Herr Steinert, zwischen Bad Säckingen und Blumberg ist der HC Lauchringen der einzige Handballverein, nach dem mehrere Vereine sich aufgelöst haben. Wie erklären Sie sich das nachlassende Handball-Interesse am Hochrhein und die Tatsache, dass der HC Lauchringen gewissermaßen zur letzten Handballbastion geworden ist?
Klar ist, dass es der Handball im östlichen Hochrheingebiet aufgrund der Randlage schwer hat. Warum es bei uns gut läuft, liegt sicher daran, dass wir seit Jahren eine gute Jugendarbeit machen. Wir sind heute mit einer Herren- und einer Damenmannschaft im Spielbetrieb vertreten. Dazu kommen zwei weibliche und neun männliche Jugendmannschaften. Von den Minis bis zur A-Jugend sind wir in jedem Jahrgang dabei, zum Teil sogar mit zwei Mannschaften.
Und wie sind die sportlichen Perspektiven?
Gut. Im Nachwuchsbereich haben wir viel Potenzial. Einzelne Talente von uns werden zu Kaderlehrgängen geladen oder stechen bei Talentsichtungen hervor. Bei der Herren- und Damenmannschaft hatten wir einen Neuanfang in der untersten Kreisliga, doch mit jedem Spieljahr steigern sich die sportlichen Bilanzen.
Der HC Lauchringen ist somit in der Breite gut aufgestellt, was einen großen organisatorischen Aufwand erfordert. An diesem Aufwand sind andere Vereine gescheitert. Warum schafft es der HC Lauchringen?
Weil wir gute Trainer und Betreuer haben, die zu finden ist zwar jedes Jahr ein Kraftakt. Doch nur Dank der Tatsache, dass viele Eltern sich als Betreuer und Fahrer zur Verfügung stellen, können wir den umfangreichen Spielbetrieb bewältigen.
Sind Trainer und Fahrer für den HC Lauchringen eigentlich ein Kostenpunkt. Immerhin spielen ihre Mannschaften im Bezirk Hegau/Bodensee, fahren zu Auswärtsspielen bis nach Pfullendorf?
Nein. Wir machen fast alles ehrenamtlich. Im Gegenteil: Wir sind bei fast allen Anlässen in Lauchringen dabei, um den Verein finanziell über Wasser zu halten. Ohne Gemeinde und einige Sponsoren wäre das trotzdem nicht möglich.
Die Strukturen beim HC Lauchringen erfordern viel Einsatz. Was würde dem Handballsport in Lauchringen gut tun?
Ein nahes Handballzentrum wie Konstanz oder Freiburg. Dann würden Studenten nicht mehr abwandern und Talente hätten noch mehr Perspektiven.

Ist der HC Lauchringen auch außerhalb der Sporthallen aktiv?
Ja, gewiss. Zunächst muss ich noch erwähnen, dass wir mit rund 200 aktiven und jugendlichen Spielern in Sachen Hallenkapazität am Ende der Fahnenstange angekommen sind. Als lebendiger Verein machen wir außer den schon genannten Aktivitäten Hüttenaufenthalte für unsere Jugendlichen im Schwarzwald, Ausflüge, Weihnachtsfeier und dergleichen. Bei uns ist immer etwas los.
Und bei Ihnen laufen alle Fäden zusammen?
Ja, so ist es. Ich werde fast täglich mit dem HC konfrontiert. Auch meine Frau engagiert sich für den Verein und meine beiden Söhne spielen übrigens auch in unserer Handballjugend.
Welche Motivation haben Sie eigentlich für Ihr ehrenamtliches Wirken als Vereinsvorsitzender?
Wie jeder, der sich bei uns engagiert: Die Faszination und Freude am Handballsport. Das gemeinsame Familien-Hobby und nicht zuletzt die Kameradschaft unter Handballern. Wenn man dann noch Fortschritte bei Verein und Spielern sieht, dann macht die ganze Arbeit irgendwo auch Sinn.
Zur Handball-WM: Welches Abschneiden erhoffen Sie sich von der deutschen Mannschaft?
Zumindest das sie gut spielt, möglichst bis ins Finale kommt. Ferner hoffe ich, dass die mediale Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sich positiv auf unseren Verein auswirkt.
Zur Person
Sascha Steinert aus Lauchringen (41) ist seit 2014 Vorsitzender des Handball-Clubs Lauchringen. Zuvor war er stellvertretender Vorsitzender von 2010 bis 2014. Von Beruf ist er Realschullehrer, verheiratet und hat zwei Kinder. Er war Aktivspieler beim TG Biberach an der Riss (Oberliga), beim TV Alemannia Freiburg-Zähringen (Südbadenliga) und beim HC Waldshut-Tiengen (heute aufgelöst, einst Landesliga).