Viele Arten, kommen erst seit einigen Jahren auch in unserer Heimat vor. Einige gelten als invasiv, andere sind durchaus nützlich. Schuld an der Verbreitung sind neben dem Klimawandel auch der Mensch durch etwa Einschleppung über Schiffe oder Flugzeuge. Hier fünf Tiere im Überblick.

1. Spinnenläufer: Flink auf vielen Beinen

Spinnenläufer (Scutigeracoleoptrata) sieht man in den vergangenen Jahren häufiger, meistens abends oder nachts, wenn sie an den Wänden entlanghuschen. Die Tiere gehören zur Klasse der Hundertfüßer und stammen ursprünglich aus dem mediterranen Raum. Durch sowohl Klimawandel als auch Einschleppung durch den Menschen ist die Art Scutigera coleoptrata aber inzwischen auch in Teilen Asiens, Afrikas, Amerikas sowie Australien verbreitet.

Der Spinnenläufer kann so manchem einen Schreck einjagen, wenn er plötzlich an einer Wand entlang huscht. Doch der nachtaktive Räuber ...
Der Spinnenläufer kann so manchem einen Schreck einjagen, wenn er plötzlich an einer Wand entlang huscht. Doch der nachtaktive Räuber fängt zahlreiche Schädlinge wie Silberfischchen oder Hausschaben und ist daher sehr nützlich. | Bild: SK-Archiv

Wie weit verbreitet sie in Baden-Württemberg sind, ist nicht bekannt. Eine Ahnung gibt die Fundsammlung des BUND-Ortsvereins Bretten. Mitwirkende schicken seit 2015 ein, wo sie das Tier gefunden haben.

Natürlicherweise ist die Karte Bretten-zentriert. Das Tier ist sehr viel weiter verbreitet. Sie Karte gibt aber Auskunft über die Geschwindigkeit, mit der sich der Spinnenläufer ausgebreitet hat.

Wer erstmals einen der nachtaktiven Räuber sieht, mag vielleicht erschrecken oder sich sogar ekeln. Die Gliederfüßer können immerhin bis zu 15 Zentimeter lang werden. Der Rumpf selbst ist meist nicht länger als zwei bis drei Zentimeter, einen Großteil der Körperlänge machen Beine und die beiden seitlich sitzenden Antennen aus. So wirken die Tiere viel größer als die meisten Hausspinnen.

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Spinnenläufer sind für den Menschen ungefährlich, da die Tiere mit ihrem Biss die menschliche Haut normalerweise nicht durchdringen können. Gelingt es dennoch, kann der Biss schmerzhaft sein und allergische Reaktionen auslösen. Da Spinnenläufer aber nicht angriffslustig sind und in der Regel fliehen, besteht keine Gefahr.

Flinke, nützliche Jäger

Spinnenläufer können nützlich sein, da sie zahlreiche kleineren Tiere jagen, die im Haus mitunter als Schädlinge auftreten. Das Nahrungsspektrum beinhaltet etwa Fliegen, Motten, Silberfische, Spinnen oder Schaben. Die geschickten Jäger können sogar Fliegen aus der Luft fangen.

Die Tiere sind äußerst flink. Etwa einen halben Meter pro Sekunde können sie zurücklegen, was etwa einem Tempo von anderthalb Kilometern pro Stunde entspricht. Wer also einen Spinnenläufer lieber aus der Wohnung befördern möchte – etwa mit einem drübergestülpten Glas und einem untergeschobenen Papierstück – muss selbst schnell genug sein.

2. Asiatische Tigermücke kann Krankheiten übertragen

Bei hohen Temperaturen über 20 Grad Celsius kann es zu einer Mückenplage kommen. Das Risiko von einer Mücke gestochen zu werden steigt. Neben der herkömmlichen Stechmücke verbreitet sich am Rhein und am Bodensee auch die Asiatische Tigermücke (lateinisch Aedes albopictus) weiter.

