Was hat es mit der Ente in Segeten auf sich? Was mit den Glasstangen in einem Garten? Warum ist das Bushäusle in Ibach so speziell? Und wann ist der perfekte Moment? Diesen Fragen und vielen mehr ist das Ehepaar Sabine und Harald Braun eine Woche lang mit seiner ungarischen Jagdhündin Klärchen auf einer Tour durch den Landkreis Waldshut nachgegangen. Das Ergebnis war immer tagesaktuell unter der Rubrik „Moin Moin – sind wir hier richtig?“ auf der Homepage sowie auf der Facebook- und Instagram-Seite des Landkreises nachzulesen – und erstaunt heute noch, zwei Wochen nach Ende des besonderen Projekts.
Die Autoren und ihr Projekt
Wenn zwei Norddeutsche – die Brauns leben in Itzehoe in der Nähe von Hamburg – im Süden Deutschlands ein Tagebuch in Wort und Bild verfassen, ist eines klar: Der Blick auf Land und Leute ist sicher anders als derjenige der Einheimischen. Oder welchem Waldshuter fällt noch auf, dass am Schaffhauser Tor eine überdimensionierte angekokelte Bratwurst für eine Imbissbude wirbt? Den Brauns ist sie aufgefallen. Sie: Kamera draufgehalten. Er: ein paar Sätze verfasst und Zweifel bekundet, ob jemand beim Anblick der Werbe-Wurst Lust auf eine echte Wurst hat.

Apropos: Es ist nicht Wurst, welches Bier hierzulande genossen wird. Ohne Filter Naturtrüb von einer bekannten Privatbrauerei oder doch eher Tannenzäpfle von der nicht minder bekannten Badischen Staatsbrauerei? Was schmeckt besser? Die Brauns haben den Test gemacht, ihn jedoch abgebrochen. Der finalen Entscheidungsfindung zuträglich könnte weiteres Testmaterial der beiden Brauereien sein, merkt Harald Braun an, das Landratsamt Waldshut hat seine Adresse.
Die Absicht dahinter
Sabine und Harald Braun beschrieben die Absicht hinter ihrer Tour durch den Landkreis so: „Wir sind hier, um aus norddeutscher Perspektive den Reiz des Südens zu beleuchten.“ Sie möchten wissen, was der Landkreis Waldshut zu bieten hat und wie sie aufgenommen werden. Die Ergebnisse haben sie in vier Rubriken geschildert: Der Test des Tages, das Foto des Tages, der perfekte Moment, wie war es für Klärchen?
Sehenswürdigkeiten nicht als Schwerpunkt
Was die Brauns vermieden haben: die üblichen Sehenswürdigkeiten, die in jedem Reiseführer erwähnt sind, abzuklappern. Naja, fast. Das Münster in Bad Säckingen haben sie in Augenschein genommen, auch den Wasserfall in Menzenschwand, das Rosendorf Nöggenschwiel, den Klausenhof in Herrischried, sogar eine Fahrt im Kahn über den Rhein von der Anlegestelle Nack bei Lottstetten ins schweizerische Ellikon stand auf dem Plan.
Auf dem Dachsberg besuchten sie das Künstlerpaar Mechthild Ehmann und Conrad Schierenberg, in Todtmoos hätte eine Schwarzwälder Kirschtorte verköstigt werden sollen, doch leider hatte eine Lokalität Ruhetag und einer anderen war der Schwarzwälder Kirsch ausgegangen. Die beiden Nordländer fanden manches wunderbar, anderes kam ihnen seltsam vor, und häufig freuten sie sich über die Freundlichkeit, die ihnen entgegen gebracht wurde. „Wir haben einen extrem positiven Eindruck“, fasst Harald Braun das Erlebte zusammen, „der Spirit stimmt“. Selbst in der Waldshuter Fußgängerzone habe er den Eindruck gewonnen, „dass da eine gewisse Seele drin ist“.
Was auf den ersten Blick nach einem lässigen Ferienaufenthalt im Landkreis Waldshut aussieht, war das Gegenteil. „Das ist echt kein Urlaub gewesen, das war anstrengend“, erklärt Harald Braun. Jeden Tag aufs Neue eine Fahrt unternehmen und darüber auch noch aktuell schreiben sowie die Fotos editieren – das gibt viel zu tun. Und kaum ist der Job gemacht, geht es auch schon an die Vorbereitung des nächsten Tages. Aber Sabine und Harald Braun sind absolute Profis. Weshalb die Wahl von Susanna Heim, Leiterin des Amtes für Kultur, Archivwesen und Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt Waldshut, auf das Paar kam.
Susanna Heim hatte die Idee für das virtuelle Tagebuch-Projekt. „Da wir wegen Corona weniger Lesungen im Schloss Bonndorf veranstalten können, war meine Überlegung, Autoren und Fotografen einen virtuellen Raum zu geben“, erklärt sie. Zugleich wollte sie den „Zuhause-Bleibenden“ Lesestoff aus der eigenen Heimat bieten. Heim sagt: „Reizvoll fand ich daran, dass der Blick der anderen auf Dinge fällt, die uns gar nicht mehr auffallen. Und so war es auch.“ Die häufigste Reaktion sei: „Das habe ich noch nie so gesehen.“ Oder: „Es ist schön bei uns.“ Vorgesehen ist, die Texte und Bilder im nächsten Kreisjahrbuch zu veröffentlichen und so einer Öffentlichkeit zugänglich zu machen, die nicht online ist.