Die Kantone der Nordwestschweiz galten vor Wochen noch als Hotspots der Corona-Epidemie. Dies galt letztlich auch als Argument für die Schließung der Grenzen. Doch mittlerweile hat sich die Situation stark gewandelt: Die Schweiz scheint die Infektionszahlen in den Griff bekommen zu haben.
Ende Februar: Infektionsherd in Mulhouse
Zur Erinnerung: Als vor über acht Wochen die Grenze zur Schweiz geschlossen wurde, spielte sich das Infektionsgeschehen hauptsächlich südlich und westlich des Rheins ab. Besonders stark und schon sehr früh getroffen wurde das Elsaß von dem Corona-Virus. Von dort schwappte eine Infektionswelle in die Schweiz.
Experten machten eine religiöse Veranstaltung einer Freikirche Ende Februar in Mulhouse als bedeutenden Infektionsherd verantwortlich. An dieser Gebetswoche sollen rund 2000 Gläubige teilgenommen haben, einige davon waren wohl schon infiziert und steckten andere an. So gelangte das Virus dutzendfach ins 37 Kilometer entfernte Basel und das Umland.

In der Folge explodierten die Infektionszahlen. In der zweiten Märzhälfte versechsfachte sich beispielsweise die Zahl der positiv getesteten Menschen im Kanton Basel-Stadt von 144 auf über 900. Ähnlich die Entwicklung im Kanton Baselland, wo die Zahl im selben Zeitraum von 76 auf 561 hochschnellte.
Ab Mitte März steigen die Fallzahlen auf deutscher Seite
Auch die Schließung der Grenzen zwischen Schweiz und Deutschland Mitte März konnte eine vergleichbare Entwicklung in den benachbarten deutschen Landkreisen nicht verhindern: Am 16. März waren im Landkreis Lörrach gerade einmal 19 positive Corona-Tests aktenkundig, in Waldshut sogar nur fünf. Am Monatsende wies die Statistik schon 274, beziehungsweise 114 Fälle aus – ein dramatischer Anstieg. Eine Beruhigung der Infektionszahlen wurde erst Mitte April spürbar – zunächst in der Schweiz, später auch in Deutschland.

Wie sieht es aktuell aus?
Mit insgesamt fast 50 gemeldeten Infektionen auf 10.000 Einwohner ist der Kanton Basel-Stadt noch immer deutlich stärker betroffen als das Umland. (Zum Vergleich: Basel-Landschaft: 29,2; Kanton Aargau: 17,4; Kreis Lörrach: 29,1: Kreis Waldshut: 19,6) Doch diese Zahlen geben nicht die aktuelle Situation wieder. Denn schon über 90 Prozent der Infizierten in Basel gelten mittlerweile als geheilt.
Deshalb lohnt ein Blick auf die „noch aktiven Fälle“, also Personen, die positiv getestet in Quarantäne leben oder im Spital behandelt werden. Im Kanton Basel-Stadt sind dies aktuell nur noch 28 Fälle, im Kanton Basel-Landschaft sogar nur 14. So wenige Fälle wurden zuletzt Anfang März registriert – also weit vor der Grenzschließung und anderen Corona-Maßnahmen.

Im bevölkerungsreichen Kanton Aargau ist die Entwicklung nicht ganz so deutlich: Hier sind aktuell rund 85 aktive Corona-Fälle registriert. Aber auch hier gelten 85 Prozent aller 1167 Fälle bereits als geheilt.

Auch im Kreis Waldshut ist die Zahl der aktiven Fälle mit 17 so niedrig wie zuletzt vor neun Wochen. Am aktivsten ist das Corona-Virus in der Region noch im Kreis Lörrach: 135 Fälle zählt das Landratsamt am Dienstag, 12. Mai, nur 70 Prozent aller Fälle gelten hier als genesen.

Dass sich das Infektionsgeschehen auf beiden Seiten des Rheins beruhigt hat, zeigt die dauerhaft niedrige Zahl der Neuinfektionen: Seit 1. Mai wurden in der Stadt Basel gerade einmal 18 neue Fälle registriert, in Baselland nur zwölf. Im Kreis Waldshut wurden in diesem Zeitraum nur zwei Neuinfektionen gemeldet, im Kreis Lörrach zwölf.