Peter Rosa

Die Gemeinden Ober- und Unterlauchringen beschlossen am 5. Januar 1971, sich zusammenzuschließen. Während die Gemeindereform für viele deutsche Kommunen Kompromisse und Zugeständnisse darstellte, war sie für Lauchringen ein Schritt in die richtige, bereits seit Jahrzehnten gemeinsam eingeschlagene Richtung.

Das alte Rathaus in Oberlauchringen (im Hintergrund die Schule Grundschule Oberlauchringen). Heute ist hier unter anderem eine Bücherei ...
Das alte Rathaus in Oberlauchringen (im Hintergrund die Schule Grundschule Oberlauchringen). Heute ist hier unter anderem eine Bücherei untergebracht. | Bild: Peter Rosa
Im ehemaligen Rathaus in Oberlauchringen ist heute eine Bücherei untergebracht. Im Hintergrund die Schule Grundschule Oberlauchringen.
Im ehemaligen Rathaus in Oberlauchringen ist heute eine Bücherei untergebracht. Im Hintergrund die Schule Grundschule Oberlauchringen. | Bild: Peter Rosa

Schon zuvor hatte man in Ober- und Unterlauchringen oft gemeinsame Beschlüsse gefasst – besonders während der Nachkriegszeit. Aber nicht nur im Geiste, auch städtebaulich wuchsen die beiden Orte stetig aufeinander zu. Beispiele sind der gemeinsame Flächennutzungsplan von 1960/61, die Beteiligung am Abwasserzweckverband Klettgau-West, die Bildung eines Zweckverbands zur Errichtung eines beheizten Schwimmbads 1969/70 sowie der Betrieb einer Hauptschule. Gemeinsam genannt wurden beide Orte bereits ab dem 13. Jahrhundert.

Mehrheit für eine Vereinigung

Am 25. April 1971 gab es eine Bürgeranhörung, deren Ergebnis eindeutig ausfiel. In Oberlauchringen stimmten von 1165 Stimmberechtigten 656 für die Vereinigung und 134 dagegen. In Unterlauchringen von 1872 Stimmberechtigten 757 dafür und 80 dagegen. Am 4. und 5. Mai beschlossen die beiden Gemeinderäte daraufhin jeweils einstimmig, künftig gemeinsame Sache zu machen.

Das alte Rathaus in Unterlauchringen mit dem ehemaligen Lichtspielhaus Albrecht. Heute ist hier, in der Hauptsraße, das Modehaus Banholzer.
Das alte Rathaus in Unterlauchringen mit dem ehemaligen Lichtspielhaus Albrecht. Heute ist hier, in der Hauptsraße, das Modehaus Banholzer. | Bild: Gemeinde Lauchringen
Im ehemaligen Rathaus in Unterlauchringen ist heute, in der Hauptsraße, das Modehaus Banholzer.
Im ehemaligen Rathaus in Unterlauchringen ist heute, in der Hauptsraße, das Modehaus Banholzer. | Bild: Peter Rosa

Am 1. Juli 1971 war die Gemeinde Lauchringen Realität geworden. „Möge nun diese große und wohl bedeutende, zukunftsträchtige Entscheidung beider Gemeinden zum Vorteil, zum Wohl und zum Segen unserer jetzigen und kommenden Bürgerschaft sein, wo immer das Goethe-Wort Gültigkeit haben möge Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein“, schrieben die beiden Bürgermeister Bertold Schmidt (Oberlauchringen) und August Strittmatter (Unterlauchringen) gemeinsam im Vorwort der Vereinbarung vom 19. Mai 1971.

August Strittmatter war bis 1971 Bürgermeister von Unterlauchringen.
August Strittmatter war bis 1971 Bürgermeister von Unterlauchringen. | Bild: Gemeinde Lauchringen

Strittmatter wurde auf eigenen Wunsch zum Ende des Jahres in den Ruhestand versetzt. Schmidt, seit 1960 Bürgermeister von Oberlauchringen, wurde am 5. September 1971 mit knapper Mehrheit zum Bürgermeister der Gesamtgemeinde gewählt und führte sie bis ins Jahr 2002. Bis zur Fertigstellung des neuen Rathauses zwischen den beiden Orten im Jahr 1985 wurden die Amtsgeschäfte in beiden alten Rathäusern wahrgenommen.

Bertold Schmidt war bis 1971 Bürgermeister von Oberlauchringen, später bis 2002 Bürgermeister von Lauchringen.
Bertold Schmidt war bis 1971 Bürgermeister von Oberlauchringen, später bis 2002 Bürgermeister von Lauchringen. | Bild: Gemeinde Lauchringen

Die Gemeindereform erfolgte in Baden-Württemberg in den Jahren 1968 bis 1975. Sie war 1967 mit dem „Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“ eingeleitet worden. Aus 3379 Gemeinden wurden während dieser Zeit – mehr oder weniger freiwillig – 1108. Ziel war es, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen und Interessensgegensätze zwischen einzelnen Gemeinden abzubauen. Diese waren in den Nachkriegsjahren aufgrund der sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinden entstanden.

Seit 2002 ist Thomas Schäuble, Bürgermeister von Lauchringen.
Seit 2002 ist Thomas Schäuble, Bürgermeister von Lauchringen. | Bild: Peter Rosa

Mit wachsender Mobilität kam es besonders im ländlichen Raum zur Trennung von Wohn- und Arbeitsstätte. In der Folge konnten Wohngemeinden mit wenig Industrie und Gewerbe kaum noch die finanziellen Lasten für Infrastruktur, wie Kindergärten, Schulen oder Straßen tragen. Immer mehr Menschen wanderten deshalb in die industriestarken, wachsenden Gemeinden ab.

Durch die parallel verlaufende Verwaltungs- und Gebietsreform sollten effizientere Verwaltungseinheiten entstehen. Kleinere Gemeinden büßten damit ihre teils seit Jahrhunderten bestehende Selbstständigkeit ein. Versüßt wurde ihnen die Eingemeindung hingegen mit Investitionszusagen und Sonderrechten, unter anderem der Teilortswahl, die jedem Dorf automatisch einen Sitz im Gemeinderat zusicherte.

Dieses System wurde 1993 abgeschafft. Die Vorteile der Reform waren ein Zuwachs an Leistungs- und Verwaltungskraft, durch die die neuen Aufgaben und die zunehmende Spezialisierung in Verwaltungssachen besser bewältigt werden konnten. Hierzu entstand in der Folge das System von Ober-, Mittel-, Unter- und Kleinzentren, wie es die Gemeinde Lauchringen heute ist. Gleichzeitig wurden Rechts- und Verwaltungsvorschriften vereinfacht und die Aus- und Weiterbildung von Staatsbediensteten verbessert.

Der Landkreis Waldshut umfasst heute insgesamt 32 Kommunen: Sieben Städte, darunter auch die große Kreisstadt Waldshut-Tiengen und 25 Gemeinden.

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren