Die digitale Schule des Familienzentrums Hochrhein schließt zum Jahresende ihre Türen. „Die Zeit ging viel zu schnell rum“, bedauert Ulla Hahn, Leiterin der Einrichtung im Lauchringer Riedpark, das Auslaufen des Projekts. „Es war von Anfang an klar, dass es zeitlich begrenzt ist“, fügt sie hinzu.

Zwischen den Corona-Lockdowns hatte das sogenannte www-Café des Familienzentrums einen regelrechten Ansturm erlebt. Es seien vor allem ältere Menschen gewesen, die wissen wollten, wie beispielsweise die Videokonferenzplattform „Zoom“ oder der Messengerdienst „WhatsApp“ funktionieren, um mit ihren Angehörigen während der pandemiebedingen Kontaktbeschränkungen zu kommunizieren.

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Aus dieser Nachfrage entwickelte sich das Projekt „Digitale Schule im Quartier“. Ulla Hahn schlug daraufhin der Gemeinde Lauchringen vor, EU-Fördermittel für die Umsetzung zu beantragen. Aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) erhielt die Gemeinde mit dem Familienzentrum als Kooperationspartner knapp 460.000 Euro Fördermittel.

Kurse starten mit Verzögerung

Nach einer Vorbereitungszeit und wegen der damals geltenden Corona-Beschränkungen begannen schließlich erst zum zweiten Drittel der Projektlaufzeit die Kurse. „Wir haben geschaut, dass wir viel in ein Jahr packen und möglichst viele Leute erreichen“, erklärt Ulla Hahn im Pressegespräch mit Blick auf die begrenzte Zeit.

Mehr als 40 verschiedene Kurse beinhaltete das Programm. Inhalte waren unter anderem der Umgang mit PCs, Smartphones, WhatsApp, Instagram, Spielekonsolen, sprachgesteuerten Lautsprechern wie Alexa und sogenannte Smart-Home-Systeme, zählt Lotte Tröger auf, die mit Nina Rieger das Projekt geleitet hat. Zwischen fünf und acht Personen besuchten jeweils einen Kurs. „Der älteste Teilnehmer war 90 Jahre alt“, berichtet Referent Hans Baumgartner.

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Von den Fördermitteln wurden unter anderem das Honorar für die acht Referenten und zwei Kurshelferinnen sowie die Miete für drei Räume im ersten Obergeschoss des Familienzentrums bezahlt. Die Kurse selbst waren für die Teilnehmer kostenlos, wie Lotte Tröger betont.

Die nächsten Veranstaltungen

Als einen der Höhepunkte der digitalen Schule bezeichnet Ulla Hahn ein Filmprojekt im Abenteuerland, dem erlebnispädagogischen Geländes des Familienzentrums beim Lauchringer Freibad. Im Rahmen der Ferienbetreuung haben dort 60 Kinder und 20 Betreuer unter Anleitung von Louis Kaiser einen Film gedreht, der auf dem Youtube-Kanal des Familienzentrums zu sehen ist. „Jetzt haben wir einen Erinnerungsfilm an die Ferienbetreuung“, freut sich Ulla Hahn.

In Erinnerung geblieben ist den Projektverantwortlichen und Referenten auch der Teilnehmer eines PC-Kurses, der nach einem Schlaganfall in seiner Motorik und Artikulation extrem beeinträchtigt gewesen sei. „Er selbst war Spezialist im IT-Bereich und musste nach diesem Schicksalsschlag alles neu erlernen“, berichtet Nina Rieger. Im Kurs des Familienzentrums sei er aufgeblüht. „Er hat große Fortschritte gemacht“, erzählt Hans Baumgartner.

PC-Engel kommen nach Hause

Beliebt seien die sogenannten PC-Engel gewesen, berichtet Lotte Tröger. Dabei handelt es sich um Referenten, die zu den Hilfesuchenden in Sachen digitale Technik nach Hause kamen, um beispielsweise Router und Drucker anzuschließen oder Computer einzurichten.

Ulla Hahn bedauert, dass nach Auslaufen des Projekts die sogenannte Memore-Box nicht mehr angeboten werden kann. Die Memore-Box ist eine Spielekonsole, die vor allem älteren Menschen hilft, körperlich und geistig fit zu bleiben. Nicht nur bei Senioren, sondern auch bei Menschen mit Behinderungen sei das Angebot sehr gut angekommen. Ein Programm der Box ermöglicht beispielsweise querschnittsgelähmten Menschen, per Simulation Motorrad zu fahren, wie Hans Baumgartner erklärt.

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Vorträge seien im Rahmen des Projekts „Digitale Schule“ hingegen gefloppt. „Das hatten wir erwartet, aber wir wollten es wenigstens probieren“, berichtet Ulla Hahn. Die Vorträge zu den Themen Jugendschutz im Internet und Phishing-Mails seien aus Mangel an Besuchern ausgefallen.

So geht es weiter im Familienzentrum

Mit einem Filmabend und zwei weiteren Kursen endet demnächst das Projekt „Digitale Schule im Quartier“. „Wir hoffen, dass wir ein Nachfolgeprojekt an Land ziehen“, sagt Andreas Harder, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hochrhein, das Träger des Familienzentrums ist, und bedankt sich beim ganzen Team für den Einsatz. „Wenn es wieder Fördermittel zu beantragen wird, mache ich das“, verspricht Ulla Hahn.

Von der digitalen Schule übrig bleiben das www-Café, das ehrenamtlich weiter betrieben wird, und die sogenannten Montags-Ausflüge mit Dieter Schäuble. Der Lauchringer Fotograf wird auch künftig mit interessierten Teilnehmer Ausfahrten mit dem Bus des Familienzentrums in die Region unternehmen, um dort Aufnahmen mit der Kamera zu machen.