Rheinfelden Als „politische Weinprobe“ war der Besuch von Landwirtschaftsminister Peter Hauk in Herten überschrieben. Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller hatte ihren Parteifreund eingeladen, weil sie ihm die erfolgreiche Entwicklung des hiesigen Weinbaus vorstellen und den Dialog zwischen der IG Weinbau und dem Minister zu agrarpolitischen und fachlichen Fragen ermöglichen wollte.
Der Weinkonsum geht in Europa zurück, derzeit werden zehn Prozent weniger Wein getrunken als noch vor einigen Jahren. In den badischen Weinregionen wird das deutlich spürbar, auch belasten fehlendes Personal und zunehmender Schädlingsbefall die großen Weingüter und Genossenschaften. Herten jedoch blieb bislang verschont. Seit 1971 betreibt die IG Weinbau die Winzerei als Nebentätigkeit und entwickelte eine professionelle Betriebsform. Für den Minister aus Stuttgart ist das ein gelungenes Beispiel, wie Tradition und Kenntnis zeitgemäßer Weinherstellung zusammenpassen.
Vorsitzender Jürgen Reiske stellte die Grundregeln der mehr als 60 beteiligten Weinbauern vor. Jeder bewirtschaftet seine Fläche selbst, unabhängig davon, wie groß sie ist. Pflanzenschutzmittel werden gemeinsam eingekauft, an die Mitglieder verteilt und nur an festgesetzten Terminen verspritzt. Die IG Weinbau produziert pro Jahr etwa 20.000 bis 22.000 Liter Wein.
Hauk interessierte sich dafür, wie sich die Nebenerwerbswinzer fachlich auf dem Laufenden halten und wie Nachwuchs gewonnen werde. Letzteres sei nicht problematisch, erklärte Reiske, weil die Rebstöcke vielfach an die nächste Generation übergeben werden. Für alle gehöre die ständige Information über neue Regelungen zur Pflicht.
Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Alfred Winkler, Hobby-Winzer und als ehemaliger Ortsvorsteher mit der Entwicklung der IG bestens vertraut, wies auf die Spezifika des Südhanges oberhalb von Herten hin. Jetzt sei das wieder der südlichste Weinberg Deutschlands. Hätte die IG die Bepflanzung des Hanges nicht so hartnäckig verfolgt, wären diese Flächen längst mit Wohnhäusern bebaut, ergänzte Reiske. Beim Spaziergang stieg Hauk mit den Winzern in einen mitunter detaillierten fachlichen Dialog ein. Idee und Abläufe seien gut, nicht nur, weil Tradition gepflegt und fortgeführt werde, sondern auch Qualitätserzeugnisse entstehen. Der Spätburgunder, so Jürgen Reiske, nehme mit 40 Prozent den größten Anteil ein, gefolgt vom Gutedel.
Hartmann-Müller hatte den Minister eingeladen, um das Beispiel des nebenberuflichen, aber fachlich hochstehenden Weinanbaus bekannt zu machen. Gleichzeitig habe das Gespräch gezeigt, dass große Probleme vor kleinen Produzenten nicht Halt machen, aber bei ihnen manche Lösung schneller und unkomplizierter umzusetzen sei.