Es war ein Abend, an dem der Dialekt in all seinen Facetten zelebriert wurde: Sandhya Hasswani, Autorin und Journalistin aus dem Hotzenwald, stellte ihr neues Buch in der Rotmooshalle in Herrischried vor. Entgegen der vielfach thematisierten Frage – ob die Dialekte aussterben werden ? – bewies die Lesung, dass das Alemannische tief in den Herzen der Menschen auf dem Hotzenwald verwurzelt ist. „Der Dialekt ist eine Brücke, der uns mit unserer Heimat verbindet“, erklärt Hasswani.
Unzertrennbar seien die Heimat und die Sprache miteinander verbunden – ein Grund mehr für die Schriftstellerin ihr Buch „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“ in alemannischer Mundart zu verfassen. Der Abend wurde vom Arbeitskreis „Kultur uff‘m Wald“ initiiert – einer von insgesamt sieben Arbeitskreisen des Vereins Aktiver Hotzenwald. Durch den Abend führte Bernd Kühnel, der die Zuschauer mehr über die Hintergründe des Buches und der alemannischen Sprache erfahren ließ. Mit Markus Manfred Jung und Christian Lueg bekam das Lektorat in der Gesprächsrunde ein Gesicht.
Aus dem Leben gegriffen
Die 51 Geschichten des Buches entstammen aus dem puren Leben und stellen für Markus Manfred Jung eine Seltenheit dar. „Es ist kein Kinderbuch – es ist ein Buch für Erwachsene, die Kinder lieb haben“, erklärt der Lektor. Denn die Inhalte der Geschichten entstammen aus dem Elterndasein der Autorin selbst. „Die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen, diese muss man so erzählen, wie sie gewesen sind und nichts dazu erfinden“, so Jung. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die ausgewählten Stücke von Sandhya Hasswani die Zuschauer zum Lachen brachten. Denn was macht eine Mutter, wenn das Töchterlein Hanni in der Basler-Tram einem fremden Jungen an den Haaren zieht? Und wie gut klappt das Kinderhüten, wenn die Mutter mal aus dem Haus ist? Dem ein oder anderen mögen diese Erzählungen ähnlich Erlebtes wieder in Erinnerung rufen.
Liebe zum Alemannischen
Die Liebe zur Sprache und zum kreativen Schreiben entdeckte die heute 34-jährige Sandhya Hasswani schon in jungen Jahren. Über ihre „Tante Gotte“ und Freunde in ihrem Umkreis fand sie den Zugang zum Alemannischen. Denn: „Aufgewachsen bin ich mit dem Hochdeutschen“, erklärt sie. Für den Autor und Mundartdichter Jung eine „Sensation“: „Sie nimmt sich dieser Sprache an, die gar keine Schriftsprache ist. Sie hat das Selbstbewusstsein, das Interesse und die Liebe zur Sprache, obwohl es nicht ihre Muttersprache ist“, findet er lobende Worte an Hasswani gerichtet.
Auch die Jury des Gerhard-Jung-Wettbewerbs konnte sie bereits 2015 und 2018 mit ihrer Lyrik und Prosa überzeugen. Und auch „Tante Gotte“, die ebenfalls an der Lesung anwesend war, ist mächtig stolz: „Das ist wunderbar, wie weit sie es geschafft hat. Ich wünsche mir, dass sie weiterhin so einen Erfolg hat.“ Darüber hinaus ist sie Beisitzerin der Muettersproch-Gsellschaft, welche die größte Interessensvertretung der Mundartsprecher in der Region darstellt.
Pflege der Mundart
Bereits im Jahr 1965 hat sich die Muettersproch-Gsellschaft gegründet – mit dem Ziel, die alemannische Mundart zu erhalten und zu pflegen. „Aus dem politischen Verruf“ sollte der Dialekt herauskommen und stattdessen als das angesehen werden, was er ist: „Eine Sprache, wie jede andere auch“, findet Markus Manfred Jung. Mit 17 regionalen Gruppen deckt der Verein das Gebiet von Konstanz bis Lörrach und Offenburg ab – denn regionale Unterschiede im Dialekt finden sich auch heute noch. Zusammen mit dem Verein „schwäbische mund.art“ rief die „Muettersproch-Gsellschaft“ das Projekt „Mundart in der Schule“ ins Leben. Auch hier engagiert sich Sandhya Hasswani und besucht Schulklassem am Hochrhein, um ihnen die alemannische Sprache zu vermitteln und näherzubringen.