Viele kennen Petra Jehles Stimme aus dem Radio, wo ihre in der Regel auf Hochdeutsch eingesprochenen Beiträge aus dem Landkreis Waldshut gesendet werden. Die Journalistin kann aber auch anders: nämlich Alemannisch schwätzen. Den Dialekt hat Jehle, die im Waldshut-Tiengener Ortsteil Aichen aufwuchs, sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Näheres darüber erfahren Leser der neuesten Ausgabe des Kreisjahrbuchs, das die Mundart in den Mittelpunkt stellt.

Petra Jehle ist eine von sechs porträtierten Menschen aus dem Landkreis, die einen engen Bezug zum Alemannischen haben. Mit dabei ist auch der Leiter der Alemannenschule Wutöschingen, Stefan Ruppaner, der Waldshuter Stadtführer Willy Riegger, der 2020 in einer Fernsehsendung mit Kai Pflaume seinen Dialekt vorstellte, und die Hotzenwälder Autorin Sandhya Hasswani mit indischen Wurzeln, die ein Buch auf Alemannisch veröffentlicht hat.

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„Dialekt ist ein Schatz und ein Reichtum, der gleichzeitig Weite schafft und die Menschen verbindet“, erklärt Landrat Martin Kistler bei einem digitalen Pressegespräch, in dem er gemeinsam mit Susanna Heim das knapp 100-seitige Werk vorstellt. Die Leiterin des Amts für Kultur, Archivwesen und Öffentlichkeitsarbeit hat mit ihrem Team das Kreisjahrbuch zusammengestellt. „Was interessiert Menschen mehr als Menschen?“, beschreibt sie das Konzept, Protagonisten zu einem bestimmten Thema in den Fokus zu rücken.

Neben den sechs Porträts bietet das Kreisjahrbuch, das das Landratsamt in einer Auflage von 800 Exemplaren herausgibt, eine Sprachkarte des Landkreises, die mit Hilfe der Universität Freiburg entstanden sei. Im Buch ist außerdem ein Text des Dachsberger Künstlers Conrad Schierenberg abgedruckt – auf Hochdeutsch und Alemannisch – sowie ein Beitrag des früheren Bundestagsabgeordneten Thomas Dörflinger. Und die Waldshut-Tiengener Kulturamtsleiterin Kerstin Simon blickt auf die Geschichte des Alemannischen Literaturpreises zurück. „Ich habe diesen Text unheimlich gern gelesen“, sagt Heim dazu.

Als „spannend“ bezeichnet Kistler eine Umfrage des Landratsamts zu den Lieblingsdialektwörtern der Befragten. Einige Beispiele wie „Schnuderlumpe“ für Taschentuch und „Schlotzer“ für Lutscher haben ebenfalls Einzug ins Kreisjahrbuch gefunden. „Ein rundes, gelungenes Werk“ nennt der Landrat die Ausgabe, die wie immer mit der Jahreschronik des Landkreises endet.

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