Rolf Reißmann

Der Komplexstandort Herten bleibt auf jeden Fall erhalten, dennoch aber wird die Wohn- und Betreuungseinrichtung St. Josefshaus ihr Aussehen und die Funktion in den kommenden Jahren weiter verändern. Mit dieser Aussage begann Birgit Ackermann ihren kleinen Vortrag zur Zukunft des St. Josefshauses. Gekommen waren zur Gesprächsrunde Gemeinderäte und Kandidaten der CDU, ein interessierter Nachbar saß auch dabei.

Es geht um mehr Öffnung

Die Geschäftsführerin beschrieb, wie weit die Planungen vorausreichen. Insgesamt gehe es um mehr Öffnung. Etliche Bewohner werden umziehen in kleinere, selbstständige Wohngruppen, vielfach in andere Orte. Hintergrund ist auch die neue Landesheimbauverordnung, die eigentlich ab diesem Jahr nur Einzelzimmer für die Bewohner zulässt. So schnell sei dies nicht zu realisieren, Übergangsfristen müssten ausgeschöpft werden.

Das erste inklusive Rentnertreffen

„Auch wenn es hier in Herten große Veränderungen geben wird, das Zentrum der Einrichtung bleibt hier. Mit Verwaltung, Therapie, Wohnen und Beschäftigung bleibt Herten ein Komplexstandort“, beschrieb Ackermann. Mehrfach sprach sie die enge Bindung zwischen Einwohnern, Mitarbeitern und Bewohnern an. So gab es kürzlich das erste inklusive Rentnertreffen. Da kamen einstige Mitarbeiter mit Bewohnern zusammen, die in der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeiteten und nun ebenfalls im Rentenalter sind. Freundliche und emotional sei es gewesen, eine wahre Freude für alle Teilnehmer.

Bernhardhaus steht vor dem Abriss

Mehrere bauliche Veränderungen stehen unmittelbar bevor, in wenigen Wochen wird das inklusive Wohnhaus an der Burgfeldstraße bezogen, dort ziehen bisherige Bewohner des großen Bernhardhauses ein. Die Wohnungen im Obergeschoss werden auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten. Bereits geräumt wurde der einstige Komplex der Hauswerkstätten, also jene Gebäude, in denen früher Schreiner, Elektriker, Sanitärinstallateure ihr Domizile hatten. Dort werden neue Wohnhäuser entstehen, dann, und das könnte 2024 sein, wird das etwas desolate Bernhardhaus abgerissen.

Leasingkräfte sind gut ausgebildet

Die Gäste interessierten sich für die Beziehungen zwischen St. Josefshaus und Umgebung. Stephanie Müller wollte wissen, ob die Kommunalpolitik ausreichend Unterstützung für die Belange des St. Josefshauses gibt. Das bestätigten die beiden Geschäftsführer Birgit Ackermann und Christoph Dürdoth. Viele grundlegende Entscheidungen seien aber beim Land angesiedelt, da könnten Stadt und Kreis nur unterstützend wirken. Winfried Markus interessierte sich für die sogenannten Leasingkräfte, das sind Mitarbeiter, die aus anderen Regionen Deutschlands kommen und zeitweilig hier eingesetzt werden. Ob sie ausreichend ausgebildet seien, fragte er. Auch das bestätigte Birgit Ackermann.

Nicht genug Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt

Obwohl diese Art der Beschäftigung für das Haus sehr teuer sei, könne es derzeit nicht darauf verzichten, weil der Arbeitsmarkt der Region einfach nicht genügend Mitarbeiter anbiete. Dieter Meier nahm auf die künftigen kleinen Wohnhausgruppen Bezug. „Zersplittert diese Gliederung nicht das Arbeitsvermögen, verlieren Sie dabei nicht Synergieeffekte, die in großen Häusern vorhanden sind?“, wollte er wissen. Da die Gruppenspezifik der Bewohner doch relativ individuelle Betreuung erfordert, sollte man die kleineren Häuser als geschlossene Einheiten ansehen. In ihnen bilden die Betreuer ebenfalls eine Gruppe, die aufeinander eingestellt ist. Auch heute schon bestehen zwischen den einzelnen Häusern in der Tagesarbeit nur wenige Kontakte.

Für Vereine ein zuverlässiger Partner

Einen anderen Aspekt sprach Helmut Wolpensinger an. Für die Vereine im Ortsteil sei das St. Josefshaus ein zuverlässiger Partner. Problemlos stelle das Haus seine Festhalle für diverse Veranstaltungen zur Verfügung. Darauf entgegnete Birgit Ackermann, dass solche Veranstaltungen auch stets eine kulturelle Bereicherung für die Bewohner seien, solche Veranstaltungen, wie etwa das Sommerfest hätten sich schon lange zu gemeinsamen Erlebnissen geformt, auch das Haus erlebe immer wieder die Hilfsbereitschaft vieler Hertener Einwohner.