Herr Weber, beim Urnengang am vergangenen Sonntag hat jeder vierte Wähler gegen Sie votiert. Hat Sie das Abschneiden Ihres Gegenkandidaten Jürgen Ravener überrascht? Dieser war ja kommunal-politisch bislang ein völlig unbeschriebenes Blatt...
Natürlich wäre mir ein Ergebnis in Richtung 80 Prozent lieber gewesen. Wenn man Ihre Frage umdreht, so haben drei von vier Wählern für meine Politik gestimmt. Und bei meinem Mitbewerber würde ich persönlich niemals von einem unbeschriebenen Blatt sprechen. Mit beinahe 62 Prozent hatten wir eine für Bürgermeisterwahlen außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung – natürlich im Zuge der Landtagswahl. Richtig ist, ich konnte von der höheren Wahlbeteiligung nicht in dem Maß profitieren, wie ich mir das erhofft hatte.
Was vermuten Sie als Ursache für die vielen Gegenstimmen, in Rheinheim waren es immerhin fast 36 Prozent?
Man muss sehen, dass wir seit nunmehr 12 Monaten in einer Pandemie mit nicht absehbarem Ende stecken und die vielen Verbote und Untersagungen tagtäglich vom Rathaus-Chef auszusprechen sind. Auch die laufenden Quarantäne-Überprüfungen sind für die Menschen nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Da kann ich Vorbehalte der direkt Betroffenen gegenüber mir als dem Verantwortlichen durchaus verstehen. Nach den bei mir eingegangenen Zuschriften waren zudem die Themen Kindergartenschließungen und Kindergartengebühren ganz wesentlich für den Wahlkampf. Mir hat auch der direkte Kontakt zu den Bürgern gefehlt, ausgerechnet in einer Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger von Staatsversagen auf allen Ebenen sprechen.
Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem Wahlergebnis im Hinblick auf Ihre künftige Arbeit als Bürgermeister?
Ich werde auch künftig für alle Küssaberger ansprechbar bleiben, egal, ob diese mir ihre Stimme gegeben haben oder nicht. Zunächst kann ich nur hoffen, dass wir die Pandemie schneller in den Griff bekommen, als dies heute absehbar ist. Einigen Bürgerinnen und Bürgern war wohl auch unser hohes Tempo der letzten acht Jahre suspekt. Dafür war und bin ich alleine verantwortlich. Erschwerend laufen in unserer Gemeinde seit einiger Zeit drei äußerst umstrittene Bauprojekte. Bei der Ortsmitte Kadelburg können Gemeinderat und Bürgermeister direkt Einfluss nehmen. Wenn dort die Verkehrssituation geklärt ist, müssen wir prüfen, was umsetzbar ist und was nicht.