„Wir Naturschützer am Feldberg haben dieses Jahr ä bissl Schiss“, sagt Feldbergranger Achim Laber zu Beginn seines Video-Appells. Denn: Immer mehr Menschen bewegen sich im Corona-Jahr abseits der Wege. Und damit in den Ruhezonen der Tiere. Wie man es von ihm gewohnt ist, ist er mit Witz und Charme im Einsatz für Tiere und Natur. Und sympathisch vermittelt er auch diese wichtige Botschaft in seinem Video. Und auch Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald, appelliert an die Bevölkerung, auf den markierten Wegen zu bleiben – vor allem zur eigenen Sicherheit.

Trotz gesperrter Lifte: Zehnfache Menge an Menschen auf dem Gipfel des Feldbergs
„Ich wage mal zu behaupten, dass wir in den letzten Tagen am Feldberg-Gipfel fast die zehnfache Menge an Leuten hatten als in den Weihnachtsferien zuvor“, sagt Feldbergranger Achim Laber. „Je mehr Leute da sind, desto mehr von ihnen treffen wir natürlich auch im Wald abseits der Wege“, sagt der Ranger, der die geltenden Regeln im Naturschutzgebiet Feldberg mit seinem Team kontrolliert und Verstöße beanstandet.
„Auf den Freiflächen, darf man ja auch querfeldeinlaufen, wenn ausreichend Schnee liegt – das ist gut und das ist wichtig“, sagt Laber. „Die Leute sollen raus an die frische Luft“, so Laber weiter. „Im Wald ist das Wegegebot aber sehr wichtig, weil es tatsächlich ein vielfaches mehr Besucher im Naturschutzgebiet Feldberg hat“, betont er.
Die fatalen Folgen für die Tiere
Immer mehr Menschen betreten damit die Ruhezonen der Tiere. Welche Folgen kann dies haben? „Insbesondere bei großen Neuschneemengen, wie wir sie momentan haben, fällt den Tieren das Flüchten sehr schwer, da sie tief im Schnee versinken“, erklärt der Feldbergranger. „Sie brauchen sehr viel Energie, was bis zum Tode führen kann“, betont er. Insbesondere bei den geschützten Arten sei dies natürlich ein großes Problem. Davon betroffen seien prinzipiell alle wild lebenden Tiere. „Die Auerhühner machen uns aber besonders Kummer, da sie in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind“, sagt der Ranger.

Diese Strafen drohen
Das Team des Naturschutzzentrums im Haus der Natur auf dem Feldberg ist aktuell sehr viel draußen unterwegs: Sowohl präventiv, indem sie Faltblätter mit den Wildruhezonen verteilen. Aber auch, um Verstöße gegen die Naturschutzgebietsverordnung zu ahnden.

Und wie hoch sind die Strafen? Beim Verlassen der Wege folgt laut Achim Laber eine Strafe in Höhe von 200 Euro. „Daher sollte man sich aus eigenem Interesse über die Wildruhezonen im Vorfeld informieren“, macht der Feldbergranger deutlich.
Auch die Bergwacht appelliert
Naturschutz ist auch der Bergwacht ein Anliegen, sagt Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald. Aber vor allem aus Gründen der Sicherheit für die Wintersportler appelliert auch er, die markierten Wege nicht zu verlassen. Die Bergwacht selbst finde es gut, wenn die Menschen draußen in der Natur unterwegs seien. Für solche Ski- und Wandertouren gibt der Berg-Profi aber einige Tipps für die eigene Sicherheit.
Wie sich die Einsätze der Bergwacht verändert haben
Aktuell sei in den Höhenlagen des Schwarzwaldes – ganz gleich, ob im Norden oder Süden – so viel los wie im normalen Winter auch. Und das trotz der gesperrten Liftanlagen. Die Bergwacht habe es zwar deutlich ruhiger, dafür seien die Einsätze in diesem Winter umso aufwendiger, erklärt Adrian Probst.

