Busse fahren zu selten, sind unzuverlässig oder brauchen zu lange von A nach B. Vorurteile wie diese gegenüber dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hätten sich über Jahre in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt, merkt Sebastian Nieselt im Pressegespräch an. Der Geschäftsstellenleiter beim Waldshuter Tarifverbund (WTV) ist jedoch überzeugt: „Der ÖPNV klappt deutlich besser, als wir es von unserer Schulzeit im Kopf haben.“ Um mehr Autofahrer vom Umstieg auf Bus und Bahn zu überzeugen, erweitert der WTV zum 1. August unter anderem seine Mitnahmeregelungen und die räumliche Gültigkeit für die Inhaber von Abo-Fahrkarten.

„Der WTV will und muss seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erklärt Geschäftsführer Lothar Probst im Gespräch mit dieser Zeitung. Um die Menschen in der Region für das Thema zu sensibilisieren, baut der Tarifverbund, der 1997 gegründet wurde, um einen einheitlichen ÖPNV-Tarif im Landkreis Waldshut zu schaffen, sein Angebot aus.

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So können beispielsweise Inhaber eines Jahres-Abos ab dem kommenden Monat an Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen einen weiteren Erwachsenen und bis zu zwei Kinder oder alle eigenen Kinder kostenlos im gesamten Tarifgebiet des WTV in Bussen und Bahnen mitnehmen, unabhängig von den gebuchten Zonen der Jahreskarte. „Wenn also ein Familienmitglied ein WT-Ticket im Jahresabonnement besitzt, ist der Feiertagsausflug oder der Einkaufsbummel am Samstag quasi für die ganze Familie klimafreundlich inklusive“, erklärt Sebastian Nieselt.

Auch Schüler und Auszubildende mit einer Jahreskarte sollen von der Erweiterung der Mitnahmeregelung profitieren: „Sie können an Wochenenden und Feiertagen ein Elternteil kostenlos mitnehmen“, berichtet der Geschäftsstellenleiter. Der WTV habe sich bewusst für dieses Angebot entschieden, das zunächst probeweise bis zum Schuljahresende im Juli 2022 gilt und Lothar Probst zufolge einzigartig in Südbaden ist. „Die Schüler befassen sich mit dem Klimaschutz, was die Bewegung Fridays for Future zeigt. Wir hoffen, dass sie auch ihre Eltern sensibilisieren“, so der WTV-Geschäftsführer.

Nicht nur Angehörige von Bestandskunden sollen auf den Geschmack des öffentlichen Nahverkehrs kommen. „Wir wollen Neukunden echte Alternativen zum Auto aufzeigen“, sagt Lothar Probst. Wer bis zum 10. September ein Jahres-Abo abschließt, erhält als Willkommensbonus neben dem bisherigen Preisvorteil (zwölf Monate fahren und zehn Monate bezahlen) einen weiteren Monat gratis. Den Bonus für Neukunden biete der WTV in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg an.

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Um neuen gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden, nimmt der Waldshuter Tarifverbund zum 1. August eine umfassende Tarifstrukturreform in Verbindung mit der jährlichen Tarifanpassung vor. Das Land Baden-Württemberg gebe dem WTV unter anderem vor, dass zu jedem Erwachsenentarif ein entsprechender Schülertarif angeboten werden muss. „Bisher hatten wir kein echtes Schüler-Abo“, berichtet Nieselt. Das bedeutete, dass die Kosten für die Schülerjahreskarte und zwölf einzelne Monatskarten identisch waren.

Zum 1. August führt der WTV erstmals ein Schüler-Abo ein. Der Preis der Monatskarte erhöhe sich zwar deutlich, die Jahreskarte werde jedoch im Verhältnis günstiger. „Wer ins Abo geht, hat den Preisvorteil“, betont Sebastian Nieselt.

Seit 1. Juli ist die WTV-Geschäftsstelle in der Waldshuter Eisenbahnstraße wieder für den Publikumsverkehr geöffnet. „Uns ist wichtig, wieder direkten Draht zu den Kunden zu haben“, erklärt der Leiter der Geschäftsstelle.

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