Viele Pendler und enge Kontakte in die Schweiz und nach Frankreich, bedingt durch die geografische Lage des Kreises: Die Kliniken des Landkreises Lörrach im Dreiländereck standen während der ersten Welle der Sars-CoV-2-Infektionen vor großen Herausforderungen. Darauf ging Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin bei den Kreiskliniken, im Rahmen des Besuchs der gesundheitspolitischen Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Karin Maag, ein. Sie war auf Einladung des CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Schuster nach Lörrach gekommen.

Mit Blick auf die erste Welle resümierte Hoch, dass insgesamt 718 Isolierpatienten sowie zeitgleich bis zu 48 bestätigte Fälle und bis zu 21 Beatmungspatienten mit und ohne Covid-19 behandelt werden mussten. „Ausgehend von einer Beatmungskapazität für elf Patienten in Zeiten vor Corona„, wie es in einer Mitteilung der Kliniken heißt.

Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin der Kilinken des Landkreises Lörrach
Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin der Kilinken des Landkreises Lörrach | Bild: Verena Wehrle

Die Mitarbeiter hätten dies mit hohem Engagement bewältigt, doch zeigte sich Hoch besorgt über eine mögliche zweite Welle. Abgesehen von Covid-19 betonte er, dass rund 90 Prozent der stationären Gesundheitsversorgung auf den Schultern von Krankenhäusern wie den Kreiskliniken lägen und forderte daher: „Wir wollen auch entsprechend berücksichtigt werden!“

Doch Corona-Prämien durch den Bund?

Seitens der Geschäftsführung der Kliniken wurde auch die Enttäuschung über die nicht bezahlten Pflege-Prämien als Anerkennung für die Leistung in der Corona-Zeit thematisiert. Hierzu berichtete Maag, dass das Bundesministerium für Gesundheit die Deutsche Krankenhausgesellschaft und den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen beauftragt habe, einen Vorschlag vorzulegen, bei dem die Möglichkeit gestaffelter Prämien geprüft würde, die dann denjenigen Pflegekräften zugutekommen sollen, die besonders in die Versorgung von Covid-19-Patienten eingebunden waren.

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Covid-19 hatte den Landkreis, die Kreiskliniken und ihre Mitarbeiter nicht zuletzt durch den regen grenzüberschreitenden Pendlerverkehr innerhalb kürzester Zeit vor enorme Herausforderungen gestellt. Und dies angesichts ohnehin angespannter Situationen in den Notaufnahmen.

Mit dem geplanten Konzept der Integrierten Notfallzentren sei eine Entlastung der Notaufnahmen zu erwarten, heißt es in der Mitteilung der Kliniken. Die Ersteinschätzung der Patienten müsse allerdings bei den Kliniken angesiedelt werden, so Marco Clobes, Geschäftsführer Verwaltung und Service bei den Kreiskliniken.

MDK-Reformgesetz

Bei den Fallprüfungen durch den Medizinischen Dienst (MD) spüren die Kreiskliniken eigenen Angaben zufolge eine deutliche Entlastung. „Wir begrüßen dies ausdrücklich“, freute sich Clobes. Das MD-Reformgesetz hatte den Medizinischen Dienst, der bislang eine Einrichtung der Krankenkassen war, zu einer unabhängigen Prüfinstanz gemacht. Das Gesetz sieht außerdem deutlich weniger und dafür gezieltere Abrechnungsprüfungen vor.

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Bei diesen Prüfungen geht es häufig um Patienten, die die Kliniken wegen fehlender Nachversorgung, zum Beispiel in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung oder im familiären Umfeld, nicht entlassen können und dann weiterversorgen – ein Gebot der Menschlichkeit. „Daraus wird dann der Vorwurf der Falschabrechnung gemacht und wir werden auch noch bestraft“, bemängelte Geschäftsführer Clobes.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Karin Maag, besuchte auf Einladung des Bundestagsabgeordneten ...
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Karin Maag, besuchte auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Armin Schuster die Kreiskliniken des Landkreises Lörrach. Von links: Paul Renz, Landrätin Marion Damann, Bundestagsabgeordneter Armin Schuster, Karin Maag, Marco Clobes, Geschäftsführer Verwaltung und Service, und Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin. | Bild: Kliniken des Landkreises Lörrach

Landrätin Marion Dammann fügte hinzu, dass Kurzzeitpflege nicht kostendeckend finanziert sei und Heimträger diese Leistung somit nicht anbieten können. Die Problematik verschärfe sich noch dadurch, dass die Heime im Landkreis gut ausgelastet seien. Dass es hier einer politischen Lösung bedarf, darin stimmten alle Anwesenden überein.

„Ihre Arbeit ist vorbildlich“

Landrätin Dammann und Vertreter der Kreiskliniken tauschten sich in diesem Rahmen mit Maag und Schuster auch über das geplante Zentralklinikum aus. Maag zeigte sich beeindruckt von dem Projekt Zentralklinikum und der Gestaltung des Entscheidungsprozesses, der in der Schließung der jetzigen vier Standorte und dem Neubau eines Gesundheitscampus mündet.

„Ihre Arbeit hier ist vorbildlich“, bestätigte Maag dem Landkreis und seinen Kliniken. „Danke, dass Sie so engagiert dabei sind, diese zukunftsfähigen Strukturen in der Gesundheitsversorgung umzusetzen“, so Maag weiter. Sie stellte außerdem die Verabschiedung eines Zukunftsprogrammes für Krankenhäuser in Höhe von drei Milliarden Euro in Aussicht, in dessen Rahmen bundesweit Investitionen im Bereich der Digitalisierung oder Notfallversorgung gefördert werden sollen und von dem die Kreiskliniken profitieren könnten.

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