Allein am vergangenen Wochenende habe es „eine bunte Palette an Einsätzen“ gegeben. Etwa mussten Personen gerettet werden, die aufgrund der Kälte das Bewusstsein verloren hätten, es gab Schlittenunfälle oder Frakturen bei Langläufern.
„Die Sicherheit kann man nicht kaufen“
Warum die Verletzungen mehr und die Einsätze aufwendiger werden, erklärt Probst: „Das liegt vor allem an dem veränderten Publikum, das sich nun winter-unerfahren in den Schnee traut und zum ersten Mal Wintersport ausprobiert“, so Probst. Der Handel habe in diesem Winter beispielsweise 100 Prozent mehr Langlaufskier verkauft als im Vorjahr. So liefen beispielsweise nun Leute auf den Feldberggipfel oder seien mit Langlaufskiern im Hotzenwald unterwegs – teilweise zum ersten Mal in ihrem Leben. Doch Probst warnt vor dem Trugschluss, dass man sich mit einer teuren Ausrüstung die Sicherheit gleich mit gekauft habe.
„Viele überschätzen sich selbst, eine gute Ausrüstung allein hilft nicht.“Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald
Die Herausforderungen: Das Personal könnte knapp werden
„Unsere Befürchtung ist, dass wir mehr Personal brauchen werden.“ Auf den Skipisten würden bei einem Einsatz zwei bis drei Leute ausrücken, bei einem Langläufer mitten im Wald müssten gleich fünf Helfer ausrücken, so Probst. Außerdem müsste die Bergwacht nun schneller an verschiedenen Orten sein und brauche dafür mehr Leute. Auf der anderen Seite aber müssten auch die Einsatzkräfte die Corona-Regeln einhalten. Feste Mannschaften mit fünf bis zehn Personen müssten deswegen über den gesamten Winter zusammenbleiben und dürften nicht durchmischt werden. Das mache es organisatorisch schwierig, so Adrian Probst.
Auf markierten Wegen bleiben
Auch auf den markierten Schneeschuhtrails und Winterwanderwegen – die oft ohnehin schon abseits der üblichen Wege seien – bliebe ein erhöhtes Risiko immer bestehen, so Probst. Die Bergwacht appelliere an die Bevölkerung, lawinengefährliche Bereiche zu meiden. Dies seien zum Beispiel die Wächte am Herzogenhorn oder die Nordwand des Belchens. Man solle die markierten Wege und Routen nicht verlassen. Dass dies aber aktuell immer wieder ignoriert werde, sehe die Bergwacht deutlich, so Probst. So habe es schon einige Einsätze in diesem bisher kurzen Winter gegeben, bei denen Menschen abseits der markierten Wege gerettet werden mussten. Die Gefahr dahinter: Es bestehe Lawinengefahr, aber auch Orientierungsverlust.
„Man verläuft sich im Schwarzwald sehr schnell und plötzlich ist alles weiß und Wald.“Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald
Tipps von Probst für die Wintertour
Jeder sollte sich vorher ganz konkret über die lawinengefährlichen Bereiche informieren. „Und die Vorbereitung ist das A und O“, so Probst. So sollten Wanderer immer ein aufgeladenes Handy mitnehmen, zuvor jemandem aufschreiben, wo man genau hingeht, genügend Trinken und Essen mitnehmen und – ganz wichtig – das eigene Können richtig einschätzen. „Das klingt alles sehr logisch, wird aber oftmals vernachlässigt“, macht der Bergwacht-Landesvorsitzende deutlich.
Die neue Strategie der Bergwacht
Für diesen Corona-Winter hat sich die Bergwacht eine neue Strategie ausgedacht. Die Wachen sind auch trotz geschlossener Liftanlagen in den klassischen Einsatzschwerpunktgebieten besetzt – so als wäre es ein ganz normaler Winter. Zusätzlich gibt es Schnelleinsatzgruppen. Neu ist, dass in jedem Landkreis ein Einsatzleiter im Dienst mit einem technisch gut ausgestatteten Einsatzfahrzeug unterwegs ist. Von dort aus koordiniert er die Einsätze, ortet Handys und ruft Verletzte nochmals an, um sich genauer über ihre Situation zu erkundigen. Auch setze die Bergwacht in diesem Winter verstärkt auf Hubschrauber, weil sie schneller an verschiedenen Orten sein muss. Außerdem wurde die Zusammenarbeit mit der Polizei verstärkt.