Laufenburg Von lyrischen Momenten bis zu explosiver Spannung reichte das Gefühlsspektrum beim jüngsten Kammermusik-Abend der Mary Codman Classics im Schlössle in Laufenburg. Im ausverkauften Panoramasaal loteten die Pianistin Gabriela Fahnenstiel, der Geiger Ryan Meehan und der Cellist Ari Evan die enorme emotionale und klangliche Bandbreite der klassischen und romantischen Trioliteratur aus.

Seit vielen Jahren spielt Gabriela Fahnenstiel mit ihrem Ehemann Ryan Meehan kammermusikalisch zusammen, die beiden sind sehr gut aufeinander eingespielt. Das war in der eingangs aufgeführten „Regensonate“ von Johannes Brahms zu hören, in der die Klavier- und Violinstimme eng miteinander verflochten sind. Dass beide Instrumente gleichberechtigt sind, machte das Musikerpaar in seiner Brahms-Interpretation deutlich. Wie Gabriela Fahnenstiel erklärt, hätten sie diese erste Violinsonate des Romantikers ins Programm aufgenommen, weil sie durch lyrische Wärme besteche und durch den melancholischen Grundton, durchzogen von Sehnsucht und innerer Ruhe, berühre. Das konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer in der ebenso expressiven wie einfühlsamen Darstellung durch das Duo sehr gut nachempfinden.

Mit dem Cellisten Ari Evan aus New York musizierte das in Philadelphia lebende Paar zum ersten Mal, sie kennen und schätzen Evan aus ihrem professionellen Musikerumfeld. Sie bilden kein festes Trio, sondern haben sich speziell für dieses Projekt zusammengefunden. Gerade diese Konstellation mache den Reiz aus, denn frische Impulse und neue Perspektiven bereicherten das gemeinsame Musizieren, wie Gabriela Fahnenstiel findet. Im Klaviertrio ist ihr das gleichberechtigte Zusammenspiel aller Stimmen besonders wichtig. Trotz der oft tragenden Rolle des Klaviers sieht sich die Pianistin als Teil eines musikalischen Ganzen und eines Dialogs. Diese Balance zwischen Individualität und Einheit reize sie besonders, bekennt die künstlerische Leiterin der Reihe.

Im Notturno von Schubert und dem Geistertrio von Beethoven konnte das Publikum erleben, was intensives Triomusizieren bedeutet, in dem jeder Impuls, jede Phrasierung aus dem Zusammenspiel heraus entsteht. In Schuberts „Notturno“, einer Art Nachtmusik, wurde eine dunkle entrückte Traumstimmung beschworen. Was dem Trio vorschwebte, war ein weicher, schwebender, inniger Klang, der Raum für die Stille, aber auch für kräftigere Farben und Bewegung lässt. So zog das Triospiel durch die friedliche, dunkle Abendatmosphäre in diesem Notturno in Bann.

Gipfelwerk in diesem Programm, dessen Werke Geschichten erzählen und Empfindungen, Leidenschaften und Hoffnung spiegelt, war nach der Pause Beethovens „Geistertrio“, bei dem die Triomusiker besonders „die Spannung zwischen Licht und Dunkel“ fasziniere, wie es Gabriela Fahnenstiel ausdrückt. Dabei stellten sie und die beiden Streicher besonders die Kontraste zwischen dem dramatischen Ausdruck und den lyrischen Passagen heraus. Der Titel „Mysterium“, mit dem das Konzert überschrieben war, traf vor allem auf den zweiten Satz zu, den das Trio in seiner Atmosphäre des Unheimlichen, fast Mystischen klanglich sehr eindrücklich gestaltete. „Das war fulminant interpretiert“, schwärmte Maria-Theresia Rist vom Förderverein Kultur im Schlössle über diese Beethoven-Interpretation, in der das Trio auf die Klangbalance achtete und der emotionalen Dichte dieses Werks vollauf gerecht wurde. „Unser Programm soll nicht nur verschiedene Epochen abbilden, sondern auch Stimmungsräume öffnen – von introvertierter Melancholie bis zu leidenschaftlicher Dramatik“, beschreibt es Gabriela Fahnenstiel. Dieses Spektrum auszuloten, ist ihr und ihren Mitmusikern bestens gelungen. Maria Theresia Rist bat um Verständnis, dass es zeitlich nicht für eine Zugabe reichte, weil der Cellist gleich nach dem Konzert Richtung Genf und New York weiterreisen musste.