Asiatische Tigermücke an einem Pflanzenstängel.
Asiatische Tigermücke an einem Pflanzenstängel. | Bild: Landratsamt Rottweil

Laut Friedrich Löffler Institut kann sie für bestimmte Gruppen von Vögeln, für Pferde und für Menschen gefährlich sein, wenn übertragene Erreger das Zentralnervensystem befallen.

Die gestreifte schwarz-weiße Musterung gab der Tigermücke ihren Namen.
Die gestreifte schwarz-weiße Musterung gab der Tigermücke ihren Namen. | Bild: Landratsamt Rottweil

Erstmals gesichtet wurden Eier der Tigermücke 2007 an einer Autobahn-Raststätte bei Weil am Rhein. Seither nimmt die Mücke große Teile von Baden-Württemberg für sich ein.

Wer die Tigermücke entdeckt, sollte sie melden

Auffällig bei der Asiatischen Tigermücke ist die gestreifte schwarz-weiße Musterung der Beinchen. Konkret sind am hinteren Beinpaar fünf weiße Ringe an den sogenannten Tarsengelenken erkennbar. Weitere Merkmale sind der weiße Streifen vom Kopf zwischen den Augen bis zum Körper sowie die Körpergröße von 3 bis 10 mm, also kleiner als eine 1-Cent-Münze. Die mit 16 mm größeren Eier der asiatischen Mücke werden bevorzugt in stehende Gewässer abgelegt.

Die Mücken legen ihre Eier auf der Oberfläche stehender Gewässer, zum Beispiel in Blumenuntersetzer, ab. Aus den Eiern entwickeln sich ...
Die Mücken legen ihre Eier auf der Oberfläche stehender Gewässer, zum Beispiel in Blumenuntersetzer, ab. Aus den Eiern entwickeln sich Larven im Wasser, die sich dort verpuppen und später schlüpfen. | Bild: Steffi Weickert

Für die Eiablage werden mit Wasser gefüllte, kleine oder große Untersetzer, Vogeltränken, Eimer, Gießkannen oder Regentonnen genutzt. Für den Menschen gilt es, diese trocken zu legen, wenn möglich mit heißem Wasser auszuwaschen, um das Schlüpfen weiterer Larven zu verhindern.

Wer vermutet, Asiatische Tigermücken im Garten zu haben, sollte den Fund bei den örtlichen Behörden melden. Grund hierfür ist, die Ausbreitung einzuordnen und kontrollieren zu können. Die Asiatische Mücke, die über Handelswege aus dem südostasiatischen Tropen eingeschleppt wurde, kann potenziell tropische Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren übertragen.

3. Die Asiatische Hornisse jagt Honigbienen

Sie ist deutlich an ihrem überwiegend schwarzen Hinterleib, der nur wenige gelblichen Streifen aufweist, zu erkennen. Brust und Kopf sind ebenfalls schwarz. Mit etwa drei zentimetern Größe ähnelt sie der europäischen Hornisse. Im Frühling lassen sich in den noch laubfreien Baumkronen die großen Nester der Asiatischen Hornisse (lat. Vespa velutinaNigrithorax) gut entdecken.

Bild eines Primärnestes der Asiatischen Hornisse von Reiner Jahn.
Bild eines Primärnestes der Asiatischen Hornisse von Reiner Jahn. | Bild: Reiner Jahn

Die Asiatische Hornisse jagt Honigbienen, frisst aber auch Fliegen, Käfer und Wildbienen. Die invasive Art tritt als Fressfeind auf und verdrängt am Hochrhein dabei nicht nur ganze Bienenvölker, sondern auch unsere heimische Biodiversität. Laut dem Deutschen Bienenjournal werden die Sekundärnester bis zu einem Meter hoch und bis zu 80 Zentimeter breit. Primärnester sind deutlich kleiner. Für den Menschen sind die Stiche laut Nabu nicht gefährlicher als die einheimischer Wespenarten.

