Die Reaktivierung der Wutachtalbahn schreitet weiter voran. Bisher fahren auf der Strecke zwischen Waldshut und Stühlingen nur Schülerzüge. Am 8. Januar startet ein sogenannter „Vorlaufbetrieb“ zur Reaktivierung dieser Bahnstrecke, bei dem ein Zwei-Stunden-Takt eingeführt wird.
„Das macht die Strecke auch für Berufspendler attraktiv. Dieser Tag ist auch der Start für Investitionen in die Infrastruktur“, betont Lothar Probst, Leiter des Amts für Wirtschaft und Mobilität im Waldshuter Landratsamt.
Auch Christian Brinkmann, Geschäftsführer der Bahnbetriebe Blumberg, die diese Strecke betreiben, ist vom Potenzial der Wutachtal überzeugt. Heiko Focken, zuständig für die Verkehrsplanung bei der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), ergänzt: „Dieses Projekt steht unter Beobachtung, es ist deutschlandweit ein Modellprojekt!“
Der aktuelle Stand
„Wir sind im Wutachtal viel weiter als auf anderen Strecken“, betont Brinkmann. Grund hierfür sei, dass hier Züge regelmäßig verkehren – außer in den Schulferien. Das werde sich nach der Einführung des Zwei-Stunden-Takts zu Beginn des neuen Jahres ändern. Bis dahin werden zwar nicht alle zusätzlich geplanten Haltestellen gebaut sein, dennoch soll diese Zugverbindung deutlich attraktiver werden. Derzeit sind einige „Baustellen“ im Planungsverfahren. Sobald das Regierungspräsidium die Freigabe erteilt, könne Schritt für Schritt gebaut werden.

Bereits in der Bauphase befindet sich der neue Bahnsteig in Eggingen. Künftig müssen Fahrgäste dann nicht mehr die Straße überqueren, zusätzlich kann das Buswartehäuschen bei schlechtem Wetter als Schutz dienen, weil es nur wenige Meter vom Bahnsteig entfernt ist. Dieser Haltepunkt wird dann 70 Meter lang sein, damit später zwei Triebwagen eingesetzt werden können.
Zug um Zug werden die Übergänge mit Lichtsignalanlagen ausgestattet, aktuell sind zwei in Eberfingen und Stühlingen hinzugekommen, so Brinkmann. „Die Züge können dann auf der ganzen Strecke durchgängig mit 80 Stundenkilometer fahren.“ Die Fahrzeit von Waldshut nach Stühlingen liegt bei 32 Minuten, auch wenn fünf weitere Haltestellen hinzukommen, werde die Fahrzeit „unter 35 Minuten“ betragen, sagt Heiko Focken. Lothar Probst betont, dass der Halbstundentakt der Linienbusse nach Degernau trotzdem beibehalten werde, um Menschen gute Verbindungen anzubieten, die nicht in mittelbarer Nähe zu einem Bahnhalt wohnen.
Kostenschätzung und Chancen
„Bis alles gebaut ist, werden wir wohl 20 Millionen ausgegeben haben“, schätzt Christian Brinkmann. Er rechnet mit Fördergeldern in Höhe von 75 Prozent, den Rest müssten Kommunen und der Landkreis finanzieren. Lothar Probst freut sich sehr, dass sich in der Region etwas bewegt. „Das ist eine große Chance für das Wutachtal, das sich sehr positiv entwickelt.“ Heiko Focken macht deutlich: „Ohne das Engagement der Kommunen entlang der Strecke wären wir nicht so weit.“
Dass der Start für den Regelbetrieb nicht zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember erfolgen kann, habe einen einfachen Grund: „Die eingeplanten Züge fahren momentan noch in Bayern und stehen erst im neuen Jahr zur Verfügung.“ Eine launige Geschichte am Rande: Die bestellten Triebwagen haben alle Namen von Gemeinden aus diesem Bundesland. Die sollen auch nicht entfernt werden, so gibt es künftig also ein bisschen „bayerische Heimatkunde“ auf Zügen der Wutachtalbahn. Für die Bahnbetriebe Blumberg wird die neue Taktung eine Herausforderung, erklärt Brinkmann: „Anstehende Arbeiten konnten wir bisher in den Ferien durchführen, künftig muss das nachts oder an Wochenenden gemacht werden.“
Güterverkehr auf der Schiene
Bereits jetzt gibt es Pläne, nicht nur Personenzüge auf der Wutachtalbahn fahren zu lassen. Den Bahnbetrieben Blumberg liegt die Anfrage eines Unternehmens vor, das Interesse am Gütertransport auf der Schiene bekundet. In die Planungen von Brinkmann fließt außerdem die Anbindung der Firma Sto an die Wutachtalbahn ein. Sollte das Unternehmen eines Tages Interesse zeigen, könnten die Pläne schnell umgesetzt werden.
