Turbulent verlief das vergangene Wochenende in der Region Feldberg. Hunderte von Familien stürzten sich in das weiße Vergnügen am höchsten Berg des Landes. Etwa 30 Zentimeter an frischem Schnee lag auf Wegen und an den Hängen, die aber nicht gespurt waren. Das Parkhaus am Feldberg (Kapazität für 1190 Autos) schien kurzfristig überfüllt, als sich die Autos davor stauten. Die Fahrzeuge der Besucher standen in einer langen Reihe, die einige hundert Meter Richtung Bärental und auf der anderen Seite Richtung Todtnau reichte.

Zeitweilig war das Parkhaus überfüllt und lange Staus bildeten sich bergauf und bergab.
Zeitweilig war das Parkhaus überfüllt und lange Staus bildeten sich bergauf und bergab. | Bild: Achim Mende

Der Berg wurde gestürmt

Achim Mende, der den Feldberg gut kennt, war überrascht. Der Berufsfotograf war für den SÜDKURIER unterwegs, um winterliche Motive vor die Kamera zu bekommen. Vom Ansturm auf den Feldberg und den breiten Hang am Seebuck war der Schwarzwaldkenner überrascht. „Der Berg wurde förmlich gestürmt“, sagt Mende im Gespräch.

Vor allem Familien mit Kindern waren unterwegs. Die Kinder bauten Schneemänner, die Älteren erprobten Schneeschuhe oder waren als Tourengänger im Gelände. Mende vermutet, dass die Ankündigung des verschärften Lockdowns ab morgen viele beflügelte, sich schnell ins Auto zu setzen und an den Feldberg zu fahren, um dort einen prallen Wintertag mitzunehmen, bevor gar nichts mehr geht. Mit dem Maskentragen nahmen es viele nicht genau, hat er beobachtet.

Weder Schneekanone noch Lifte sind derzeit in Betrieb. Trotzdem kamen am Sonntag viele Besucher auf den Feldberg.
Weder Schneekanone noch Lifte sind derzeit in Betrieb. Trotzdem kamen am Sonntag viele Besucher auf den Feldberg. | Bild: Achim Mende

Die Leute brauchen ein Ventil, sagt der Bürgermeister

Der Bürgermeister der Gemeinde hat Verständnis für die Menschen, die nach Wochen im Nebel einen Tag im Schnee verbringen. Joannes Albrecht war den ganzen Sonntag über unterwegs und fuhr die einzelnen Hänge mit einem Pistenbulli ab. Rechtlich sieht er die Besucher auf der sicheren Seite, sagt er – in großzügiger Auslegung der Corona-Verordnung, die am Samstag in Kraft trat. Spazieren und Joggen waren am Wochenende noch genehmigt, erinnert sich Albrecht – Schlittenfahren oder das Gehen in Schneeschuhen sei etwa wie Spazierenlaufen, nur eben im Schnee. Er sagt: „Es ist richtig, wenn wir den Leuten in dieser harten Zeit ein Ventil geben in der freien Natur.“

Johannes Albrecht, Bürgermeister der Gemeinde Feldberg: „Solche Wochenenden sind eine Herausforderung für die Gemeinde.“
Johannes Albrecht, Bürgermeister der Gemeinde Feldberg: „Solche Wochenenden sind eine Herausforderung für die Gemeinde.“ | Bild: Gemeinde Feldberg

Der Bürgermeister sah keine Verletzung der Pflicht, eine Mund-Nasen-Maske zu tragen. Er überschlägt, dass 4000 bis 5000 Besucher am Feldberg unterwegs waren, die meisten waren Familien mit Schlitten. Wenn in normalen Zeiten die Lifte laufen und das Wetter stimmt, kommen bis zu 8000 Wintersportler an einem Tag. Was ihm am meisten auffiel: Eine Gruppe war tatsächlich aus Aachen in Nordrhein-Westfalen angereist – nur, um für ein paar Stunden einen echten Winter zu genießen.

Sie kommen aus der Pfalz und aus Frankreich

Albrecht schaut im Parkhaus regelmäßig auf die Autokennzeichen und kann deshalb leicht die Herkunft seiner Gäste herausfinden. Die Bergfreunde fahren aus ganz Baden-Württemberg an oder aus der Vorderpfalz, aber auch zahlreiche Schweizer seien dabei und Sportler aus dem Elsass. „Das ist normal“, sagt der Bürgermeister der am höchsten gelegenen Gemeinde in Deutschland.

Auch Nebel konnte dem winterlichen Vergnügen am Sonntag nichts anhaben.
Auch Nebel konnte dem winterlichen Vergnügen am Sonntag nichts anhaben. | Bild: Achim Mende

Während der Schnee ordentlich war, stimmten die technischen Rahmenbedingungen nicht. Sämtliche Lifte standen; sie liefen in der eben angelaufenen Saison bisher nur zwei Tage. Sie werden frühestens am 10. Januar öffnen, wobei der Bürgermeister rechnet, dass die Anlagen erst Ende Januar laufen dürfen.

Und nirgends eine Toilette

Auch die Lokale und Gasthäuser hatten geschlossen, wie es die Landesverordnung vorschreibt. Auch das größte Haus am Platz, der „Feldberger Hof“, ist seit Wochen nicht zu betreten. Nur der offene Imbiss am Seebuck bot Pommes und Punsch, doch keinen Alkohol an. Prekär war es mit den Toiletten, die folgerichtig alle verschlossen waren. Nur die WC-Anlagen am großen Parkhaus und an der Seebuckhütte standen offen.

Auch Nebel konnte dem winterlichen Vergnügen am Sonntag nichts anhaben.
Auch Nebel konnte dem winterlichen Vergnügen am Sonntag nichts anhaben. | Bild: Achim Mende

Bereits im Vorfeld der Wintersaison hatte der Liftverbund Feldberg einiges unternommen, um nicht zu einem zweiten Ischgl zu werden. Zusätzliches Personal war damals engagiert worden, um die Abstände zu garantieren und das Tragen von Masken zu kontrollieren. Dafür hätte die Liftkarte vier Euro pro Tag mehr gekostet. Doch jetzt stehen die Anlagen erst einmal still.