Noch wissen viele Grenzgänger nicht, wo sie im kommenden Jahr arbeiten. Oder genauer: Ob sie auch dann noch im Homeoffice arbeiten können. In der Schweiz gilt zwar nach wie vor eine Homeoffice-Empfehlung, aber: Die entsprechende Sonderregelung für Grenzgänger läuft wohl Ende Jahr aus.
Knapp 350.000 Grenzgänger arbeiten in der Schweiz, fast ein Fünftel kommt aus Deutschland. Gerade in der Region entlang des Rheins spielen die Arbeitskräfte aus dem Nachbarland eine wichtige Rolle – etwa im Pflegebereich wie im Gesundheitszentrum Fricktal (GZF).
In der Pflege ist Homeoffice zwar nicht möglich, wohl aber in gewissen Abteilungen der Pharmabranche, wo allein im Fricktal mehrere tausend Grenzgänger beschäftigt sind. Der Pharmakonzern Roche mit seinem großen Standort in Kaiseraugst etwa beorderte im vergangenen Jahr die Mitarbeiter, die nicht unbedingt vor Ort benötigt werden, sehr rasch und fast vollständig ins Homeoffice – auch die deutschen Arbeitskräfte.
Grenzgängern drohen finanzielle Einbußen
Für sie gilt bis Ende Jahr die erwähnte Sonderregelung der beiden Länder. Sie sieht vor, dass auch Grenzgänger vollständig im Heimatland arbeiten können. Läuft die Sonderregelung nun tatsächlich aus, drohen den deutschen Arbeitskräften große finanzielle Einbußen, sollten sie das weiterhin tun.
Einerseits steuertechnisch: Verlieren sie ihren Grenzgänger-Status, gilt auch das Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz für sie nicht mehr. Andererseits bezüglich der Sozialversicherungen: Wer 25 Prozent oder mehr seiner Arbeitszeit aus dem Heimatland arbeitet, muss sich auch dort kranken-, renten- oder unfallversichern. Und das ist in Deutschland deutlich teurer als in der Schweiz.
Arbeitgeber in der Zwickmühle
Die auslaufende Sonderregelung bringt nun nicht nur die Grenzgänger in eine Zwickmühle, sondern auch deren Arbeitgeber. Schließlich wünschen sich viele Arbeitnehmer, über die Pandemie hinaus zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten zu können. Mitarbeiter aus Deutschland sollen dabei nicht benachteiligt werden.
Beim Pharmakonzern Roche – er beschäftigt an seinen Schweizer Standorten rund 4100 Grenzgänger – geht man davon aus, dass sich „in Zukunft ein Hybrid-Modell aus gemeinsamer, persönlicher sowie innovationsfördernder Zusammenarbeit am Standort und flexiblem, standortunabhängigen Arbeiten von Zuhause durchsetzen wird“, wie Mediensprecherin Nina Maehlitz sagt. „Die Entscheidung, in welchem Umfang Homeoffice für die einzelnen Mitarbeiter sinnvoll ist, ergibt sich aus dem Gespräch zwischen Mitarbeitern, ihren Teams und den Vorgesetzten.“
Welche Rolle die möglichen Einschränkungen für Grenzgänger dabei spielen, ist allerdings unklar. Die Fragen, wie Roche bezüglich Homeoffice bei ausländischen Arbeitskräften plant, und welche Lösungen sich das Unternehmen von Seiten der Politik wünscht, lässt Maehlitz offen. Sie sagt lediglich: „Wir richten uns grundsätzlich nach den gesetzlichen Vorgaben.“
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