Der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine stellt die Kreis-verwaltung vor Probleme und Rätsel. Einerseits geht die Sozialbehörde von zusätzlichem Personalbedarf aus, der am Arbeitsmarkt kaum zu decken ist. Andererseits ist die Zahl der zu erwartenden Kriegsflüchtlinge schwer abzuschätzen.

Sozialamtsleiter Axel Albicker musste jüngst vor dem Kreistag etliche Fragen offen lassen. Ohne den Einsatz vieler Ehrenamtlicher, privat oder in Helferkreisen, wäre der Zustrom kaum zu bewältigen gewesen, berichtete der Amtsleiter.

Offiziell waren am 6. Mai rund 93.000 Menschen aus dem Kriegsland in Baden-Württemberg registriert, knapp 2.000 im Kreis Waldshut. Vorsorglich ließ die Kreisbehörde die Hotzenwaldhalle in Görwihl zur Notbelegung für 74 Flüchtlinge aufrüsten.

Die allermeisten Geflohenen fanden am Hochrhein privat eine Unterkunft. Die weitere Unterbringung, die Integration der Kinder in Schulen und Kitas und die Integration der Erwachsenen in den Arbeitsmarkt sind laut Albicker eine „große Aufgabe“ für die Verwaltung. Sie ist in Erwartung steigender Zahlen auf der Suche nach Sozialarbeitern, Hausmeistern, Heimleitern und Übersetzern. Woher die Fachkräfte kommen sollen, weiß die Verwaltung noch nicht, auch nicht, wie viele es sein werden. Im April kam zeitweise nur die Hälfte der vom Land zugewiesenen Ukrainer in den Landkreis Waldshut.

Erschwerend hinzu kommt eine vom Bund verordnete Selbstbeschäftigung in Bürokratie. Mitten im Geschehen wechselt die Zuständigkeit für die Leistungen an die Flüchtlinge von der Asylbehörde zum Jobcenter. Das bedeutet zum Beispiel, dass alle Anträge auf Sozialleistungen nach dem 1. Juni neu gestellt, geprüft und beschieden werden.

Der Krieg Russlands wird auch auf die Waldshut Kreiskasse durchschlagen. Personalleiterin Petra Dorfmeister kündigte dem Kreisparlament Anträge für neue Stellen an. „Die Kollegen sind an der Belastungsgrenze.“ Folglich würden die Personalkosten den bisherigen Rahmen sprengen. Weil der tatsächliche Bedarf angesichts des Kriegsverlaufs schwer zu schätzen sei, werde der Aufbau von Personal „bedarfsgerecht und mit Augenmaß erfolgen“, schreibt Landrat Martin Kistler in der Sitzungsvorlage.

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