Peter Rosa

Der Gemeinderat Lauchringen hat die Einstellung eines Klimaschutzmanagers beschlossen. Mit 14 Ja-, zwei Neinstimmen und einer Enthaltung war die Grundsatzentscheidung zur Schaffung der neuen Stelle in der Verwaltung nach kurzer Diskussion beschlossene Sache.

Was ist ein Klimaschutzmanager?

Zuvor berichtete Maximilian Rüttinger, seit 2016 Klimaschutzmanager in der Gemeinde Murg, von seiner Arbeit. Grundlegendes Konzept sei die übergeordnete kommunale Planung aus dem Blickwinkel des Klimaschutzes, mit dem Ziel, Wissen zentral zu organisieren. Andere Stellen würden hierdurch entlastet. Arbeitsbereiche seien zum Beispiel Energieeinsparung innerhalb von kommunalen Liegenschaften, wie die Umstellung auf LED-Beleuchtung, die Nutzung nachhaltiger Produkte oder schlicht, Büro-Computer nach Feierabend herunterzufahren, statt sie über Nacht laufen zu lassen. Hinzu komme die Kommunikation mit Mitarbeitern, Amtsleitern und der Öffentlichkeit sowie Bereiche wie Mobilität und Bürgeraktivitäten.

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Was gehört zu den Aufgaben eines Klimaschutzmanagers?

Zu den Aufgaben eines Klimaschutzmanagers gehören die Koordination kommunaler Aktivitäten und die Planung und Durchführung oder Begleitung von Projekten zum Klimaschutz. Ein Klimaschutzmanager sorgt zudem für die Umsetzung internationalen Abkommen und Vereinbarungen rund um den Klimaschutz auf regionaler Ebene. Eine spezielle Ausbildung für den Beruf gibt es nicht. Viele Klimaschutzmanager besitzen einen Studienabschluss in naturwissenschaftlichen Fächern oder der Öffentlichkeitsarbeit.

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Wie sieht es mit Fördermitteln aus?

Ziel sei darüber hinaus die Ausschöpfung von Fördermitteln. Hierdurch sei es Rüttinger zufolge in Murg gelungen, seine Stelle unter dem Strich komplett kostenneutral zu gestalten. „Momentan gibt es noch viel Geld“, so Rüttinger. Darüber hinaus sei er Anlaufstelle für ehrenamtliche Klimaschutzaktionen der Bevölkerung sowie als Berater von Privatpersonen tätig. Er habe zwar nicht für alles eine Antwort, er wisse aber, wo er Informationen finden und an welche Ansprechpartner er vermitteln kann, so Rüttinger. Der 35-jährige gebürtige Thüringer hat Management nachhaltiger Technologien studiert. Seine Stelle wird während der ersten drei Jahre vom Projektträger Jülich zu 65 Prozent bezuschusst. Projektträger Jülich (PtJ) setzt als Teil des Forschungszentrums Jülich im Auftrag der Europäischen Kommission sowie des Bundes- und der Landesministerien Förder- und Innovationsprogramme um.

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Wie wurde die Entscheidung diskutiert?

Gemeinderat Karl Stärk (CDU) warnte vor voreiligen Entscheidungen, die er teilweise als Aufgabe der Bundespolitik sehe. Er kritisierte sich häufig ändernde und undurchsichtige Gesetzgebung im Bereich Klima und Energie. Kritisch äußerte sich auch Gemeinderat Sven Dorn (SPD). Er wünschte sich mehr Informationen zu den Aufgabenbereichen, den Kosten einer solchen Stelle und der Position der Bundespolitik. Bürgermeister Schäuble: „Wenn wir nicht lokal beginnen, brauchen wir nicht auf die Bundespolitik zu warten. Wir leben in unserer Umgebung. Wir gestalten unsere Umgebung.“ Die Einstellung sei Überzeugungssache, aufgehangen am Herzblut. Er wolle ein klares Zeichen setzen und einen politischen Auftrag an die Gemeinde erteilen. Wie die Stelle ausgeschrieben wird, solle anschließend diskutiert werden. Positiv äußerten sich Philipp Schmidt-Wellenburg (SPD) und Hermann Pfau (CDU). Der Begriff Herzblut habe ihn von einer notwendigen Vorbildfunktion überzeugt.

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Empfehlung des Klimabeirats

Die Idee eines Klimaschutzmanagers wurde in Lauchringen gemeinsam mit dem Klimabeirat erarbeitet.

  • Empfehlung: „Es gibt Projekte, die das Ehrenamtliche weit überschreiten“, sagt Norbert Münch, Vorsitzender des Klimabeirats Lauchringen. Er empfehle die Einstellung eines Klimaschutzmanagers parallel zur Arbeit des Klimabeirats. Von der Versetzung der Gemeinde in den Klimanotstand, wie das in Baden-Württemberg bereits die Städte Konstanz und Heidelberg getan haben, rate er ab.
  • Ideen: Münch berichtete von „einem ganzen Sack voller Ideen“: Eine davon ist die „LED-ifizierung von Lauchringen“. In einem Pilotprojekt mit Projektpartner Signify (Lichttechnikhersteller und Tochterunternehmen von Philipps) soll die gesamte Gemeinde wissenschaftlich begleitet und gefördert auf energieeffiziente LED-Technik umgestellt werden. Hierzu sollen Privathaushalte ebenso gehören wie Verwaltung, Handel, Gewerbe und Industrie. Wie eine solche Umstellung angegangen werden kann, werde derzeit mit den Interessensgruppen erarbeitet. Eine weitere Idee ist ein Fernwärmenetz um die Konfitürenfabrik Simmler. „Wir haben Energie übrig“, sagte Norbert Münch, der das Unternehmen gemeinsam mit Ehefrau Uta Simmler führt.
  • Dank: Bürgermeister Thomas Schäuble dankte Nobert Münch und seinen Mitstreitern des Klimabeirats für ihr großes Engagement: „Inzwischen bewegen wir innerhalb dieses ehrenamtlichen Gremiums Dinge, die für mich vor zwei Jahren unvorstellbar gewesen wären.“ Er regte an, dass der Gemeinderat mit je einem Mitglied pro Fraktion an den Sitzungen des Klimabeirats teilnimmt.
  • Vorerst kein Beitritt: Auch der Beitritt der Gemeinde Lauchringen zum sogenannten CO2-Abgabeverein stand zur Debatte. Norbert Münch erklärte das Konzept vereinfacht wiedergegeben als Lobbyvertretung von Klimainteressen Einzelner in der Bundespolitik, die klimafreundliches Verhalten der Mitglieder belohnt. Besonders Privatpersonen sollen profitieren, während Großunternehmen, die viel CO2 ausstoßen, höhere Abgaben leisten. Im Hinblick auf die derzeit auf Bundesebene diskutierte Form einer CO2-Abgabe äußerten sich einzelne Gemeinderäte kritisch. Lauchringen lege sich mit einem Beitritt vorzeitig auf eine bestimmte Formulierung fest, die nicht unbedingt dem bundesweiten Kurs entsprechen werde, so Philipp Schmidt-Wellenburg (SPD). Stefan Weyhenmeyer (CDU) befürchtete, gerade jene Menschen, die auf ihr Auto zum Pendeln angewiesen seien, könnten hierdurch benachteiligt werden. Auf Antrag von Bürgermeister Schäuble wurde das Thema vertagt. Er wolle hierzu einen Experten einladen, der einen besseren Einblick in die Thematik und der Rolle der Gemeinde als Mitglied geben soll.