Martin Blümcke, Stadtarchivar

„Singend rauscht vom Hochland her der grüne Rhein“, dichtet Hermann Suter in seinem „Lied von Laufenburg“. Im engen Laufen unter der Holzbrücke „schäumen Gischt und Wogen“, bis der Rheinstrom jubelnd „aus der Enge in die Lande flieht“.

Diese etwa einen Kilometer lange Engstelle zwischen Laufenbrücke und dem heutigen Kraftwerk ist auf diesem Foto festgehalten, auf dessen Unterschrift zu lesen ist: Laufenburg abwärts. Aufgenommen wurde es 1906 von Frau Dr. Ernst aus Zürich, vermutlich eine der ersten Medizinerinnen, die damals studieren durften. 1930 hat der Züricher Leo Wehrli (1870 bis 1954), ein Landschaftsfotograf, die 8,5 x 10 cm große Platte von Hand koloriert, denn 1906 gab es noch keine Farbfotografie.

Das herrliche Grün des Stroms hat auch der Maler Louis Saugy (1863 bis 1931) in seinen Pastellbildern in perfekter Schönheit festgehalten. Er nahm dabei keine Pastellfarben, sondern setzte mit seinen gespitzten Farbstiften Punkt neben Punkt. 1907 ließ er sich in Laufenburg nieder und war von der Schönheit des Laufens fasziniert. Von 1908 bis 1914 wurde das Kraftwerk Laufenburg von einer Aktiengesellschaft gebaut, damals der größte Erzeuger elektrischer Energie in ganz Europa.

In jener Zeit wurde auch eine neue Rheinbrücke, die Laufenbrücke, errichtet, es wurden auch unter der Brücke und in der Enge, vor allem auf Schweizer Seite, Felsen gesprengt und mit Schiffen und Loren fortgeschafft. Insgesamt 300 000 Kubikmeter, also 10 000 Lastwagen mit je 30 Tonnen. Damit sollte ein gleichmäßiger Zulauf in Richtung Kraftwerk gewährleistet sein.

Was sehen wir nun auf dem Foto? Links noch einige der später gesprengten Felsen, dann auf der Schweizer Seite den Laufenplatz mit Bäumen, eine Treppe führt hinunter, damit die Salmenfischer den Kran mit einer wohl geschmiedeten Reuse erreichen konnten. Auf der badischen Seite unterhalb der Laufenbrücke und hinter der roten Fluh das felsige Ufer, das beim Kraftwerkbau mit einer Mauer versehen wurde. Dahinter die heutige Codman-Anlage und Mariagrün, in jener Zeit noch eine Brauerei und Gastwirtschaft. Die helle Linie darüber bildet den Abschluss des gewaltigen Bahndamms aus Sandsteinblöcken, bis zur Eröffnung der Bahnlinie im Jahr 1856 aufgeschichtet. Es war das Werk des Maurermeisters Joseph Meyer, der damals auch alle Bahnhöfe von Wehr bis Waldshut geschaffen hat. Die Sandsteine hat man in einer Senke bei Hänner gebrochen und mit Pferdefuhrwerken hinuntergekarrt. Die lichte Wegkrümmung führt zum Bückle. Ganz oben die evangelische Kirche, im August 1887 eingeweiht. Sie hatte damals noch keinen Glockenturm, sondern über der Westfront nur ein Türmchen mit einer Glocke.

ETH-Bildarchiv

Die Bibliothek der ETH Zürich besitzt ein Bildarchiv mit rund 3 Millionen Fotografien und weiteren Bilddokumenten. Sie reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück und umfassen unter anderem Sammlungen von Porträts, Landschafts-, Ortsansichten und Luftbildern. Die Bilder können kostenlos heruntergeladen werden unter:ba.e-pics.ethz.ch