1517 neue Ausbildungsverträge für Handwerksberufe wurden zum 1. September unterschrieben. Das ist an sich eine stolze Zahl, doch nach Angaben der Handwerkskammer Konstanz entspricht dies einem Rückgang von 7,5 Prozent.

Immerhin, so betont Handwerkskammerpräsident Werner Rottler: „Entgegen mancher Befürchtungen sind die Ausbildungszahlen zumindest im Handwerk nicht eingebrochen. Trotz Corona setzen die Betriebe weiter auf Ausbildung, um für die Zukunft dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen.“

Was sind die Gründe für den Rückgang und was bedeutet das für Firmen und Jugendliche?

Gerade zu Beginn der Corona-Pandemie sei eine große Verunsicherung bei vielen Handwerksbetrieben feststellbar gewesen. Hinzu gekommen sei der Wegfall von Praktika und die Absage von Berufsmessen. All dies, so Rottler weiter, habe die Kontaktaufnahme zwischen Jugendlichen und Firmen erschwert.

Insofern geht die Handwerkskammer davon aus, dass es in den kommenden Wochen noch einige Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt geben wird und noch eine Reihe von Lehrvertragsabschlüssen folgen werde.
„Schließlich ist ein Start in die Ausbildung auch nach dem ersten September noch möglich“, sagt Rottler. Profitieren könnten davon gerade auch Jugendliche, die Schwierigkeiten bei der Ausbildungsplatzsuche hatten oder noch unentschlossen sind.

In welchen Branchen gibt es noch offene Stellen?

Allein in der Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Konstanz sind kammerweit 386 offene Lehrstellen für das Ausbildungsjahr 2020 vermerkt. Dazu gibt es 25 offene Praktikantenstellen.

Besonders häufig werden laut Handwerkskammer Auszubildende zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Elektroniker, Friseur, Schornsteinfeger oder Kraftfahrzeugmechatroniker gesucht. Doch auch in den Bau- und Ausbauberufen sowie im Lebensmittelhandwerk sind noch zahlreiche Ausbildungsplätze frei.

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Welche Berufsbilder stehen bei Jugendlichen besonders hoch im Kurs?

Ein Blick auf die Berufsgruppen zeigt ein Plus von 0,5 Prozent in den Bau- und Ausbauberufen. Hier sorgen vor allem die Zahlen der angehenden Maurer, Zimmerer und Stuckateure für Stabilität.

Rund drei Prozent konnten auch die kaufmännischen Berufe hinzugewinnen. Im Minus liegen dagegen die Berufsgruppen Elektro/Metall mit 8,6 Prozent und Holz mit 7,9 Prozent.

Welche Berufe sind am wenigsten gefragt?

Im Lebensmittelhandwerk ist die Zahl der neuen Auszubildenden erneut rückläufig (-11,3 Prozent), beispielsweise werden nur halb so viele Bäcker ausgebildet wie im Vorjahr, schildert die Handwerkskammer.

Auch in der Berufsgruppe Gesundheit und Chemie ist ein deutlicher Rückgang zu spüren (-13 Prozent). In der großen Berufsgruppe der Friseurinnen und Friseure wurden um ein Viertel weniger Neuzugänge verzeichnet. „Diese Entwicklung ist vermutlich den zeitweiligen Betriebsschließungen geschuldet. Schließlich gehört das Friseurhandwerk seit Jahren in die Top Ten der beliebtesten Ausbildungsberufe“, sagt Rottler. Es sei zu hoffen, dass die Ausbildungsprämie hier für zusätzliche Anreize sorge.

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Wie wirkt sich die Ausbildungsprämie aus?

Die Ausbildungsprämie kann seit Anfang August beantragt werden und soll Betriebe, die wegen Corona Kurzarbeit anmelden mussten oder Umsatzeinbußen von mindestens 60 Prozent verkraften mussten, in ihrem Ausbildungsengagement unterstützen.

Dies haben bislang nur 40 Betriebe im Kammerbezirk Konstanz in Anspruch genommen, sagt Rottler: „Das könnte ein Indiz dafür sein, dass die Voraussetzungen für die Prämie schlicht zu hoch sind und damit auch die gewünschte Wirkung ausbleibt.“

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Damit habe man unter Umständen eine große Chance verspielt: „Selbst, wenn die meisten Betriebe die Ausbildung aus eigener Kraft stemmen können: Sie ist in diesen Zeiten eine wirklich große Aufgabe. Das hätte Anerkennung verdient.“