In Werkstätten entsteht Kreatives. Dabei muss nicht immer gehämmert und gesägt werden. Werkzeug ist aber zumeist im Spiel. In einer Serie werfen wir einen Blick in verschiedene Werkstätten der Region, und wir sind überrascht, was es alles zu finden gibt. Heute besuchten wir die „Werkstatt“ der Römerapotheke.
Handwerkliches Geschick und Genauigkeit
Kreativ darf Zülfiye Yüksel bei ihrer Arbeit in der Rezeptur der Römerapotheke nicht sein, handwerkliches Geschick und Genauigkeit ist hier aber besonders gefragt, denn Wirkstoffe müssen zum Beispiel oft bis auf unter ein Gramm genau abgewogen werden. Yüksel arbeitet seit Mai 2017 als pharmazeutisch-technische Assistentin, kurz PTA.
Eine größere Menge Nasensalbe
Häufiger als die meisten Leute denken, werden auch heute noch in Apotheken Salben, Cremes, Tropfen, Tinkturen oder auch Kapseln hergestellt. Die Häufigkeit der einzelnen Präparate hängt dabei meist von der räumlichen Nähe zu bestimmten Arztpraxen ab. So stellt Yüksel mit Genehmigung des Hals-Nasen-Ohren-Arztes regelmäßig eine größere Menge Nasensalbe her, damit diese nicht jedes Mal für jeden Kunden neu angerührt werden muss.
Bestandteile manchmal erwärmen
„Eine Salbenherstellung kann je nach Inhaltsstoffen auch mal länger dauern“, erklärt Yüksel. Manchmal müssten Bestandteile erwärmt werden, diese sollten dann auch wieder abkühlen, bevor die Salbe an den Patienten übergeben werden kann. „Dann müssen wir die Kunden leider auf den nächsten Tag vertrösten.“ Viele Präparate seien aber auch schneller herzustellen, dann würden die Kunden im Laden warten, da sei es dann natürlich wichtig, dass alle Arbeitsgeräte sauber und an ihrem Platz sind, um zügig arbeiten zu können.
Auf die richtige Dosierung kommt es an
Heute stellt Yüksel Kapseln her. Dies ist in den meisten Apotheken nicht sehr häufig der Fall. „Bei selteneren Krankheiten muss man eben improvisieren“, sagt sie auf die Fragen, wieso es das Medikament denn nicht schon fertig zu kaufen gebe, wie doch so viele andere auch. Es geht um ein Medikament für ein kleines Kind mit Herzproblemen. Zwar gibt es Präparate mit dem richtigen Wirkstoff auf dem Markt, jedoch nicht in der richtigen Dosierung und in Tablettengröße, die ein Kind in dem Alter niemals schlucken könnte.
Pulver mit einem Kartenblatt verteilt
Also mörsert Yüksel die Tabletten und mischt sie mit Kapselfüllstoff aus Mannitol und Aerosil, um die richtige Füllmenge zu erreichen. Dabei trägt sie einen Mundschutz, um das Einatmen des Pulvers zu verhindern. Nun kommt der handwerkliche Teil. In ein spezielles Gerät werden 30 Kapselhüllen eingespannt und geteilt, dann wird das Pulver mit einem Kartenblatt gleichmäßig auf die Kapseln verteilt. Der Name Kartenblatt kommt übrigens tatsächlich von einer Spielkarte, die früher für diese Arbeit verwendet wurde. „Teilweise verwenden Apotheker oder PTA auch heute noch echte Spielkarten für ihre Arbeit“, verrät Yüksel lächelnd.
Die exakte Menge des Wirkstoffs
Im nächsten Schritt werden die Kapseln wieder zusammengesetzt und durch Drücken fest verschlossen. Was so einfach klingt, erfordert allerdings sehr viel Geschick und Genauigkeit. Jede der Kapseln enthält nun exakt die Menge an Wirkstoff, die das Kind benötigt und kann bei Bedarf geöffnet und der Inhalt schließlich dem Kind verabreicht werden.
Den Arbeitsplatz wieder reinigen
Nach der Kapselherstellung putzt Yüksel die ganze Rezeptur, denn das Pulver setzt sich überall ab und soll ja bei der nächsten Medikamentenherstellung nichts verunreinigen. Hygiene ist deshalb das oberste Gebot bei Yüksels Arbeit, das macht ihr aber nichts aus. Sie liebt ihre Arbeit, sowohl in der Rezeptur als auch im Laden. „Wenn ich es schaffe, dass jemand, dem es nicht gut geht, mit einem Lächeln wieder aus der Apotheke herausgeht, dann weiß ich, dass ich alles richtig mache.“