Richard Kaiser

„Das Bild tät‘ uns auch gut stehen“, orakelte der frühere Bürgermeister von Bernau, Rolf Schmidt, als er an der Finissage der Laufenburger Kartenausstellung vor vier Wochen den Lebensweg von Hans Thoma beschrieb. Er meinte damit das Ölgemälde des Bernauer Malers Hans Thoma (1839 bis 1924), der 1868 den in seiner Heimatgemeinde tätigen Geometer Rosenmeyer porträtierte.

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Für Schmidt war seine Aussage damals eigentlich Wunschdenken, weil sich das Gemälde schon lange Zeit im Eigentum des Zeiss Museums der Optik, Carl Zeiss AG, in Oberkochen befindet und ein Museum seine eigenen Schätze in der Regel lieber für sich selbst behalten will.

Museum zeigt sich großzügig

Nicht so die Firma Zeiss. Sie bietet dem Bernauer Hans-Thoma-Museum das kostbare Bild als Dauerleihgabe an, sodass nicht nur die Einwohner von Bernau ihr Heimatgeschehen vor 150 Jahren aus der Sicht ihres Ehrenbürgers betrachten können, sondern auch, dass sich künftig jeder Besucher aus nah und fern Vermessungsgeschichte zu Gemüte führen kann. Handelt es sich doch um die einzige authentische Abbildung eines Geometers bei seiner Arbeit mit einem Theodolit, einem Winkelmessinstrument, der aufgrund des Vermessungsgesetzes von 1852 im Großherzogtum Baden Grundstücksvermessungen durchführte.In Fachkreisen gilt das Hans-Thoma-Gemälde gar als bundesweit einzigartig.

Hersteller mit Interesse an Instrumenten

Es verwundert nicht, dass die Firma Carl Zeiss dieses Gemälde besitzt, denn sie stellte bereits nach ihrer Gründung im Jahr 1846 in Jena Vermessungsinstrumente her. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte sich die Firma zusätzlich in Oberkochen an und fertigte neben ihren vielfältigen optischen Erzeugnissen auch weiterhin hochwertige Vermessungsinstrumente an, sodass für sie das Geometer-Gemälde von Hans Thoma zu mehr als nur einem historisch wertvollen Aushängeschild wurde.

Unwahrscheinlicher Wunsch wird erhört

Dass das Gemälde als Leihgabe für einige Wochen bis zum Ende der Ausstellung „Die Hochrheinregion in historischen Landkarten“ im Museum Schiff in Laufenburg gewonnen werden konnte, war ein Glücksfall. Bei der Rückgabe des Bildes wurde der Oberkocher Museumsleiterin Silke Schmid der kaum erfüllbare Wunsch aus Bernau angedeutet – und zur großen Überraschung kam von ihr kein spontanes „Nein“, sondern ein „Warum nicht?“, sodass man sich in Bernau durchaus Hoffnung auf eine langfristige Leihgabe machte. Jetzt gab es schließlich die offizielle Zustimmung des Carl-Zeiss-Museums.