In wenigen Wochen jährt sich am 9. August der Todestag von Mary Elizabeth Codman zum 90. Mal. In Laufenburg ist die Erinnerung an die wohlhabende Amerikanerin aber weiter lebendig: Eine Straße, eine Parkanlage am Rhein und seit neuestem eine Konzertreihe erinnern an die Ehrenbürgerin, Kunstfreundin und freigiebige Mäzenin. Jetzt erhält sie eine Biographie. Im Auftrag der Stadt recherchiert und schreibt die Autorin Petra Gabriel über das Leben der Schlössle-Madame. Das Buch soll 2020 erscheinen.

Petra Gabriel verfasst im Auftrag der Stadt eine Biographie der Schlössle-Madame.
Petra Gabriel verfasst im Auftrag der Stadt eine Biographie der Schlössle-Madame. | Bild: Charlotte Fröse

Seit fünf Monaten arbeitet Petra Gabriel schon an dem Projekt und folgt den Spuren der reiselustigen wie wohlhabenden Amerikanerin. Bei der Stadtverwaltung von New York versucht die ehemalige SÜDKURIER-Redakteurin mehr zu den Vorfahren der Codman erfahren. In Berlin und in Zürich hat sie ehemalige Wohnhäuser von ihr ausfindig gemacht. In Laufenburg durchstöberte Gabriel alte Bürgerhäuser auf der Suche nach Codmans Nachlass.

Auch fast 90 Jahre nach ihrem Tod ist Mary Elizabeth Codman in Laufenburg als Schlössle-Madame Ehrenbürgerin bekannt.
Auch fast 90 Jahre nach ihrem Tod ist Mary Elizabeth Codman in Laufenburg als Schlössle-Madame Ehrenbürgerin bekannt. | Bild: Repro: Fotostudio Höckendorff

„Ich will mich nicht selbst loben. Aber ich glaube, ich habe einige interessante Dinge zutage befördert“, sagt Gabriel. So räumt sie mit der Mär auf, Mary Codman sei wegen ihres aufwendigen Lebensstils und ihrer großzügigen Spenden verarmt gestorben: „Ich habe die letzten Steuerbescheide gesehen. Das Finanzamt Säckingen hat sie da als Millionärin eingestuft.“

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Die Codmans waren amerikanischer Geldadel. Mary Elizabeth stammte aus einer sehr reichen Familie und heiratete in eine noch reichere ein. Das Vermögen sei in Trusts angelegt gewesen. Anders als in Deutschland grassierte in den USA nach dem Ersten Weltkrieg keine Hyperinflation. Man konnte also bequem von den Zinsen des Dollarvermögens leben. Die monatlichen Schecks aus den USA wurden bei Schweizer Banken eingelöst. Das Haus Mariagrün oder den bronzenen Adler auf dem Kriegerfelsen zahlte Mary Codman also vielleicht nicht gerade aus der Portokasse, es blieb ihr aber noch mehr als genug für ein standesgemäßes Leben übrig.

Mary Elizabeth Codman liegt auf dem Friedhof von Bristol/RI in den USA begraben.
Mary Elizabeth Codman liegt auf dem Friedhof von Bristol/RI in den USA begraben. | Bild: Julie Nathanson

Es wird nicht nur ein Buch, sondern auch einen Film über Mary Codman geben. Petra Gabriel und Frowald Rünzi führten Video-Interviews mit mehreren Personen. Darunter ist Erwin Rehmann. Der heute 97-jährige Bildhauer hat Mary Codman als Junge noch selbst gesehen. „Rebstock“-Altwirtin Renate Brutsche berichtet über ihren Schwiegervater Hermann, der bei Mary Codman angestellt war und nach deren Tod zahlreiche Gegenstände aus deren persönlichen Besitz erbte. Barbara Rueb präsentiert original Kleidungsstücke der Schlössle-Madame.

Recherche noch bis Ende des Jahres

Noch ein halbes Jahr lang will Petra Gabriel weiter recherchieren. „Ende dieses Jahres will ich damit fertig sein.“ Schon jetzt habe sie viel mehr Material über die Schlössle-Madame zusammen, als zu Beginn erhofft.