Während die Schweiz schon am Montag die Grenze wieder geöffnet hatte, stand in der deutschen Verordnungen „ab 0 Uhr am 15. Juni“. „Daran mussten wir uns halten“, erklärt Eberhardt, weshalb der symbolische Handschlag erst am Dienstag erfolgte.

Die Öffnung der Grenze begrüßen alle drei, auch wenn sie die Notwendigkeit der Schließung anerkennen. Eberhardt ist sicher, dass dadurch verhindert wurde, dass sich vor Ort ein „Hotspot“ entwickelte. Mazzi erinnerte daran, dass die Corona-Pandemie noch nicht vorbei ist. „Das ist nur ein Schritt in die Normalität. Es ist noch nicht Normalität.“
An der Absage von Events sei das deutlich spürbar. „Wenn man dem Lockdown etwas Positives abgewinnen kann, ist das die Erkenntnis, wie gut wir es sonst haben, wenn man überall hin kann“, meinte Mazzi. Ohne die Möglichkeit, die Grenze zu queren, seien die Städte auf einen Bewegungsraum von 180 Grad beschränkt. „Andere haben einen Wirkungskreis von 360 Grad“.
„Auf der badischen Seite haben wir festgestellt, dass enge familiäre und freundschaftliche Beziehungen über die Grenze bestehen. Das hat uns sehr beschäftigt“, berichtete Eberhardt. Entsprechende Schreiben schickte er an Abgeordnete. Mazzi ist sicher, dass Schweizer die Möglichkeit zum günstigeren Einkauf in Deutschland begrüßen, und auch deutsche Kunden gerne wieder Schweizer Geschäfte besuchen, weil sie die Produkte in Deutschland nicht bekommen oder die Qualität schätzen. „Das Wichtigste ist, dass die Grenzgänger wieder ohne Schwierigkeiten zu uns schaffen gehen können“, sagte Jucker.
Eine deutliche Geschäftsbelebung dürfte der Einzelhandel im badischen Rheinfelden erwarten. Die Parkplätze in der Güterstraße waren am Dienstag stark frequentiert. Viele Fahrzeuge hatten Schweizer Kennzeichen: Aargau, Baselland, sogar Bern. Zahlreiche Kunden schoben volle Einkaufswagen aus den Discountern und luden die Waren ein. „Nach drei Monaten finde ich es gut, dass die Grenze wieder offen ist“, sagt eine Kundin aus dem Schweizerischen Rheinfelden. Nach Deutschland fährt sie hauptsächlich zum Einkaufen.
Eine Kundin aus Kaiseraugst meint: „Ich habe noch sieben Geschwister. Wir freuen uns alle. Der Preisunterschied ist extrem.“ Sie verweist auf die eingekaufte Sauce Hollandaise eines Markenherstellers, die in der Schweiz das Doppelte koste. „Da wäre man doch blöd, wenn man das nicht ausnutzt“, meint sie.
Vor dem DM-Markt in der Güterstraße hat sich eine Warteschlange gebildet. „Meinen Sie das ernst?“, antwortet die den Einlass kontrollierende Mitarbeiterin lachend auf die Frage, ob die Grenzöffnung sich auswirke. Schon am Montag war es zur Schlangenbildung gekommen, da nur 60 Kunden gleichzeitig in die Drogerie dürfen. In den Wochen davor hatte es nie eine Warteschlange gegeben.
Im Bekleidungsdiscounter Takko gibt es zwar keine Warteschlange, aber eine Mitarbeiterin bestätigt, dass wieder mehr los ist, seit die Grenze geöffnet wurde. Auch auf dem Wochenmarkt in der Fußgängerzone herrscht ein rechter Trubel. „Die ersten paar Schweizer waren schon da. Wir sind froh, dass die Grenze wieder offen ist“, sagt Marktbeschicker Giuseppe Romano. Die Stadt sei wieder viel belebter und die Stimmung gelöster, findet Anja Eberle, Filialleiterin im Schuhhaus Werdich. Sie meint: „Die Schweizer sind froh, dass sie wieder kommen dürfen, und wir sind froh, dass sie wieder kommen.“