An einem Morgen im Oktober kurz vor 6 Uhr begegnete eine Autofahrerin bei Nollingen/Rheinfelden einer Wildschweinrotte. Laut Polizeimeldung rannten die Tiere aus den Feldern auf der rechten Seite unvermittelt über die Fahrbahn. Eines von ihnen erwischte die Frau mit der vorderen linken Fahrzeugseite. Das Tier wurde schwer verletzt und musste im Nachgang vom zuständigen Jagdpächter geschossen werden. Die Fahrerin kam mit dem Schrecken davon, am Auto entstand ein Sachschaden von 700 Euro.
Unfälle mit Rehen und Wildschweinen häufen sich im Frühjahr und Herbst
Derartige Vorfälle sind auf Deutschlands Straßen trauriger Alltag. Laut ADAC wurden rund 272.000 Wildunfälle den Autoversicherern im vergangenen Jahr gemeldet. Das geht aus der aktuellen Wildunfall-Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Rechnerisch kracht es in Deutschland also etwa alle zwei Minuten in Verbindung mit Rehen, Hirschen oder Wildschweinen.

Besonders hoch ist das Risiko in den Monaten April und Mai sowie zwischen Oktober und Dezember. Besonders in der Dämmerung gilt es, vorsichtig zu fahren, weil dann mehr Tiere unterwegs sind. Dabei spielt durchaus auch die Zeitumstellung im Frühjahr und im Herbst eine Rolle: „Die Dämmerung fällt jetzt mit den Stoßzeiten des Berufsverkehrs zusammen, das ist fatal“, bestätigt Bernhard Kallup, Kreisjägermeister der Badischen Jäger Kreisverein Waldshut.
Was tun nach einem Wildunfall?
„Wildunfälle werden in vielen Fällen von den zuständigen Jagdpächtern aufgenommen“, berichtet Polizeipressesprecher Mathias Albicker auf Anfrage dieser Zeitung.
Sein Hinweis: „Das verendete Wild darf auf keinen Fall mitgenommen werden. Es liegt dann eine Strafbarkeit wegen Jagdwilderei vor“, so Mathias Albicker. Im Fall einer Kollision mit einem Wildtier müssen entweder die Polizei unter der Rufnummer 110 oder, sofern bekannt, der zuständige Jagdpächter umgehend informiert werden, klärt Bernhard Kallup auf.
Der Jagdpächter fährt sodann zur Unfallstelle und nimmt üblicherweise die Waffe mit. Ist das angefahrene Tier verendet, nimmt der Jagdpächter es zur Entsorgung mit. Ist es geflüchtet und wird nach einer Nachsuche verletzt aufgefunden, gibt der Jagdpächter einen Fangschuss ab, um es zu erlösen.

Unfälle können verheerende Auswirkungen haben
Fatal kann ein Unfall mit einem großen Wildtier, zum Beispiel Rotwild, enden. Dabei besteht die Gefahr, dass das bis zu 200 Kilo schwere Tier in den Innenraum des Fahrzeugs geschleudert wird. Auch ein Wildschwein bringt mühelos vier Zentner auf die Wage. Bei einer Kollision hat dies natürlich beträchtliche Auswirkungen.
Kommt es zu einem Wildunfall, heißt es Ruhe bewahren – Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen und die Unfallstelle absichern. Bernhard Kallups Bitte an unbeteiligte Verkehrsteilnehmer: „Langsam und vorsichtig an der Unfallstelle vorbeifahren.“ Dieser Hinweis scheint ihm gerade aus persönlicher Erfahrung heraus sehr wichtig zu sein, denn es zeige sich allzu häufig, dass Autofahrer trotz Warnblinkanlage an einem Unfallfahrzeug vorbeirasen und dabei die Beteiligten gefährden.
Verletzte oder verendete Tiere niemals ohne Handschuhe anfassen
Noch ein Hinweis: Autofahrer sollten verletzte Tiere nicht anfassen. Soll ein totes oder verletztes Tier an den Randstreifen gezogen werden, um Folgeunfälle zu vermeiden, sind dafür Handschuhe erforderlich – aufgrund des Infektionsrisikos und der Verletzungsgefahr das Tier niemals mit bloßen Händen anfassen. „Für die Versicherung stellen Jagdpächter oder Förster eine Wildschadenbescheinigung aus“, erklärt Christian Buric, Sprecher ADAC Autoversicherung.
Sein Tipp: „Um folgenschwere Wildunfälle zu vermeiden, sollten Autofahrer vorausschauend fahren und bei erhöhtem Risiko den Fuß vom Gas nehmen und bremsbereit sein.“
Häufig überqueren Tiere die Straßen in Waldabschnitten und an Feldrändern. Auch Christian Buric weiß: Besonders hoch ist die Gefahr in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel. Taucht ein Tier am Straßenrand auf, gilt: Deutlich langsamer werden oder sogar ganz abbremsen, das Fernlicht ausschalten und hupen. Riskante Ausweichmanöver sollten dagegen vermieden werden.