Die Haselmaus sorgt dieser Tage für Aufregung in Jestetten. Kann das Vorkommen der geschützten Tiere sogar dringend nötige Waldarbeiten verhindern?
Doch von vorn: Kürzlich hatte der SÜDKURIER aus dem Gemeinderat Jestetten über eine geplante Holzernte im Bereich Trottenberg nahe Altenburg berichtet. Darin heißt es: „Im Bereich Trottenberg werden 150 bis 300 Festmeter Holz geerntet. Die vielen großen Bäume könnten bei Nassschnee und Starkregen umfallen, der Hang abrutschen.“ Während die Wurzelballen der gefällten großen Bäume den Hang weiterhin stabilisieren könnten, hätten die zahlreichen jungen Bäume mehr Licht, um zu wachsen. So die Theorie.
Weil ganz in der Nähe in einem Garten aber ein Exemplar der nach Anhang IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) streng geschützten Haselmaus gesichtet worden sein soll, steht das Vorhaben auf der Kippe.
Umweltamt sieht keine Gefahr für die Haselmaus
Julia Fohmann-Gerber vom Landratsamt Waldshut antwortet auf Nachfrage stellvertretend für das Umweltamt: „Im Gewann Trottenberg (Gemeindewald Jestetten) ist vorgesehen, einige Bäume zu fällen, um damit weitere Hangrutschungen zu verhindern. Das ist notwendig, weil der betroffene Hang oberhalb eines Weges verläuft, der häufig von Spaziergängern genutzt wird. Würden die Bäume nicht gefällt, wäre der Weg nicht mehr sicher passierbar und müsste gegebenenfalls geschlossen werden.“

Die Fällung der Bäume habe allerdings keine Auswirkungen auf die Haselmaus. Im Gegenteil, „Haselmäuse mögen gern lichte Gebiete. Unabhängig davon ist die Zahl der zu fällenden Bäume zu gering, als dass die Haselmaus vertrieben werden könnte“, so die Einschätzung des Umweltamtes.
Auch dem Naturschutzbund (NABU) ist die Haselmaus in der Gemeinde Jestetten bekannt „und ich weiß auch, dass sich Gemeinde, Forst und Bürger schon um Lösungen bemühen“, gibt Hauke Schneider, Vorsitzender der NABU Ortsgruppe Waldshut-Tiengen und Umgebung, bekannt.
Viele verschiedene Interessen erleichtern es nicht
Es gehe immer darum, Ertragsforst mit Naherholungsforst, Artenschutz und dem Ordnungssinn der Bürger verschiedener Generationen unter einen Hut zu bekommen. „Wir brauchen wieder mehr Wildnis, Ruhezonen, wie auch ein Abwägen von kommerziellem Nutzen gegenüber der Lebensraumvielfalt“, bezieht Schneider Stellung.
„Windwurf ist für manche Gemeinderäte Verlust von Wertholz, der möglichst bald aufgearbeitet werden muss. Für andere Gemeinderäte ist es die Chance Hirschkäfer, Haselmaus und Co wieder einen Lebensraum zum Entwickeln zu überlassen. Ein Konflikt, direkt vor unserer Haustür.“ All das seien nur ein Paar der Themen, die in den aktuellen Diskussionen innerhalb der Gemeinde Jestetten eine Rolle spielen.
Jestettens Bürgermeister schlägt gemeinsames Treffen vor
Auf Nachfrage bei der Gemeinde Jestetten, schließt sich Bürgermeister Dominic Böhler den Aussagen des Umweltamtes an und verweist auf die Antworten von Fohmann-Gerber. Um ins Gespräch mit besorgten Bürgern und weiteren beteiligten Stellen zu kommen, organisierte das Gemeindeoberhaupt gemeinsam mit dem zuständigen Förster einen Besichtigungstermin im betreffenden Gebiet.
„Der Begang findet am 18. Januar um 10 Uhr statt. Treffpunkt ist beim Haus Trottenberg 9 in Altenburg.“ Dann soll die Maßnahme in aller Ausführlichkeit vorgestellt werden, um die Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und Fragen der Initianten zu klären.