„Im Glanz des Lebens“ nennen zwei Künstlerinnen aus Bernau und Dachsberg ihre Ausstellung, die in der Galerie Mauritiushof in schweizerischen Bad Zurzach eröffnet wurde und bis 19. Januar dauert. Für Christel Andrea Steier und Mechthild Ehmann ist es nicht die erste Zusammenarbeit. Schon 2009 hat Mechthild Ehmann auf Einladung ihrer Kollegin an einem Großprojekt auf dem Feldberg teilgenommen, beim 20-jährigen Holzbildhauersymposium in St. Blasien waren beide dabei, sie trafen sich bei Kunstmessen und in Gruppenausstellungen wieder und im vergangenen Jahr hat Ehmann die Einführung zu einer Einzelausstellung Steiers in Schopfheim bestritten anhand eines Künstlerdialogs, den sie führten.
Im guten Dialog
„Wir stehen seit Langem im guten Dialog miteinander“, sagt Ehmann und fügt an, der anständige, respektvolle Umgang mit Kollegen sei ihr insgesamt sehr wichtig. Ein Künstler brauche Geltungsbedürfnis, sie halte ein starkes Ego für die Grundvoraussetzung künstlerischen Schaffens. Dennoch sei er ein verletzliches Wesen, und gegen Kollegen Stahlkappen auf den Ellbogen aufzuziehen, bringe keinem etwas. Stattdessen gelte es, das inspirierende Gespräch, die Querverbindungen, den Austausch untereinander zu suchen auf der Grundlage von Respekt, das sei wesentlich produktiver. In der aktuellen Ausstellung bilde sie die Begleitmusik zu den Werken von Steier, die ergänzt, sie hätte ihren Gemälden auch Skulpturen zur Seite stellen können, aber auch für das Publikum sei es viel interessanter, den Dialog zweier Künstler mitverfolgen zu können.
Figürliche Arbeiten
Christel Andrea Steier stellt in Bad Zurzach erstmals in größerem Umfang figürliche Arbeiten aus. Diese entstanden nach und nach seit 2016/17, als sie Großmutter wurde und in diesem Kontext sich ihr die Fragen des Woher und Wohin ganz neu stellten. Aber auch der sorglose Umgang mit den modernen Medien, die Empathiefähigkeit als das bedeutendste Unterscheidungsmerkmal des Menschen von der künstlichen Intelligenz, die Schwelle von der spielerischen Jugendlichkeit zum zumindest intuitiven Einbezug des Wissens um die Endlichkeit im Erwachsenendasein und das gesamte Generationengefüge haben sie maßgeblich beschäftigt.
Abstrakte Formen aus Glas
Mechthild Ehmanns Arbeiten sind abstrakte Formen aus Glas, deren Titel wie „Ecce homo“ oder „Charon“ auf menschliche Zusammenhänge verweisen. Der Werkstoff Glas fasziniert die Bildhauerin durch seine Wesenheit, in andere Dimensionen vorzudringen. Während Christel Andrea Steier mit ihrer figürlichen Sprache, in der sie bewusst Unschärfen, Überschneidungen oder die gleichzeitige Darstellung von Menschen in unterschiedlichen Lebensaltern integriert, Geschichten erzählt, richtet sich die dreidimensionale, abstrakte Form von Mechthild Ehmann auf das Erspüren. Beide beleuchten sie das menschliche Dasein von verschiedenen Seiten her.