Der SÜDKURIER wirft einen Blick auf die Drogenproblematik im Landkreis Waldshut. Diesmal geht es um Eindrücke und Entwicklungen in der Stadt Waldshut-Tiengen und die Frage: Ist die Große Kreisstadt ein Drogen-Hotspot im Kreis Waldshut?
Laut Kriminalstatistik wurden im vergangen Jahr 257 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (Btm-G) in der Großen Kreisstadt aktenkundig, das sind die meisten im Landkreis. Damit liegt die Zahl auf dem Niveau von 2015 (255 Drogendelikte). Jürgen Wiener, stellvertretender Amtsleiter im Ordnungsamt der Stadt Waldshut-Tiengen, sagt: „Wir empfinden Waldshut nicht als speziellen Drogen-Hotspot.“
Gibt es Orte, die das Ordnungsamt besonders im Auge hat?
Speziell den Busbahnhof Waldshut, den Viehmarktplatz, die beiden großen Fußgängerzonen, die Schulzentren, das Rheinufer und den Wutachdamm sowie den Bereich um die Schlossgarage in Tiengen habe man bei Kontrollgängen besonders im Auge. „Dies jedoch eher im Bereich der Prävention und der Ordnungsstörungen“, erklärt Wiener.

Dabei gehe es um Ruhestörungen, Streitigkeiten, Vermüllung und allgemeine Verstöße gegen die städtische Polizeiverordnung. Speziell in „Randzeiten“ habe die Stadtpolizei vermehrt Berührungspunkte mit Drogendelikten.
Wenn ein Ort bekannt ist, taucht das Problem an anderer Stelle wieder auf?
Dieses Phänomen könne man für Waldshut-Tiengen „eher nicht bestätigen“. Bisher habe kaum eine Verlagerung innerhalb des Stadtgebietes stattgefunden. Sollte es vorkommen, würden die entsprechenden Örtlichkeiten häufiger kontrolliert und die Plätze durch Veränderung der Beleuchtung, eventuell auch durch zeitweilige Deaktivierung der W-Lan-Verbindungen unattraktiv gemacht. „Auch die offene Jugendarbeit bringen wir an solchen Örtlichkeiten zum Einsatz“, erläutert Wiener.
Werden durch die Stadtpolizei mehr Drogendelikte festgestellt?
„Ja, durch den Einsatz der Stadtpolizei werden definitiv auch mehr Drogendelikte festgestellt“, sagt der Stadtbedienstete. Seit März hat Waldshut-Tiengen als einzige Kommune im Landkreis Waldshut eine Stadtpolizei, die mit Alexander Rode und Patrick Selmer grundsätzlich aber nicht zur Strafverfolgung eingesetzt sei. Dies sei Sache der Polizei. „Da die Ordnungsstörungen immer wieder mit Straftaten einhergehen, fallen auch Zufallsfunde von Betäubungsmitteln an“, sagt Jürgen Wiener. Ein Grund sei, dass die Stadtpolizei nachts und an den Wochenenden eingesetzt werde, wo die Stadtverwaltung aufgrund der personellen Situation bisher keine Präsenz zeigen konnte.
Was tut die Stadt für die Aufklärung von Jugendlichen?
„Drogen, legale und illegale, gehören sehr häufig zur Lebenswirklichkeit von Jugendlichen und Heranwachsenden. Und sind damit automatisch Teil der Arbeit mit Jugendlichen“, sagt Jürgen Wiener. Sozialpädagogen arbeiten präventiv, aufklärend und begleitend. Diese Haltung entspreche der sogenannten „Akzeptanzorientierung“. Hierbei steht nicht die Entwöhnung der Süchtigen im Vordergrund, sondern die Verbesserung ihrer Lebenssituation bei gleichzeitiger Akzeptanz des Drogenkonsums.
Ausschließlich abstinenzorientierte Konzepte hätten sich in der Drogenpolitik als weitgehend nicht tragfähig erwiesen. Im Rahmen der offenen Jugendarbeit liege in Waldshut-Tiengen der Fokus auf dem Aufbau einer tragfähigen Beziehung. „Wir können hier behaupten, dass Onur Harbelioglu, René Herklotz und Alexander Rombach in sehr gutem Kontakt mit ihren Jugendlichen stehen, auch in diesen pandemischen Zeiten“, sagt Jürgen Wiener.