Das Rehmann-Museum im schweizerischen Laufenburg besteht seit 20 Jahren. 2001 wurde es mit einem Paukenschlag und einer ersten Übersichtsausstellung des Gründers Erwin Rehmann (1921 bis 2020) eröffnet. Rehmann wäre am 27. November dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Deshalb steht das aktuelle Museumsprogramm ganz im Zeichen der zwei besonderen Anlässe: 20 Jahre Museum, 100 Jahre Erwin Rehmann. Wobei: Der runde Geburtstag des Museums umfasst nur den Zeitraum ab dessen Eröffnung. Genauso gut könnte ein Jubiläum zum 25. Jahrestag in Betracht gezogen werden.
1996 ermöglichte Heinrich Gebert, ein Sammler Rehmanns, den Museumsbau, indem er das Grundkapital zur Verfügung stellte. Die Familie Rehmann sowie ihre Söhne errichteten in der Folge eine Stiftung, die mit Atelier, Grundstück und einer großen Sammlung originaler Werke einen repräsentativen Überblick seines Schaffens betreut. Erwin Rehmann legte als erster Stiftungsratspräsident in der Stiftungsurkunde selbst ein Gesamtkonzept fest.

Ein Bestandteil war, dass in regelmäßigem Abstand eine Ausstellung mit bedeutenden Künstlern stattfinden soll. So kam es, dass Werke von Auguste Rodin (2003), der Künstlerfamilie Giacometti (2006), Hans Arp und Wilhelm Lehmbruck (2009) sowie Jürgen Brodwolf (2013) im Rehmann-Museum zu sehen waren. Auch Henry Moore, der berühmte englische Bildhauer, stand für eine Schau Mitte der 2000er Jahre auf der Wunschliste. Aber: Aus finanziellen und organisatorischen Gründen kam es nicht dazu. „Eine Nummer zu groß für ein kleines Museum“, konstatierte die spätere Kuratorin Cornelia Ackermann.

Das Rehmann Museum ist die Erweiterung des ersten Ateliergebäudes von Erwin Rehmann. Die An- und Aufbauten des Museumsbaus konzipierten die Architekten Viktor Bäumlin und Daniel John in Kooperation mit Erwin Rehmann. Der Ausstellungsschwerpunkt liegt vorwiegend auf der Bildhauerei, wobei das Museum auch andere künstlerische Sparten wie Malerei, Musik, Literatur, Architektur und Philosophie einbezieht. Heute wird das Museum von einem Dreierteam geführt: von Kurator Tyrone Richards, Geschäftsführerin Patrizia Solombrino und Museumstechniker Daniel Waldner, ebenfalls er ein Bildhauer.

Waldner ist zudem verantwortlich für das Sammlungsarchiv. Er stand Erwin Rehmann 25 Jahre lang als Assistent bei bildhauerischen Prozessen zur Seite. Als Rehmann das 75. Lebensjahr erreicht hatte, stellte Waldner fest: „Er war noch voller Energie und wollte weitere Werke entwickeln.“ Dieser Schaffensdrang hielt bis kurz vor Rehmanns Tod an. Die letzten zwei Jahre verbrachte er im Alterszentrum in Laufenburg, unweit von seinem Geburtshaus in der Altstadt. Rehmann hatte an seinem letzten Wohnort zwar kein Atelier zur Verfügung. Aber er richtete sich in dem kleinen Zimmer so ein, dass er zeichnen und Modelle nach seinen Entwürfen erstellen konnte.

Die Übersetzung in größere Formate übernahm Daniel Waldner. An den Wänden in seinem Zimmer hingen schwarz bemalte Platten, auf denen PET-Halbkugeln von unterschiedlichen Durchmessern angebracht waren. Sie wirkten wie Kontinente, Wolkengebilde oder Blasenteppiche, bildeten eine „durchsichtige Welt“, wie es Rehmann nannte.

„Die PET-Kugeln kommen nirgends so schön wie auf Schwarz“, sagte er. Schwarz sei für ihn nicht depressiv, sondern „eine Dichte, voll, die ganze Welt ist da“. Einige dieser letzten Werke sind in der aktuellen Retrospektive „Alles fließt“ zu sehen. Die Ausstellung wurde zu Lebzeiten von Rehmann angestoßen. Auf die Frage, was wichtig sei für eine Retrospektive, habe er laut Tyrone Richards geantwortet, dass „auf alle Fälle die neuesten Werke ausgestellt werden sollen“. Sie sind in einem separaten Raum zu sehen – sparsam, aber wirkungsvoll beleuchtet.

Das Rehmann Museum befindet sich zwar auf Schweizer Boden, aber: „Es hat auch für uns eine bedeutende Funktion“, hält Ulrich Krieger, Bürgermeister von Laufenburg/Baden, fest. „Kunstinteressierte Besucher und Urlauber besuchen gerne das Museum und es trägt damit auch zur Attraktivität von Laufenburg/Baden bei“, sagt er. Im Gegenzug unterstützt die Stadt das Museum mit kostenloser Werbung im redaktionellen Teil des Amtsblatts, wenn über aktuelle Veranstaltungen berichtet wird. Das Museum wird zudem auf der gemeinsamen Internetseite der Städte (Tourismus und Kultur) beworben, ebenso wie aktuelle Veranstaltungen.
Direkte finanzielle Zuschüsse werden hingegen keine gewährt. Umgekehrt unterstützt das Museum auch immer wieder kulturelle Anlässe der Stadt und ist zum Beispiel Veranstaltungsort bei der Kulturreihe „Fließende Grenzen“. Auch an der grenzüberschreitenden Kulturnacht nimmt das Rehmann Museum teil. Ulrich Krieger kannte Erwin Rehmann persönlich und weiß: „So lange er gelebt hat, hat er immer enge Kontakte zur Schwesterstadt und auch zu den jeweiligen Bürgermeistern gepflegt. Er hat auch bei uns einige Spuren hinterlassen – zum Beispiel die Gestaltung des Rheinuferwegs.“