Tina Prause

Oberhalb der Trotte verschlingt die Straße mehrere Autos, Berge von Geröll versperren Einfahrten, Wassermassen fluten zahlreiche Keller: Vor einem Jahr, in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni, hat ein Starkregenereignis in Kadelburg große Schäden verursacht. Ein zweites Starkregenereignis folgte wenige Tage später.

Ein Anblick, der das Starkregenereignis in Kadelburg prägte. Die eingebrochenen Autos in der Verlängerung des Trottenwegs. (Aufnahme vom ...
Ein Anblick, der das Starkregenereignis in Kadelburg prägte. Die eingebrochenen Autos in der Verlängerung des Trottenwegs. (Aufnahme vom 9. Juni 2021) | Bild: Tina Prause
So sieht die Verlängerung des Trottenwegs heute aus.
So sieht die Verlängerung des Trottenwegs heute aus. | Bild: Tina Prause

Allein die Kosten für die Wiederherstellung der gemeindlichen Infrastruktur werden auf 3,4 Millionen Euro geschätzt. Wie ist heute die Situation, welche Maßnahmen wurden unternommen und wie sieht das Risikomanagament für die Zukunft aus? Eine Übersicht.

Der Morgen danach

In den frühen Morgenstunden starteten die ersten Aufräumarbeiten. „Die ganzen Freiwilligen waren überwältigend“, fasst Diplom-Ingenieur Ralf Mülhaupt seinen damaligen ersten Eindruck zusammen. Alle Küssaberger Fachfirmen standen mit Baggern, Lastwagen, Traktoren und Anhängern für den Abtransport von rund 1500 Tonnen Schlamm und Geröll zur Seite.

Kaum alleine zu bewältigen waren die Schlammmassen, auch in den privaten Haushalten. (Aufnahme vom 9. Juni 2021)
Kaum alleine zu bewältigen waren die Schlammmassen, auch in den privaten Haushalten. (Aufnahme vom 9. Juni 2021) | Bild: Tina Prause

Gemeinsam mit dem Bürgermeister begann Ralf Mülhaupt direkt mit der ersten Bestandsaufnahme. Privathaushalte schippten Schlamm und Geröll aus ihren Einfahrten, die Freiwillige Feuerwehr sorgte für das Leerpumpen der vollgelaufenen Keller.

Die ersten Wochen danach

Die Verwaltung setzte unmittelbar danach einen Schwerpunkt der Arbeiten auf die Kanalreinigungen. Dadurch hätten noch schlimmere Schäden durch das zweite Starkregenereignis verhindert werden können.

Weiter vergab der Gemeinderat Küssaberg noch in der Woche des Starkregenereignisses Aufträge für erste Sanierungsarbeiten, um den Anwohnern des oberen Trottenwegs wieder eine Zufahrt auf ihr Grundstück ermöglichen zu können. Es folgten zudem erste Sicherungsmaßnahmen.

Die Prognose für die Beseitigung der Schäden

Die zerstörten Wege und Geröllfänger sind mittlerweile zu einem großen Teil wieder hergestellt. Verbesserte Oberflächenwasserableitungen wurden umgesetzt. Die Aula der Grundschule, welche durch das Wasser sehr stark beschädigt war, wird seit Dezember wieder genutzt.

Der Weg ist wieder befahrbar, die Kanäle wieder ordentlich in der Erde. Aber es handelt sich nach wie vor noch nicht um finale Lösungen.
Der Weg ist wieder befahrbar, die Kanäle wieder ordentlich in der Erde. Aber es handelt sich nach wie vor noch nicht um finale Lösungen. | Bild: Tina Prause

Auch ein Großteil der privaten Haushalte konnte notwendige Arbeiten abschließen.

Sascha Schatz, Inhaber des Rheinkellers, feierte vor wenigen Tagen den Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten und die Wiedereröffnung. Bei dem Starkregenereignis wurde seine Gaststätte komplett zerstört – und das am ersten Öffnungstag nach dem coronabedingten Lockdown.

Am Tag der Wiedereröffnung nach dem coronabedingten Lockdown wurde der Rheinkeller in Kadelburg von den Wassermassen zerstört. Die ...
Am Tag der Wiedereröffnung nach dem coronabedingten Lockdown wurde der Rheinkeller in Kadelburg von den Wassermassen zerstört. Die Sanierungsarbeiten dauerten fast ein Jahr. (Aufnahme vom 9. Juni 2021) | Bild: Tina Prause
Neu und vor allem wieder geöffnet. Der Rheinkeller in Kadelburg.
Neu und vor allem wieder geöffnet. Der Rheinkeller in Kadelburg. | Bild: Tina Prause

Die Ereignisse vor einem Jahr wirken noch immer bei ihm nach – vor allem, wenn es stark regnet. „Wenn ich in meiner Gaststätte bin, macht es mir nichts aus, dann habe ich alles unter Kontrolle.“ Anders sehe es allerdings aus, wenn er unterwegs sei, zudem verfolge Sascha Schatz den Regenradar nun bewusster.

Inhaber Sascha Schatz ist froh, wieder für seine Gäste da sein zu können.
Inhaber Sascha Schatz ist froh, wieder für seine Gäste da sein zu können. | Bild: Tina Prause

Die Sanierungsarbeiten dauerten fast ein Jahr, aufgeben war für in dieser Zeit für ihn keine Option. Jetzt freut er sich wieder auf den Kontakt mit seinen Gästen.

„Derzeit sind wir an der Wiederherstellung der seit Monaten ebenfalls unpassierbaren Feldwege in den Bereichen Riffhausen und Wattwiesen. Weitere Wege werden hoffentlich noch im Jahr 2022 folgen“, zählt Manfred Weber einen vor allem für die Landwirtschaft wichtigen Teil der Arbeiten auf.

Jetzt sind die Feldwege dran. Gerade für die Landwirtschaft ist es wichtig, dass die Wege wieder befahrbar sind.
Jetzt sind die Feldwege dran. Gerade für die Landwirtschaft ist es wichtig, dass die Wege wieder befahrbar sind. | Bild: Tina Prause

Wie geht es weiter?

„Man muss die notwendigen Maßnahmen ganz klar differenzieren“, spricht Ralf Mülhaupt den Unterschied zwischen Sanierungs- und sogenanntem Starkregenrisikomanagement an. Noch vor den Sommerferien soll sich der Gemeinderat mit einem entsprechenden Aufstellungsbeschluss befassen.

Ein Teil des zukünftigen Starkregenmanagements kann die Optimierung der Ablaufsituation sein, die nach dem Ereignis im Juni 2021 ...
Ein Teil des zukünftigen Starkregenmanagements kann die Optimierung der Ablaufsituation sein, die nach dem Ereignis im Juni 2021 zerstört war und wieder aufgebaut werden musste. (Aufnahme vom 9. Juni 2021) | Bild: Tina Prause

Hier geht es um die Möglichkeiten, der Wiederherstellung wichtiger Bachläufe, die Untersuchung von Rückhaltemöglichkeiten. Dezentrale Rückhalteräume sollen geschaffen werden. Alles mit dem Ziel, dem Wasser Platz zu geben.

Bürgermeister Manfred Weber macht abschließend deutlich: „Uns allen muss klar sein, dass wir solch enorme Wassermassen, wie am 8. Juni 2021, künftig nur mit geeigneten Rückhaltebereichen noch oberhalb dem Ortsteil Kadelburg schadlos ableiten können.“

2021 trafen mehrere Unwetterereignisse die Region: