Am östlichen Ortseingang und gegenüber dem Bahnhof Laufenburg-Ost zieht der Laufenpark die Menschen heute magisch an, eine bunte Mischung von Geschäften, Tankstelle, Fitness-Zentrum, Volksbank und Café lockt. Über die Hochrheinbrücke fahren auch die Schweizer das allerdings nicht klug gestaltete Areal an.

Das knapp zehn Hektar große Gelände zwischen der früheren Bundesstraße 34 und dem Rhein war vorher zu guten Teilen der Standort zweier großer Textilbetriebe, zweier Seidenwebereien. Die erste baute 1893 die Schweizer Firma Gebrüder Näf, die ihr Hauptwerk in Affoltern besaß und ihren Sitz in Zürich hatte. Diese Unternehmer hatten vorher die Heimweber im Hotzenwald mit Material beliefert und später die Waren abgeholt, nun stellten sie mechanische Webstühle auf und zwangen die Heimarbeiter, aus ihren Dörfern in die Fabrik im Rheintal zu laufen. Zuerst wurden die Hallen geschaffen, die schräg gestellte Scheddächer trugen, deren steile Glasfenster nach Norden ausgerichtet waren. Später entstand der monumentale viergeschossige Hochbau, der bis zu seinem Abbruch im Jahr 1983 die Ortseinfahrt nach Laufenburg beherrschte.
Eggemann, Lange & Co.
Die andere Seidenweberei ließen Karl Eggemann und Richard Lange ein Jahr später – 1894 – in das Handelsregister eintragen. Ein Kaufmann und ein Techniker aus dem Rheinland bauten Fabrikationshallen mit Scheddächern, die im Laufe der Zeit zu einem beachtlichen Viereck samt Kesselhaus und Kamin erweitert wurden. Auch hier ratterten wie bei Näf vor dem Ersten Weltkrieg 300 Webstühle, auch hier waren damals 600 Personen beschäftigt, in der Mehrheit Frauen. Man stellte aus Naturseide Schirmstoffe sowie Futterstoffe für Hüte und Mäntel her.
Ab- und Aufschwung bis zum Aus
Nach der Niederlage im November 1918 und nach der Inflation von 1923 musste die Produktion um zwei Drittel auf 100 Webstühle verkleinert werden, 1935 nochmals auf 80. Im Zweiten Weltkrieg waren Seidenbahnen für Fallschirme gefragt, dann gab es nach der Währungsreform im Juli 1948 eine starke Materialnachfrage. Seit den 1960er-Jahren produzierten Italien – weniger Lohnkosten – und Frankreich – staatlich subventioniert – deutlich billiger. Auch in Indien, in Hongkong und Japan saßen massive Konkurrenten.
400 000 Arbeitsplätze verloren
Bis zum Jahr 1980 gingen in der Bundesrepublik Deutschland in der Textil- und Bekleidungsindustrie 400 000 Arbeitsplätze verloren. Wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1965 schloss daher der Sohn des Firmengründers Ulrich Eggemann seinen Betrieb, in dem zuletzt Kunstseide zu modischen Stoffen für Schirme, Blusen und Kleider verarbeitet worden war.
Verdienst für Einheimische und Flüchtlinge
Nach dem Krieg war die Seidenweberei Laufenburg der Gebrüder Näf der wichtigere Produzent mit bis zu 600 Mitarbeitern. Neben den Einheimischen fanden hier auch viele Flüchtlinge ihren Verdienst, denn dank eidgenössischer Schutzbriefe hatten die Franzosen bei der Firma Näf keine Spinn- und Webmaschinen demontiert und über den Rhein gebracht. 1969 verkauften die Schweizer ihr Aktienpaket an den Stuttgarter Fabrikanten Christian Fisely, der schon ein Werk mit dem Namen Sico in Öflingen-Brennet besaß. Sieben Jahre später musste er Konkurs anmelden und noch 170 Mitarbeiter mit einem Sozialplan entschädigen.
In Werkshallen wird ein Einkaufsmarkt eingerichtet
In einem Teil der Fabrikräume von Eggemann, Lange & Co. war 1943 eine Kunstlederfabrik aus Wuppertal eingezogen, die wegen der Bombenangriffe umgesiedelt worden war. Sie stellte später Stoffe für Bucheinbände, Rollos und dergleichen her. Als sie 1974 ihre Produktion einstellte, besaß Diplom Ingenieur Gero Eggemann, ein Enkel des Firmengründers, viele weiträumige Werkshallen. Er beschloss, darin alles für einen Einkaufsmarkt herzurichten und die Fläche zu vermieten. Am Ende wurde daraus das E-Center von Edeka.
Wandel zum Einkaufszentrum
Den zweiten Schritt zum Laufenpark – seit dem 1. Dezember 1983 heißt er so – schuf die IMAG, eine Immobilien- und Verwaltungs-GmbH aus Murg, die das Areal und die Gebäude der Seidenfabrik Näf erworben hatte. Sie ließ den Hochbau abreißen und Parkplätze anlegen, in die Schedhallen zogen Gewerbe und Einzelhandel ein. Der Wandel vom Industriestandort zum Einkaufszentrum war vollzogen.