Rheinfelden ist eine junge Stadt, die durch Menschen mit verschiedensten sozialen und kulturellen Hintergründen geprägt wird. Um die Lebensqualität und ein gutes soziales Miteinander in den kommenden Jahren zu erhalten, entwickelte die Stadtverwaltung in enger Zusammenarbeit mit Einwohnern ein Konzept für Integration und Teilhabe. In einer Abschlusskonferenz wurde jetzt das Ergebnis dieser intensiven Arbeit vorgestellt.
Steuergruppe begleitet den Prozess
Das erste Ergebnis ist ein simpler Flyer, der aber gleich vier Handlungsfelder vorstellt. Bis zum Herbst ist eine Broschüre geplant, in welcher die gesamte konzentrierte Arbeit mit Fotos präsent ist. „Es wird keine schöne Broschüre fürs Regal werden. Der Prozess des Zusammenwachsens wird begleitet von der Steuergruppe, der Stabsstelle für Integration, von den Kooperationspartnern. Und wir hoffen auf die Mitarbeit der Einwohnerinnen und Einwohner von Rheinfelden“, betonte Bürgermeisterin Diana Stöcker.
Impulsvortrag vom Professor
Professor Ueli Mäder umriss in einem Impulsvortrag die Schwerpunkte zum Thema Inklusion mit anschaulichen, aber auch erstaunlichen Ansätzen. „Inklusion ist ein Modewort, das manchmal strapaziert wird“, meinte er. Oder: „In der jetzt gesuchten Anonymität unserer heutigen Gesellschaft wird es allzu cool, es gibt wieder viele Menschen, die neue Verbindlichkeiten suchen.“ Mäder betonte, dass alle Menschen ihre Fähigkeiten haben, und wenn dort angeknüpft werde, könnten Horizonte eröffnet werden. Gesetzliche Rahmen müssten eingehalten, aber dynamisiert werden, wenn sie behindern. Forcierte Integration lehnte der Schweizer Soziologe ab, das Einbinden von Minderheiten in die Gesellschaft sei ein lange andauernder, aktiver Prozess.
Wohnraum muss der Spekulation entzogen werden
Auch „Management by Helikopter“ sei überhaupt nicht gemeint. Wohnraum müsse der Spekulation entzogen werden, Digitalisierung genutzt, aber Gefahren dabei angegangen werden. Ehrenamtliches Engagement werde ergänzend, nicht ersetzend zu sozial-staatlichen Aufgaben eingebracht. „Unsere Authentizität definiert sich heute, ob und wie wir mit Widersprüchen umgehen können“, meinte Mäder. Er verdeutlichte, Integration sei Teilhabe im Rahmen einer dialogischen Kultur der Auseinandersetzung, durchgeführt in „Unaufgeregtheit“ und nicht „auf Teufel komm raus“.
Umfragen, Konferenz und Workshops
Das Projekt „Konzept 2025 für Integration und Teilhabe“ wurde aus Mitteln des Ministeriums für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg gefördert. Im November 2017 gründete sich die Steuerungsgruppe, mit der dann das Projekt begann. Mit Umfragen, mit einer großen Integrationskonferenz im Juli 2018 und mehreren Workshops wurde das nun vorliegende Konzept erarbeitet. Die Stabsstelle für Integration und Flüchtlinge sowie externe Fachfirmen wurden am Prozess beteiligt.
Anlaufstellen und Fördermöglichkeiten
Dario Rago, Leiter der Stabsstelle Integration und Flüchtlinge, erläuterte die vier Handlungsfelder, die kurz– und mittelfristige Ziele bis 2021 vorstellen. „Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Wir zeigen, wo gibt es Anlaufstellen und Fördermöglichkeiten, wo wird man über Bildungsangebote informiert“, sagte Rago.
Handlungsfelder sind handfeste Maßnahmen
Die Handlungsfelder sind handfeste Maßnahmen wie „Mama lernt Deutsch“ oder die Weiterführung der „Schulranzen-Aktion“ für benachteiligte Familien. Immer müsse geprüft werden, ob die Projekte gut laufen oder ob es etwas Neues braucht, weil die Umstände sich ändern. „Was wir konzeptioniert haben, ist nicht in Stein gemeißelt, es ist eine Arbeitsgrundlage“, meinte Rago abschließend.
Letzte Arbeitsphase: Fragen beantworten
Die zahlreichen Teilnehmer der Abschlusskonferenz gingen in die letzte Arbeitsphase: Auf den Tischen lagen papierne Sprechblasen und Stifte. Zur Frage „Wie haben Sie den Prozess hin zum Konzept 2025 für Integration und Teilhabe empfunden?“ gibt es eine Menge Antworten. Unter anderem steht in den Sprechblasen: sehr transparent; jeder wurde Ernst genommen.
„Wie schätzen Sie das Ergebnis ein?“, war eine weitere Frage, dazu hieß es etwa: sehr positiv; Einbezug aller (unterstrichen) Einwohnerinnen und Einwohner; es braucht zur Umsetzung der Ergebnisse zusätzliche personelle Ressourcen besonders in der Quartiersarbeit. Zudem wurde gefragt, wie und woran man weiter mitwirken möchte. Interesse gab es unter anderem daran, die Jugendberufsagentur im lokalen Netzwerk zu verankern oder berufliche Förderangebote bekannt zu machen.