Ralf H. Dorweiler

„Vom Globalen zum Lokalen“ ist das Motto bei den Vorträgen der Wirtschaftsgespräche, die in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal stattfanden. Die gut besuchte Veranstaltung im Bürgersaal Rheinfeldens, zu der die Wirtschaftsförderung WST eingeladen hatte, stand dieses Mal unter dem Motto „Smart City“. Neben den Vorträgen (siehe Erklärtext) stand aber auch das Netzwerken im Anschluss im Fokus vieler Besucher aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik.

Oberbürgermeister moderiert einen spannenden Abend

Rund 190 Anmeldungen gab es für die Traditionsveranstaltung, etwas weniger als sonst. Das lag aber sicher nicht am Thema das Abends, zu dem hochkarätige Redner eingeladen werden konnten, die Oberbürgermeister Klaus Eberhardt als Moderator des Abends ankündigte und deren Lebenslauf er im Vorfeld verlas, damit man sich ein Bild über sie machen konnte. Bereits in seiner Einleitung nahm er den Gästen die Sorge, Zeugen eines Schnellschusses zu werden. „Rheinfelden wird nicht ab morgen Smart City sein“, sagte er und fügte an: „Nebenbei gesagt fehlen uns hierfür auch die Infrastrukturen, ein Breitband und es bestehen Lücken im Bildungsbereich.“

Im Gespräch: OB Klaus Eberhardt, Paul Renz und Dieter Meier (von links).
Im Gespräch: OB Klaus Eberhardt, Paul Renz und Dieter Meier (von links). | Bild: Ralf H. Dorweiler

Ressourcenschonung steht weiter im Fokus

Allerdings wolle man mit der Thematik des Abends darauf aufmerksam machen, „dass wir die digitale Welt nicht leugnen können, sondern Prozesse moderieren und gestalten möchten.“ Prozesserleichterungen sieht er zunächst in der Verwaltung. Auch gebe es Chancen einer umfassenderen Bürgerbeteiligung. Ressourcenschonung steht weiter im Fokus: Eine Förderung von E-Mobilität und Carsharing-Modellen könnte die Zukunft der städtischen Mobilität sein. „Das passt im Übrigen auch gut zu einer Stadt, die im European Energy Award-Prozess noch mehr als bisher erreichen möchte“, so Eberhardt.

Glasfaserversorgung muss sicher gestellt sein

Eberhardt betonte, dass die Stadt in ihrer Smartness auch auf andere Partner angewiesen ist. Die Stadt werde auch mittelfristig in der Mobilitätssteuerung nicht entscheidend eingreifen können, solange etwa das Stauproblem an der Autobahn nicht digital befriedigend gelöst werden könne. „Die derzeitige Steuerung über Ampelanlagen empfinde ich als reine Deko." Im Laufe des Abends musste der OB eine weitere Kritik loswerden. Eckhart Hanser hatte als Vortragender und Stadtrat bemängelt, dass die Glasfaserversorgung sichergestellt sein müsse, bevor viele Anwendungen gestartet werden könnten. Eberhardt stimmt ihm voll und ganz zu und ergänzte, dass die öffentliche Hand ausmerzen müsse, was die Telekommunikationsunternehmen nicht hinbekommen hätten.

Musik mit der Vadim-Fedorov-Band aus Wehr

Zwischen den Vorträgen unterhielt die Vadim-Federov-Band aus Wehr, die zunächst mit acht Personen und später mit fast 20 Leuten stilsicher musizierte, als nach zwei Stunden Vortrag das Buffet eröffnet wurde und das Netzwerken endlich beginnen konnte. Viele Gäste blieben trotz der späten Stunde noch lange in intensiven Gesprächen.

Referenten beleuchten das Thema aus verschiedenen Perspektiven

Smart City einfach als intelligente Stadt zu übersetzen, wäre falsch. Viel weitgreifender ist das Konzept, das im Mittelpunkt stand. Die Referenten beleuchteten die Thematik aus der Theorie und der Praxis

  • Marielisa Padilla: Den Start machte Marielisa Padilla vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Sie legte einen theoretischen Hintergrund aus und bezeichnete eine Smart City als „hypervernetzten Lebensraum mit dem Menschen im Mittelpunkt.“
  • Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin sah das nicht viel anders: Er definierte die Smart City als eine Stadt, in der durch innovative Technologien Lösungen für Probleme der Stadtentwicklung, etwa Infrastruktur, Mobilität oder Sicherheit, bereitgestellt würden.
  • Eckhart Hanser und Ossmane Krini, beide Professoren an der Dualen Hochschule brachten die Smart City auf eine regionalere Ebene. Hanser sagte: Mit modernen Medien könnten viel mehr Menschen erreicht und mit VR-Brillen virtuellen Workshops zugeschaltet werden.
  • Ossmane Krini: Hansers Kollege Krini befasste sich mit autonomen Systemen, etwa selbstfahrenden Autos oder selbstfahrenden Rollstühlen.
  • Klaus Nerz, von Energiedienst, befasste sich auch mit umgesetzten Projekten in Rheinfelden wie „My E-Car“ oder die Sektorkopplung mit Wärme, Strom und E-Mobilität im Wohnquartier Goethe-/Nollingerstraße.