Seit Mai 2023 hat das Land eine Meldeplattform für die Asiatische Hornisse eingerichtet. Auf dem Meldeportal der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg können Bürger Hornissen-Sichtungen und Nester der Tiere mitteilen. In Baden Württemberg waren es 2023 etwa 550 Nester – eine Verzwanzigfachung gegenüber dem Jahr davor. In Rheinland-Pfalz wurden rund 430 Nester gemeldet und entfernt.

4. Die Hirschlausfliege wird auch „fliegende Zecke“ genannt

Die Hirschlausfliege wird als fliegende Zecke bezeichnet. Sie befällt auch Menschen und kann ein Bakterium übertragen, das im Verdacht steht, beim Menschen einen juckenden Hautausschlag auszulösen. Nun sind solche Fälle in Arztpraxen am Hochrhein noch unbekannt.

Früher als sonst ist die blutsaugende Hirschlausfliege unterwegs. Gefährlichkeit und Verbreitung des Parasiten sind kaum erforscht.
Früher als sonst ist die blutsaugende Hirschlausfliege unterwegs. Gefährlichkeit und Verbreitung des Parasiten sind kaum erforscht. | Bild: Katrin Mädler

Bei Tierärzten aber ist die Hirschlausfliege durchaus Thema, vor allem wenn sie Pferde behandeln. „Die haben in den vergangenen Jahren eindeutig zugenommen. Sie tauchen in Schwärmen auf, sagt Lisa Hönig, Tierärztin am Tierärztlichen Kompetenzzentrum Altano in Wehr Und kam das früher eher am Ende des Sommers vor, seien sie jetzt den ganzen Sommer unterwegs, so die Veterinärin.

Pferde gehen beim Biss der Fliege durch

Und ein Biss der Fliege sei für die Pferde „unfassbar unangenehm“, wie Hönig sagt. „Die rasten richtig aus, gehen durch, bocken und versuchen die Tiere loszuwerden“, erklärt sie. Und das könne auch für die Reiterin und den Reiter gefährlich werden. Wobei es wenig Möglichkeiten gebe, dem Pferd zu helfen. Es mit Wasser abzuspritzen, sei eine Möglichkeit. Oder es mit einer Fliegendecke abzudecken, damit es erst gar nicht zum Biss kommt. Rund um Wehr und im Hotzenwald werde sie oft zu Hirschlausfliegen-Einsätzen gerufen, erzählt Hönig. Wobei die Pferdehalter die Ursache für das Leiden ihrer Tiere oft gar nicht wüssten.

Hauke Schneider, Vorsitzender des Naturschutzbundes Nabu Waldshut-Tiengen und Umgebung, kennt die Hirschlausfliege von seiner Arbeit der Beringung von Zugvögeln wie Schwalben. „In deren Gefieder sitzen die Insekten, saugen deren Blut und fliegen versteckt mit bis Afrika“, sagt er. Sie seien wegen ihres flachen Körperbaus auch nur schwer zu entfernen, so Schneider. Es sei indes unklar, ob die Insektenart den Vögeln schade oder nicht.

5. De Nosferatu-Spinne ist seit 20 Jahren hier daheim

Die Nosferatu-Spinne heißt so, weil sie aufgrund ihrer Zeichnung auf dem Rücken an einen Vampir erinnert. Sie tauchte vor rund 20 Jahren zum ersten Mal in Deutschland auf und ist heute nahezu überall verbreitet.

Die Nosferatu-Spinne wird in Baden-Württemberg immer häufiger gesichtet.
Die Nosferatu-Spinne wird in Baden-Württemberg immer häufiger gesichtet. | Bild: Robert Pfeifle

Für Experten muss man sich aber trotz des Namens nicht vor der Spinne fürchten. Ihr Biss sei nicht gefährlich, meist nicht schmerzhafter als ein Mückenstich. Eher hätten die Tiere Angst vor dem Menschen.

Tipp: Kommt es zur Begegnung in der Wohnung, die Spinne nicht töten, sondern mit Hilfe eines Glases einfangen und draußen wieder freilassen. Gerade im Winter empfiehlt es sich, sie eher im Keller oder der Garage auszusetzen. Im Freien könnte es für sie zu kalt sein.