Roswitha Frey

Bevor die Lichter in den Kulturhäusern ausgegangen sind, kamen am Freitagabend noch mal viele Besucher zum Auftritt von Rosemie in der Reihe „Kabarett im Bürgersaal“ in Rheinfelden. „Ausverkauft“ meldete das Kulturamt fürs Gastspiel der Kleinkunst-Preisträgerin, bei dem alle verfügbaren 150 Plätze belegt waren. Die Zuschauer trugen während der gesamten Vorstellung Mund-Nasen-Masken und beachteten vorbildlich die Abstands- und Hygieneregeln dieser letzten städtischen Kulturveranstaltung vor dem Lockdown.

Rosemie, die im roten Kostüm mit Federbusch auf die Bühne rauschte, bedankte sich herzlich beim Publikum, das den Auftritt mit viel Szenenapplaus quittierte. Um die Distanz von der Bühne herab zu überbrücken, holte Rosemie als symbolische Geste eine Hand an einer überdimensionalen Zange hervor und blies auf der Blockflöte ein Dankeslied.

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Ganz offensichtlich unterhielten sich die Besucher sehr gut bei diesem Solotheater der ausgebildeten Tänzerin, Kabarettistin und Komikerin Rosemie Warth in der Rolle der verklemmten Schwäbin. Mit Dutt, Brille und Faltenrock mimt sie die Singlefrau, die sich Faltencreme ins Kleid schmiert und fünf Teller Spätzle am Tag verputzt. Sie outet sich als Fan von Fred Astaire und legt überraschend leichtfüßig eine Tanzkostprobe hin. Sie erzählt von ihrer Vorliebe fürs Häkeln und macht eine Modenschau mit selbst gehäkelten Kleidern. „Isch doch der Hammer, oder?“

Alle Klischees einer typischen Schwäbin

Sie gesteht, dass sie Bildschirmschoner für eine Softwarefirma häkelt und den Reichstag umhäkeln wollte. Hinter der biederen Fassade parodiert Rosemie die Klischees der typischen Schwäbin. Sie führt Lambada unterm Alphorn vor, tanzt mit dem Besen oder träumt davon, in ganz Europa die Kehrwoche einzuführen, Paris „feucht durchzuwischen“ und im Flieger die Fenster von außen zu putzen. Als schräge Verwandlungskünstlerin nimmt sie die Zuschauer mit auf eine Reise, gibt eine Version von irischem Stepptanz, erscheint als asiatische Tempeltänzerin oder legt einen leidenschaftlichen Flamenco hin. Das Leben sei ein Überraschungspaket, sinniert sie: „Eine alte Schachtel, das passt zu mir “

Mit Masken und Abstand saßen die Zuschauer im Bürgersaal bei der letzten städtischen Kulturveranstaltung vor dem Lockdown.
Mit Masken und Abstand saßen die Zuschauer im Bürgersaal bei der letzten städtischen Kulturveranstaltung vor dem Lockdown. | Bild: Roswitha Frey

Die Zuschauer klatschen so ausgiebig, dass Multikünstlerin noch ein „kleines Rausschmeißerle“ auf der Tuba als Zugabe brachte. „Danke, dass Sie gekommen sind! Unterstützen Sie die Kultur, wenn es wieder möglich ist“, wandte sich Rosemie ans Publikum. Wie eine Besucherin meinte, nutze sie jede Chance, noch mal eine Kulturveranstaltung zu besuchen und „die Kultur zu unterstützen“.

Hohe Nachfrage nach Kultur

Laut Kulturamtsleiterin Henrike Fuder sei die Nachfrage bei Rosemie enorm gewesen, nicht nur bei den 95 Abonnenten der Kabarettreihe. „Wir hätten noch viel mehr Tickets verkaufen können.“ Doch sie hat die Zahl so begrenzt, dass größere Abstände eingehalten werden. Alle Veranstaltungen in der Corona-Zeit seien mit reduzierten Besucherzahlen ausverkauft gewesen.

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„Das zeigt uns, dass es ein großes Bedürfnis nach Kultur gibt“, sagte Fuder. Gerade in dieser schwierigen Zeit. Es brauche aber den vier- bis fünffachen Aufwand. Die Kulturamtsleiterin und ihr Team sind wegen des Lockdowns stark gefordert mit Umbuchen und Umplanen. „Es ist ein ständiges Hochfahren und wieder Herunterfahren“, beschreibt Fuder die schwer zu planende Kulturarbeit. Es ist ihr gelungen, bereits Ersatztermine für die abgesagten November-Veranstaltungen zu finden. Der Kabarettabend mit der Gruppe „Füenf“ wird auf September 2021 und das zweite Meisterkonzert auf April 2021 verschoben. Der Nachholtermin für das Kindertheater ist noch offen.

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