Wer samstags mit dem öffentlichen Bus von Dettighofen aus zum Einkaufen fahren oder sonntags von Dachsberg aus einen Ausflug unternehmen will, ohne das eigene Auto aus der Garage zu holen, wartet an der Haltestelle vergeblich. Denn in den beiden Gemeinden sowie in weiteren Orten des Landkreises Waldshut verkehren an Wochenenden und Feiertagen keine Busse.
Dabei will der Waldshuter Tarifverbund (WTV) mit zusätzlichen Mitnahmeregelungen mehr Autofahrer vom Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr überzeugen. Seit 1. August können beispielsweise Inhaber eines Jahres-Abos an Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen einen weiteren Erwachsenen und bis zu zwei Kinder oder alle eigenen Kinder kostenlos im gesamten Tarifgebiet des WTV in Bussen und Bahnen mitnehmen, unabhängig von den gebuchten Zonen der Jahreskarte. Umgekehrt sieht das Angebot vor, dass Schüler und Auszubildende mit einer Jahreskarte an Wochenenden und Feiertagen ein Elternteil kostenlos mitnehmen können.
Doch in manchen Gemeinden oder Teilorten des Landkreises Waldshut verkehrt außerhalb von Werktagen gar kein Bus. Die Mitnahmeregelung kann dort folglich an Wochenenden nicht in Anspruch genommen werden. Wir haben beim Waldshuter Tarifverbund nachgefragt, warum manche Linien nicht täglich bedient werden und ob zusätzliche Verbindungen geplant sind.
WTV-Geschäftsführer Lothar Probst bestätigt auf Nachfrage, dass im nördlichen Landkreis in den Gemeinden Dachsberg und Ibach an Sonntagen keine Busse fahren. In Dettighofen im westlichen Landkreis wartet man samstags und sonntags vergeblich auf den Bus. Doch Probst betont: „Es ist pauschal nicht zutreffend, wenn man sagt, dass man dann das WT-Ticket beziehungsweise die Mitnahmemöglichkeit nicht nutzen kann.“
Der Geschäftsführer verweist auf die Möglichkeiten, mit Park & Ride (also das Auto am Bahnhof abstellen) oder Bike & Ride (mit dem Fahrrad zum Bahhof) beispielsweise von Dettighofen über Erzingen mit dem Zug nach Bad Säckingen und zurückzufahren. Fahrräder, auch E-Bikes, können in den Nahverkehrszügen der Hochrheinstrecke außerhalb der Pendlerzeiten (montags bis freitags zwischen 6 und 9 Uhr) kostenlos mitgenommen werden.
Auch in Jestetten und Lottstetten kommt an Wochenenden kein Bus. „Die Gemeinden sind jedoch gut über die SBB-Schiene angebunden“, erklärt Lothar Probst. Wer beispielsweise sonntags von Jestetten nach Erzingen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren will, muss den Zug nehmen und in Schaffhausen umsteigen. „Der Bedarf dieser Querverbindung ist am Wochenende nicht sehr groß“, fügt der WTV-Geschäftsführer hinzu.
Doch aus welchen Gründen werden die oben genannten Orte an Wochenenden nicht vom Busverkehr bedient? Lothar Probst erklärt dies mit der mangelnden Nachfrage: „Wir haben einen nachfrageorientierten und keinen angebotsorientierten ÖPNV beziehungsweise Buslinienverkehr im Gebiet des WTV.“ In den zuvor genannten, in der Regel kleinen Gemeinden und Ortsteilen gebe es lediglich einen überschaubaren Bedarf. „Dieser überschaubare Bedarf kann nicht vom eigenwirtschaftlichen Linienbetreiber mitfinanziert werden, sondern müsste vom Kreis oder den Gemeinden finanziert werden. Auch dort sind die finanziellen Mittel begrenzt“, fügt Probst hinzu.
„Sicher ist es wünschenswert, dass der Schienen- und Busverkehr ausgebaut wird. Auch wir wünschen das sehr.“Lothar Probst, Geschäftsführer des Waldshuter Tarifverbund
Der Geschäftsführer verweist auf mehrere Versuche von Seiten der Südbadenbus GmbH, des WTV, des Landkreises und einzelner Gemeinden, ergänzende Fahrplanangebote zu schaffen – beispielsweise auf dem Dachsberg mit einer Anbindung nach St. Blasien. „Zunächst waren Forderungen nach einem Sonntagsangebot da, leider sind dann kaum Fahrgäste mitgefahren und der Verkehr musste wieder eingestellt werden“, berichtet Probst. Bei Anfragen zur Fahrplanerweiterung werde die Abstimmung mit dem Landkreis und den Gemeinden gesucht. „Wird auch von dort ein gewisser Bedarf gesehen und mitfinanziert, können Fahrplanerweiterungen, gegebenenfalls mit Kleinfahrzeugen, umgesetzt werden“, erklärt er, anhand welcher Kriterien festgelegt wird, ob Busse täglich oder nur werktags einen Ort anfahren.
„Sicher ist es wünschenswert, dass der Schienen- und Busverkehr ausgebaut wird. Auch wir wünschen das sehr“, ergänzt Lothar Probst. Doch das Kosten-Nutzen-Verhältnis müsse stimmen. „Wir hoffen sehr, dass im Rahmen der Diskussion zum Klimawandel ein noch stärkeres Umdenken bei den Menschen stattfindet und so die Nutzung und der Bedarf beim Nahverkehr beziehungsweise Busverkehr steigt und das Fahrplanangebot weiter ausgebaut werden kann.“ Hierzu sollen dem Geschäftsführer zufolge auch die ausgeweitete Mitnahmeregelungen an Wochenenden und Feiertagen beitragen.
Gibt es Überlegungen, den Busverkehr an Wochenenden zu erweitern?
„Wir optimieren stetig die Fahrpläne. So werden zum Fahrplanwechsel im Dezember beispielsweise sonntags Taktlücken auf der Linie zwischen Waldshut und St. Blasien gefüllt“, so Lothar Probst. Auch mache sich aktuell die Südbadenbus GmbH gemeinsam mit dem Landkreis Gedanken über einen sogenannten Linienbedarfsverkehr. „Hier ist tendenziell aber eher an einen ergänzenden Fahrplan am Abend am Wochenende gedacht. Die passenden Raumschaften werden derzeit geprüft.“
Sollten in den nächsten Jahren zusätzliche Mittel im Rahmen der Klimawende für den Linienbusverkehr zur Verfügung gestellt werden, werde der Waldshuter Tarifverbund in Abstimmung mit den Verkehrsunternehmen, dem Landkreis und den Gemeinden den Ausbau des Busverkehrs allgemein und auch am Wochenende angehen, so der Geschäftsführer abschließend.