Eigentlich – betrachtet man die Schneemenge – war es ein Traumwinter. Doch was bringt es, wenn die Lifte nicht öffnen können? Und welche Auswirkungen hatten die unkontrollierten Tagesausflüge auf die Arbeit der Bergwacht? Wir fragten bei den Verantwortlichen nach. Ein ernüchterndes Bild zeigt sich.
Der Liftverbund Feldberg: Keine Investitionen möglich
Adrian Probst spricht mit dem SÜDKURIER in drei Funktionen – als Vorsitzender des Liftverbunds Feldberg, als Bürgermeister von St. Blasien und als Vorsitzender der Bergwacht Schwarzwald. Für ihn habe der Rückblick auf diesen alles andere als normalen Winter mehrere Ebenen. Die Emotionale: „Den Winterfans fehlte der Winter.“ Punkt. Mehr muss dazu nicht gesagt werden. Ausführlicher fällt die finanzielle Ebene aus. Normalerweise nehme der Liftverbund acht Millionen Euro im Winter ein, in diesem hätten es sogar zehn Millionen sein können. „Jetzt haben wir keinen Euro eingenommen, was uns ganz akut beim kommunalen Haushalten in Schwierigkeiten bringt, an Investitionen ist jetzt nicht mehr zu denken“.
Für kommunal betriebene Skigebiete wie es der Feldberg ist, gebe es keine Corona-Hilfen, für private Skiliftbetreiber schon. Deswegen setzte sich Probst in Gesprächen mit Land und Bund für Lösungen ein. Der Liftverbund habe immer darauf hingewiesen, dass man Skilifte unter strengen Maßnahmen hätte öffnen könne, so Probst.
Die nächste Ebene sei für ihn die Zukunft: Denn mit dem neuen Gästeverhalten und den steigenden Ansprüchen sowie dem Klimawandel ständen die Skigebiete vor vielen Herausforderungen. Den Feldberg wolle man in eine Ganzjahresdestination umwandeln, doch dies sei ohne Investitionen eben nicht möglich.
Fahrten mit dem Pistenbully waren der Renner
Von Menzenschwand zum Feldberg oder zur Krunkelbachhüttte konnte man mit dem Pistenbully-Taxi fahren, für eine Stunde zahlte man 160 Euro. Ein kurioses und außergewöhnliches Angebot, das erstaunlich gut ankam. „Dafür gab es eine gigantisch große Nachfrage, insgesamt hatten wir 60 Fahrten, das hat sich wirtschaftlich gelohnt, denn wir wären ja ohnehin gefahren“, erklärt Probst. Die Kosten für die Pistenbully-Fahrten konnten damit gedeckt werden.
Das Publikum für dieses Erlebnis sei überwiegend von weiter her gekommen und oft seien es diejenigen gewesen, die es zu Fuß selbst nicht mehr auf den Gipfel geschafft hätten und den Blick von einem Aussichtspunkt genießen wollten. Skifahrer wurden nicht mitgenommen. Die Skilifte am Feldberg habe man aber nicht vermietet.
„Wir haben auch gesehen, dass der Winter im Schwarzwald unglaublich viel bietet und ich habe den Schwarzwald auch nochmal neu erlebt – vielleicht nimmt man das mit in die Zukunft.“Adrian Probst, Vorsitzender des Liftverbunds Feldberg
Herrischried: Vorreiter in der Liftvermietung
In Herrischried sei aber genau die Vermietung des Skilifts der richtige Weg gewesen, wie Betreiber Albert Schneider erzählt. In Baden-Württemberg sei er der Zweite gewesen, der die Lifte vermietet hätte. Anfangs sei er dafür belächelt worden, doch schon bald gab es viele Nachahmer. Mit der Vermietung habe er den Großteil der Kosten decken können, auch wenn die Einnahmen einen „Tropfen auf den heißen Stein“ gewesen seien.

