Die Älteren unter uns erinnern sich noch an die Vor-Digitale-Zeit, als in Supermärkten Anschlagstafeln existierten, wo die Kundschaft unter den Rubriken „Verkaufe“ oder „Suche“ Zettel für Privatanzeigen anheften konnte. Eine viel größere Reichweite bieten natürlich die Anzeigensparten der Tageszeitung. Und wer mit dem Aufmerksamkeitsgrad ganz hoch hinaus will, der chartert ein Flugzeug und lässt ein auffälliges Anzeigenbanner über den Köpfen der potentiellen Zielgruppe flattern.
Aber es geht auch ganz bodenständig, wie ein Beispiel aus der Waldshuter Wallgrabenstraße zeigt. Was ein Verkäufer dort anbietet, ist stattlicher als antikes Mobiliar oder ein Ziernadelbaum: nämlich ein ganzes Haus. Das wird allerdings nicht gleich auf den ersten Blick klar. Denn das „zu verkaufen“-Schild ist zwar mannshoch, aber super-schmal ausgefallen und senkrecht an einem super-schmalen Balkon-Stützpfeiler fixiert worden.
Dass nicht nur die Betonstütze, sondern tatsächlich das gesamte Gebäude drum herum – immerhin ein Anwesen aus dem 17. Jahrhundert mit sechs Wohnungen und einem Buchladen – zum Verkauf steht, dringt bei diesem Anzeigenformat leider erst im zweiten Anlauf ins Bewusstsein. Über die Effizienz einer solchen Schmalspur-Anzeige lässt sich streiten. Aber in Zeiten, da Online-Marketing immer neue Blüten treibt, wirkt das Ganze irgendwie auch sympathisch – „back to the roots“ quasi. Aber klaro: Auch diese Verkaufs-Aktion ist auf klingende Münze aus (Verkaufen ist keine Kunst – dabei verdienen aber schon); deshalb wird die Immobilie natürlich auch im Internet angepriesen. Es werden noch Wetten angenommen, auf welchem Verkaufskanal am Ende der Rubel rollen wird...