Geld- oder anderen Hilfsforderungen daherkommt, sollten die Alarmglocken schrillen – erst ...
Wenn die Internetbekanntschaft mit Geld- oder anderen Hilfsforderungen daherkommt, sollten die Alarmglocken schrillen – erst recht, wenn man sich noch nie persönlich getroffen hat. | Bild: Robert Günther

So kann man sich schützen

Die Polizei rät bei Internet-Bekanntschaften generell zur Vorsicht, erst recht, wenn es schnell auf eine persönliche oder gar intime Ebene geht. Hellhörig werden sollte man grundsätzlich bei allzu verlockenden Versprechungen, die überraschend oder überrumpelnd daherkommen.

Tatsächlich kann es bereits erste Anhaltspunkte bieten, wenn man den Namen der Internetbekanntschaft mit dem Zusatz „Scammer“ bei einer Suchmaschine eingibt, so Albicker: „Falls Sie ein Bild mitgeschickt bekommen haben, können Sie mithilfe der umgekehrten Bildersuche zusätzliche Informationen zu dem Bild erhalten.“ So lässt sich zum Beispiel herausfinden, ob es sich bei der gezeigten Person zum Beispiel um ein Model oder einen anderen Internetnutzer handelt.

Es ist außerdem sinnvoll, für Online-Kontaktbörsen oder für den digitalen Schriftverkehr mit einem Unbekannten eine alternative E-Mail-Adresse zu benutzen. So lässt sich verhindern, dass im Fall eines Betrugs der Hauptmailaccount gelöscht werden muss.

Woran erkenne ich ein falsches Profil

Nach Erkenntnissen der Polizei gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die einen Nutzer skeptisch machen sollte, wenn er oder sie damit in den einschlägigen Netzwerken in Berührung kommt:

Was tun, wenn ich Opfer wurde?

Nicht auf Forderungen eingehen: Die Polizei empfiehlt, niemals Geld zu überweisen oder Schecks einzulösen oder anderweitige Gefälligkeiten zu übernehmen. Geleistete Zahlungen sollten schnellstens rückgängig gemacht werden.

Kontakt beenden: Es sollten keine Mails oder Anrufe eines Scammers beantwortet werden.

Anzeige erstatten: Kontaktaufnahmen oder auch absurde Mails sind nicht strafbar. Wenn aber finanzieller Schaden entstanden ist oder zum Beispiel Kopien von Ausweispapieren übersandt wurden, sollte man bei der Polizei Strafanzeige wegen Betruges erstatten, rät Albicker.