Unabhängig, ob am Skilift Betrieb herrsche oder nicht, habe man immer die gleichen Unkosten. Als privater Skilift habe man zwar Corona-Hilfen beantragt, Schneider sei aber skeptisch, dass er etwas bekomme. „Wir hätten ja öffnen können, aber nur unter Auflagen, die es wiederum organisatorisch unmöglich gemacht hätten“, begründet Schneider seine Skepsis.
„Ohne Corona wäre dies die beste Wintersaison seit zehn Jahren gewesen – mit endlich mal wieder Liftbetrieb über Weihnachten“, so Schneider.
Der Tourismus im Schwarzwald hatte kein Geschäft
Ziemlich negativ fällt auch die Winterbilanz von Thorsten Rudolph, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH, aus. „Da gibt es nichts zu beschönigen, das ganze Wintergeschäft ist komplett weg gefallen“, sagt er. Auch er ist überzeugt davon, dass man die Skilifte ohne Gefahr mit klaren Regeln hätte öffnen können, etwa mit Masken beim Anstehen, mit nur 50 Prozent Kapazität und einer Testpflicht. In Nachbarländern wie Österreich habe man sehen können, das dies klappt.
„Alles was man hätte regulieren können, war verboten und so kam es auch zum unkontrollierten Ausflugstourismus, bei dem sich alle auf wenige Plätze verteilt haben“, so Rudolph. Künftig wolle man mit digitalen Systemen Besucher lenken und ihnen somit kommunizieren, wo viel los ist. Das System soll ab Winter 2021/22 eingesetzt werden.
Als positiv erachtet es der Tourismus-Chef, dass die Landespolitik viel an Unterstützung für die Tourismusbetriebe leiste. „Jedoch bekommen die Betriebe mit unter zehn Betten wie Ferienwohnungen oder Bauernhöfe gar nichts, da muss man nachsteuern“, so Rudolph. Man habe in diesem Winter deutlich gesehen, dass der Schwarzwald als Erholungsraum sehr beliebt sei.
„Wir hoffen, dass wir bald aufmachen können, Pfingsten muss ein Ziel sein, den Tourismus zu öffnen mit behutsamen Mitteln.“Thorsten Rudolph, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Toruismus GmbH
Auch der Bergwachts geht‘s ans Geld: Viel weniger Einsätze, aber mehr Aufwand
Das Einsatzgeschehen für die Bergwacht sei deutlich zurückgegangen, jedoch gab es vor allem wesentlich aufwändigere Einsätze, so Adrian Probst, der Vorsitzende der Bergwacht Schwarzwald. Dies hing mit den Ausflüglern zusammen. Und viele von ihnen waren auch abseits der Wege und Pisten unterwegs. Schließlich sei es schwieriger einen Wanderer mitten im Wald zu retten, als einen Skifahrer auf der offenen Piste.

„So ist finanziell betrachtet für uns der schlechteste Fall eingetreten“, so Probst. Das Problem sei, dass sich die Bergwacht durch die Einsätze finanziere, sie bekommt pro Einsatz eine Pauschale. Dies sei ein strukturelles Problem, weil ja nicht die Kosten für jeden Einsatz hoch seien, sondern die Fixkosten. 2021 hatte die Bergwacht Schwarzwald rund 500 Einsätze weniger, was rund 600 000 Euro Mindereinnahmen bedeute. „Jetzt stehen wir wieder bei leicht über 0 Euro, das ist nicht verkraftbar“, sagt Probst. Man müsse also dringend weg von der einsatzabhängigen Budgetierung, hin zu einem festen Betrag.
Derzeit liefen Gespräche für eine Lösung, die die „Bergwacht handlungsfähig bleiben lässt.“ Probst macht deutlich, dass auch mit dem Wandel im Freizeitverhalten der Menschen die Bergwacht auch in Zukunft noch eine wesentlich größere Rolle spielen wird: „Man braucht uns, wenn man mit den E-Bikes im Wald unterwegs ist.“