Oberhalb der Trotte verschlingt die Straße mehrere Autos, Berge von Geröll versperren Einfahrten, Wassermassen fluten zahlreiche Keller: Vor einem Jahr, in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni, hat ein Starkregenereignis in Kadelburg große Schäden verursacht. Ein zweites Starkregenereignis folgte wenige Tage später.

Allein die Kosten für die Wiederherstellung der gemeindlichen Infrastruktur werden auf 3,4 Millionen Euro geschätzt. Wie ist heute die Situation, welche Maßnahmen wurden unternommen und wie sieht das Risikomanagament für die Zukunft aus? Eine Übersicht.
Der Morgen danach
In den frühen Morgenstunden starteten die ersten Aufräumarbeiten. „Die ganzen Freiwilligen waren überwältigend“, fasst Diplom-Ingenieur Ralf Mülhaupt seinen damaligen ersten Eindruck zusammen. Alle Küssaberger Fachfirmen standen mit Baggern, Lastwagen, Traktoren und Anhängern für den Abtransport von rund 1500 Tonnen Schlamm und Geröll zur Seite.

Gemeinsam mit dem Bürgermeister begann Ralf Mülhaupt direkt mit der ersten Bestandsaufnahme. Privathaushalte schippten Schlamm und Geröll aus ihren Einfahrten, die Freiwillige Feuerwehr sorgte für das Leerpumpen der vollgelaufenen Keller.
Die ersten Wochen danach
Die Verwaltung setzte unmittelbar danach einen Schwerpunkt der Arbeiten auf die Kanalreinigungen. Dadurch hätten noch schlimmere Schäden durch das zweite Starkregenereignis verhindert werden können.
Weiter vergab der Gemeinderat Küssaberg noch in der Woche des Starkregenereignisses Aufträge für erste Sanierungsarbeiten, um den Anwohnern des oberen Trottenwegs wieder eine Zufahrt auf ihr Grundstück ermöglichen zu können. Es folgten zudem erste Sicherungsmaßnahmen.
Die Prognose für die Beseitigung der Schäden
Die zerstörten Wege und Geröllfänger sind mittlerweile zu einem großen Teil wieder hergestellt. Verbesserte Oberflächenwasserableitungen wurden umgesetzt. Die Aula der Grundschule, welche durch das Wasser sehr stark beschädigt war, wird seit Dezember wieder genutzt.

Auch ein Großteil der privaten Haushalte konnte notwendige Arbeiten abschließen.
Sascha Schatz, Inhaber des Rheinkellers, feierte vor wenigen Tagen den Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten und die Wiedereröffnung. Bei dem Starkregenereignis wurde seine Gaststätte komplett zerstört – und das am ersten Öffnungstag nach dem coronabedingten Lockdown.

Die Ereignisse vor einem Jahr wirken noch immer bei ihm nach – vor allem, wenn es stark regnet. „Wenn ich in meiner Gaststätte bin, macht es mir nichts aus, dann habe ich alles unter Kontrolle.“ Anders sehe es allerdings aus, wenn er unterwegs sei, zudem verfolge Sascha Schatz den Regenradar nun bewusster.
Die Sanierungsarbeiten dauerten fast ein Jahr, aufgeben war für in dieser Zeit für ihn keine Option. Jetzt freut er sich wieder auf den Kontakt mit seinen Gästen.
„Derzeit sind wir an der Wiederherstellung der seit Monaten ebenfalls unpassierbaren Feldwege in den Bereichen Riffhausen und Wattwiesen. Weitere Wege werden hoffentlich noch im Jahr 2022 folgen“, zählt Manfred Weber einen vor allem für die Landwirtschaft wichtigen Teil der Arbeiten auf.

Wie geht es weiter?
„Man muss die notwendigen Maßnahmen ganz klar differenzieren“, spricht Ralf Mülhaupt den Unterschied zwischen Sanierungs- und sogenanntem Starkregenrisikomanagement an. Noch vor den Sommerferien soll sich der Gemeinderat mit einem entsprechenden Aufstellungsbeschluss befassen.

Hier geht es um die Möglichkeiten, der Wiederherstellung wichtiger Bachläufe, die Untersuchung von Rückhaltemöglichkeiten. Dezentrale Rückhalteräume sollen geschaffen werden. Alles mit dem Ziel, dem Wasser Platz zu geben.
Bürgermeister Manfred Weber macht abschließend deutlich: „Uns allen muss klar sein, dass wir solch enorme Wassermassen, wie am 8. Juni 2021, künftig nur mit geeigneten Rückhaltebereichen noch oberhalb dem Ortsteil Kadelburg schadlos ableiten können.“
2021 trafen mehrere Unwetterereignisse die Region:
- Ein schweres Unwetter am 21. Juni sorgte für überflutete Straßen und Hagelschäden in Bonndorf, St. Blasien, Grafenhausen und Wutach.
- Schlammlawinen und eingesunkene Autos als Folgen: So schlimm wütete das Unwetter in den Gemeinden Küssaberg und Klettgau.
- Sintflutartige Regenfälle haben Anfang Juni in Waldshut-Tiengen und Umgebung haben zu einem Großeinsatz für Feuerwehr, Baubetriebshof und THW geführt.
- Großeinsatz dauerte ganze Nacht: Wie das Technische Hilfswerk in Lauchringen gegen die Folgen des Unwetters kämpfte.
- 15. Juli: Starkregen und Unwetter richten einen großen Schaden in den Landkreisen Waldshut und Lörrach an. Am schwersten trifft es den Stühlinger Ortsteil Grimmelshofen.
- „Innerhalb von 10 Minuten stand das komplette Dorf unter Wasser“: Am Tag nach dem Unwetter sitzt der Schock bei den Menschen in Grimmelshofen noch immer tief.
- Ein Teil des Hauses von Familie Pererawurde vom Hochwasser in Grimmelshofen zerstört – so geht es der Familie ein halbes Jahr später.
- Extreme Wetterlagen, Hagel, sturzbachartige Regenfälle: Ist das noch normal oder Zeichen für den Klimawandel?
- Spezielle Gefahrenkarten sollen Aufschluss darüber geben, welche Gebiete besonders überschwemmungsgefährdet sind. Wie gehen Hausbesitzer und Kommunen damit um?