Um künftig Transporte mit Güterzügen Richtung Blumberg und weiter nach Immendingen zu ermöglichen, bekommt der Bahnhof in Weizen, Start und Endpunkt der Museumsbahn, mehr Signaltechnik. Brinkmann: „Wir wollen uns für die Zukunft alle Möglichkeiten offenhalten.“ Möglich seien Transporte allerdings erst nach dem Ende der „Fledermaussperrung“ auf der Bahntrasse nach Blumberg im Frühling. „Wir müssen mittel- und langfristig denken und handeln. Das Zeitfenster dazu ist jetzt da“, sagt Lothar Probst.
Haltepunkte und Kreuzungsbahnhof
Bis zur Einführung des Stundentakts auf der Strecke im Wutachtal sind noch einige Maßnahmen erforderlich. Christian Brinkmann von den Bahnbetrieben Blumberg rechnet damit, dass Ende 2025 alle Bauvorhaben abgeschlossen sein werden.
- Kreuzungsbahnhof: Die größte Baustelle wird in Ofteringen entstehen. Hier soll nicht nur eine Bahnhaltestelle mit Parkplätzen und Fahrradabstellmöglichkeit auf Höhe des ehemaligen Bahnhofs entstehen, hier wird auch der für den späteren Stundentakt notwendige Kreuzungsbahnhof mit einer Länge von etwa 300 Metern gebaut. Um mehr „Luft“ in der Zugtaktung zu haben, musste dieses Projekt von Eggingen in Richtung Westen verlegt werden, sagt Brinkmann.
- Haltestellen: In Horheim wird ein Bahnhalt hinter der Schule gebaut, Pendler könnten den Parkplant bei der Wutachhalle nutzen. Der Bahnsteig in Wutöschingen wird von gut 20 auf 70 Meter verlängert und erhält einen Unterstand. In Eberfingen wird der Zug ebenfalls halten In Stühlingen werden in Fahrtrichtung jeweils nach dem Bahnübergang zur Bundesstraße, als Ergänzung zum Bahnsteig an der Realschule, Haltestellen eingerichtet, um Autofahrern unnötige Wartezeiten zu ersparen. Derzeit laufen zudem Gespräche mit Vertretern von Sto wegen eines Haltepunkts auf Höhe des Firmengeländes.
- Fahrkarten: Derzeit können Nutzer der Wutachtalbahn nur über die App der Deutschen Bahn Fahrscheine erwerben. Lothar Probst weist allerdings auf ein attraktives Angebot des Waldshuter Tarifverbundes hin: „In den Rathäusern in Wutöschingen, Eggingen und Stühlingen können Schnuppertickets erworben werden.
Erst vor Beginn einer Fahrt muss das Datum eingetragen werden, es können also auch mehrere Tickets erworben werden, erst mit dem Eintrag des Datums werden sie gültig, können also nicht verfallen.“ Die meisten Fahrgäste werden aber Jahres- oder Monatskarten-Inhaber sein, sagt der Verkehrsexperte des Landratsamts. Auch das Deutschlandticket gelte auf dieser Strecke. Ob es irgendwann Fahrkartenautomaten an den Bahnsteigen geben wird, ist derzeit offen: „Immerhin kostet solch ein Automat 65.000 Euro“, erklärt Brinkmann.