Als Anna-Lisa Butowski (27) und Christian Sautermeister (31) aus Niederhof am 27. Januar in den Flieger nach Peru steigen, ist das Coronavirus in Europa noch nicht angekommen. Erst vier Wochen später macht das Virus Covid-19 in Italien Schlagzeilen.
So verläuft der Urlaub für die beiden Rucksacktouristen erst einmal wie geplant. Nach fünf Wochen steigen sie wieder in den Flieger. Jetzt geht es ins benachbarte Ecuador. Dort ist der Treffpunkt mit Lena Ebner (27) aus Laufenburg und Luca Völkle (25) aus Murg.

Die Basler Fasnacht ist zu diesem Zeitpunkt bereits abgesagt. „Am Flughafen in Ecuador gab es zwar ein Plakat, aber ansonsten war das in Südamerika noch nicht so angekommen“, erinnert sich Anna-Lisa Butowski an jene Tage.
Zu viert geht die Reise weiter. Der Rückflug ist für den 22. März, also drei Wochen später, gebucht. Auch die beiden kommenden Wochen verlaufen normal. Dann überschlagen sich die Ereignisse von einer Sekunde auf die andere. „Zum ersten Mal so richtig etwas mitbekommen haben wir, als wir im Regenwald einen Affenpark besuchen wollten. Wir waren mit unserem Guide kaum im Park, als uns schon jemand entgegenkam und informierte, dass die Behörden alle touristischen Ziele schließen“, erzählt Anna-Lisa Butowski.
Zittern um den Rückflug
Am selben Tag beginnt auch das Zittern um den Rückflug am Sonntag, 22. März. Zwar bestätigt die Flugesellschaft KLM zunächst noch den Rückflug, aber offiziell heißt es schon, dass ab 17. März der internationale Flugverkehr eingestellt wird. Schließlich storniert KLM tatsächlich die Buchung.
Über die Deutsche Botschaft erfahren sie von einem Zusatzflug der Fluggesellschaft Air-France, Partner von KLM, am geplanten Rückreisetag und lassen sich von der Botschaft auf die Liste für die Airlines setzen. Aber vor Ort geht nichts mehr: „KLM erklärte, sie seien total überlastet. Von einem Zusatzflug wusste auch niemand etwas“, berichtet Anna-Lisa Butowski. Die Familien werden langsam unruhig, aber ihr Brudeer schafft es, von Deutschland aus Tickets für den Zusatzflug der Air France von Quito, der Hauptstadt Ecuadors, nach Paris und weiter nach Zürich zu buchen.
Tagelange Suche nach einem Taxi
Die nächsten Tage verbringt die Gruppe damit, ein Taxi zu suchen. „Wir waren ja 500 Kilometer südlich von Quito an der Küste, weil wir ursprünglich von einem anderen Ort ausfliegen sollten. Es war gar nicht so einfach, einen Taxifahrer zu finden. Inzwischen hatten wir Ausgangssperre und überall fuhr die Polizei“, so Anna-Lisa Butowski über die letzten Tage, die sie in ihrer Unterkunft verbrachten.
Als die Gruppe einen Tag vor dem Abflug schließlich per Taxi Richtung Quito aufbricht, haben sie alle erforderlichen Passierscheine bei sich. Schon nach einer halben Stunde ist bei der ersten Straßenkontrolle Schluss. „Da haben wir es in die andere Richtung versucht. Bei der ersten Kontrolle sind wird mit etwas mehr Gas durch, weil die Polizei gerade andere Fahrzeuge kontrollierte. Eine Stunde später die nächste Kontrolle. Wir müssen 20 US Dollar Strafe zahlen, weil das Taxi zu schnell unterwegs war. Die ganze Strecke über gab es im Ein- bis Zwei-Stunden-Takt Kontrollen. Immer wieder auch Diskussionen. Das eine Mal ging es darum, dass bestimmte Endungen der Kennzeichen nur an bestimmten Tagen fahren dürfen. Wir aber hatten für diesen Tag genau die falsche Endung. Schließlich konnten wir mit einem neuen Papier weiterfahren“, durchlebt Anna-Lisa Butowski noch einmal die Schreckmomente der zehnstündigen Fahrt zum Flughafen. Zum Beispiel auch den Moment, als das Taxi bei roter Ampel in die Kreuzung fährt: „Die Bremsen gingen nicht mehr, und alle Werkstätten waren zu. Da dachte ich, das schaffen wir nicht mehr.“
Erleichterung beim Rückblick
Was Anna-Lisa Butowski jetzt locker und leicht erzählt, war es in der jeweiligen Situation natürlich nicht. „Die Jungs waren relativ entspannt, aber Lena und ich waren schon mal den Tränen nahe. Diese Kontrollen, wir sind das hier bei uns an der Grenze nicht gewohnt. Und dann sagen die einfach Nein, und du kannst gar nichts machen.“
Im Hostel in Quito warten viele andere Touristen auch auf ihre Flüge. Vier Stunden vor dem Abflug ist das Quartett am nächsten Tag dann am Flughafen, und alles klappt. In Paris angekommen, ist die allerletzte Hürde zu nehmen.
Noch einmal mit dem Taxi weiter
Der Weiterflug nach Zürich ist storniert, die Schweizer Grenze dicht. Die TGVs am nächsten Tag sind ausgebucht oder ebenfalls storniert. „Da hatten wir keinen Bock mehr und haben am Flughafen den ersten Taxifahrer gefragt, ob er uns nach Weil am Rhein bringen kann“, erzählt Anna-Lisa Butowski. 800 Euro kostet die Fahrt. Aber: „Wir waren ja zu viert, und eine Übernachtung in Paris, dazu ein Ticket, das wäre auch nicht günstiger gekommen.“
Die letzten Meter ins Deutsche geht es zu Fuß über die Grenzbrücke: „Wir sind da einfach rübermarschiert. Die Grenzpolizei wollte unsere Ausweise sehen und wissen, aus welchem Land wir kommen. Weil Ecuador kein Risikogebiet ist, gab es offiziell auch keine Quarantäne. Wir schauen selber.“
Im Rückblick meint Anna-Lisa Butowski: „Wir hatten richtig Glück. Wenn man jetzt die Videos sieht, wie andere in Peru festsitzen. Und es betraf ja auch nur unsere letzten Urlaubstage. Super war, dass wir zu viert waren. Da hält man es schon aus. Alleine, das wäre nicht mehr witzig gewesen.“