Norbert Lüttin machte es extrem spannend, als er beim Seniorenkreis Görwihl im Lamm in Rüßwihl sein Referat zur nie realisierten Eisenbahn im Hotzenwald hielt.

Buchautor und Referent Norbert Lüttin aus Görwihl hält beim Seniorenkreis Görwihl einen spannenden Vortrag über die Bahnlinien im ...
Buchautor und Referent Norbert Lüttin aus Görwihl hält beim Seniorenkreis Görwihl einen spannenden Vortrag über die Bahnlinien im Hotzenwald. | Bild: Fotostudio M

Als Profi seines Faches legte Lüttin fulminant los. Er berichtete von der Erfindung der Dampfmaschine in England 1769 bis hin zur ersten Lok. Vor exakt 250 Jahren wurde die erste Bahnstrecke im englischen Darlington gebaut und zehn Jahre später die berühmte Strecke in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth. Die Entwicklung der Bahnstrecken war gewaltig, und 1885 hatte Deutschland mit knapp 40.000 Kilometern das größte Streckennetz in Europa.

Auch das Militär erkannte den Nutzen der Bahn und forcierte den Bau von neuen Strecken zum Transport von Truppen und Material. Die leistungsfähige Bahn soll beim Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zum Sieg beigetragen haben.

Ende des 19. Jahrhunderts werden im Schwarzwald mehrere Bahnlinien gebaut

Von 1840 bis 1863 wurde die badische Hauptbahn von Mannheim über Freiburg und Basel auf einer Länge von 412,7 Kilometer bis nach Konstanz gebaut. 1863 bis 1873 folgte der Bau der Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Singen und der Bau der sehr anspruchsvollen Höllentalbahn, der steilsten Normalspurbahn in Deutschland mit 5,5 Prozent Steigung. Die Mittel wurden knapp. Dadurch verzögerte sich der Bau nach Donaueschingen um zehn Jahre und wurde 1901 vollendet.

Bild 2: Unverwirklichte Bahnträume: Mit dem Zug von Säckingen über den Hotzenwald direkt nach St. Blasien
Bild: Müller, Cornelia

Die Projektierung der Hotzenwaldbahn startete 1908, gebaut wurde ab 1912. Der Bahnhof in St. Blasien wurde zwar gebaut, ging aber als einziger Bahnhof ohne Gleise in die Geschichte ein. Durch den Ersten Weltkrieg verzögerte sich alles und es wurde nur bis Seebruck gebaut. Die Einweihung erfolgte 1926, die Strecke erhielt den Namen „Ewigkeitsbahn“. Ein weiteres Novum: In St. Blasien wurde die Motorengesellschaft gegründet, welche die Postkutschen ablöste. Ab 1921 wurden die Güter mit Elektro-Pritschenwagen hoch nach Seebruck transportiert.

1907 leben im Hotzenwald ähnlich viele Einwohner wie heute

Eine Verbindung von der Höllentalbahn zur Hochrheinstrecke fehlte. Im Hotzenwald ging die Ära der Hausweberei zu Ende. Die Einwohnerzahl um 1907 war mit heute vergleichbar. Die Seifenbandwebereien kamen auf, doch es gab nur drei Straßenverbindungen: von Wehr nach Todtmoos, Albbruck nach St. Blasien und von Murg nach Hottingen. Die Not war groß und in einer Volksversammlung 1907 wurde die Forderung einer Eisbahnlinie durch den Hotzenwald unterstützt.

Voller Saal: Beim spannenden Vortrag von Nobert Lüttin fanden über 40 Zuhörer den Weg ins „Lamm“ nach Rüßwihl, um etwas über die ...
Voller Saal: Beim spannenden Vortrag von Nobert Lüttin fanden über 40 Zuhörer den Weg ins „Lamm“ nach Rüßwihl, um etwas über die Hotzenwaldbahn zu erfahren. | Bild: Hans-Jürgen Sackmann

Gleich vier Varianten wurden vorgeschlagen. Wobei die Höchenschwander und die Schlüchttaler Linie nie ernsthaft in Erwägung gezogen wurden wegen mangelnder Bevölkerungszahlen. Auch die Albtallinie über Görwihl wurde verworfen, da zu wenig Orte eingebunden wurden. So sollte die Hotzenwaldlinie gebaut werden. Die Trasse führte von Laufenburg nach Hänner mit einer Schlaufe nach Oberwihl, Hottingen, Herrischried, Todtmoos über Ibach bis nach St. Blasien mit aufwendigen Tunnelbauten. Es sollten die Webereien und der aufkommende Tourismus in Todtmoos unterstützt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Finanznot in Baden wurde durch den Ersten Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise immer größer. Die Länderbahnen gingen in die Reichsbahn über. Letztlich sah die badische Regierung in Karlsruhe aus finanziellen Gründen keine Chance für den Bau der Hotzenwaldlinie. Auch der Weiterbau der Dreiseenbahn von Seebruck erfolgte nicht. Man konnte in St. Blasien Fahrkarten lösen, aber erst in Seebruck in den Zug einsteigen. Vor zwei Jahren wurde der Bahnhof ohne Gleis abgerissen.