Ingrid Böhm

Der lokale Wohnungsmarkt ist stark angespannt, wenn es um bezahlbare Mieten geht. Deshalb wurde am Freitag der Spatenstich in eine neue Großinvestition der städtischen Wohnbau von 20 Millionen Euro nach einem langen Planungsprozess für ein Konzept zur qualitätsvollen Nachverdichtung des Wohnquartiers Römerstraße dringend erwartet. Im ersten Abschnitt entstehen 94 Mietwohnungen mit Tiefgarage in zwei achtgeschossigen Häusern bis 2021.

Beispielhaft und zukunftsgerichtet

Das Bauprojekt erweist sich in mehreren Punkten als beispielhaft und zukunftsgerichtet. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt ging auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnbau vor politischen Vertretern sowie Teilnehmern aus der Wirtschaft und Verwaltung darauf ein, dass das städtische Wohnungsunternehmen soziale Verantwortung übernehme und damit einen großen dynamischen Schritt mache, denn „wir müssen etwas tun, um den Markt zu entlasten“.

Bewohner des Quartiers zücken die Kamera, als die Tafel mit den kommenden Neubauten enthüllt wird.
Bewohner des Quartiers zücken die Kamera, als die Tafel mit den kommenden Neubauten enthüllt wird. | Bild: Ingrid Böhm

Künftige Bewohner der Konzepthäuser aus dem Architekturbüro Külby (Lörrach) können in diesen Neubauten erwarten, dass es bereits für um die 500 Euro-Kaltmiete eine Drei-Zimmer-Wohnung zu mieten gibt. Ein solches Angebot ist auf dem freien Markt nicht zu finden. Darüber hinaus leistet das Nachverdichtungsprojekt mehrere Beiträge im Zeichen von Umwelt- und Klimaschutz. Als Bauplatz für die beiden Hochbauten dient eine zuvor asphaltierte Parkfläche.

Tiefgarage mit 110 Plätzen

Wohnbau-Geschäftsführer Markus Schwamm betonte bei der Vorstellung des bislang größten Einzelprojekts, dass weniger Grundfläche für beide Neubauten, die zusammen über 6000 Quadratmeter Wohnfläche bieten, verbraucht wird als zuvor für Parkraum. Die Stellplatzfrage löst die Wohnbau künftig unterirdisch in einer Tiefgarage mit 110 Plätzen, was die ökologischen Ansätze verbessert. Für die 800 Menschen, die heute schon im Quartier zuhause sind, hat die Wohnbau für die Bauzeit Ausweichmöglichkeiten geschaffen.

Weit mehr als 94 Wohnungen

Auch der energetische Standard setzt neue Maßstäbe. Die Wohnbau stellt KfW 55 in Aussicht. Das bedeutet, dass die Gebäude nur 55 Prozent der Energie vergleichbarer Gebäude verbrauchen. Für die Bewohner zahlt sich dies durch niedrigere Heizkosten aus, für das kommunale Unternehmen durch günstige Konditionen bei der Finanzierung. Der Wohnbau gehört im Quartier außerdem ein etwa 400 Meter langes Wärmeleitungsnetz und ein eigenes Blockheizkraftwerk, an das die Neubauten angeschlossen werden. Die Entwicklung des Quartiers bis 2025 sieht weit mehr als die 94 Wohnungen vor. OB Eberhardt brachte als Handlungsanweisung für weiteren Wohnraum eine aktuelle Forsa-Umfrage zur Sprache. Danach sollen 84 Prozent der deutschen Mieter zufrieden sein, aber 82 unzufrieden mit der Wohnungsnot.

Reihenhäuser und neuer Kindergarten

Vor diesem Hintergrund ist auch für die nachfolgenden Bauabschnitte im Quartier „nachhaltig und bezahlbar angesagt“. Dazu wird ein integrativer Ansatz (Eberhardt) verfolgt, der das Wohnquartier am Stadtrand in eine „andere Qualitätsstufe“ bringen soll. Das planerische Leitbild umfasst im weiteren einen Hochbau mit 70 Mini-Appartments, was wegen der Möglichkeit Wohnraum für kleinen Geldbeutel erschwinglich zu machen beim Regierungspräsidium gut ankomme. Eine weitere Wohnanlage mit 20 öffentlich geförderten Einheiten soll an anderer Stelle im Quartier folgen. Geplant sind im Zuge der Nachverdichtung auch Reihenhäuser und ein neuer Kindergarten.