Horatio Gollin

„Ich habe parallel im Jugendorchester und im Aktivorchester angefangen, da ich schon mit eine gewisse instrumentale Ausbildung hatte“, erzählt Christian Ebner vom Musikverein Schwörstadt. Auftritte vor Publikum war er als Jugendlicher trotzdem nicht gewöhnt, da er bislang nur an Elternvorspielen teilgenommen hatte.

Unter einem bisschen Nervosität litt er auch da schon vor dem Auftritt, aber sein erstes richtiges Konzert war das Kirchenkonzert 1998 in der katholischen Kirche, noch vor seiner offiziellen Aufnahme in den Verein 1999. „Da gehörte viel Nervosität dazu, weil ich zum ersten Mal vor einem großen Publikum spielte“, erinnert sich Ebner. Das Publikum ist da ganz Ohr, anders als bei einem Auftritt auf einem Sommerfest. „Ich musste viermal immer den gleichen Ton auf dem Glockenspiel im Takt spielen. Aber es ist mir nur einmal gelungen, den Ton zum richtigen Zeitpunkt zu spielen.“

Im Alter von zwölf Jahren hatte Ebner mit dem Gitarrenspiel im Einzelunterricht angefangen. „Das war vor 24 Jahre“, sagt der 36-Jährige. Da ihm aber das Zusammenspiel mit anderen fehlte, schloss er sich dem Musikverein an, wo dann noch Schlagzeug dazu kam. Heute spielt er im Verein Schlagzeug und E-Bass, da es im Musikverein keine Gitarristen braucht. „Ich war eher spät dran und kam über Umwege in den Verein“, meint Ebner, dessen neunjähriger Sohn schon seit einem Jahr Posaune im Verein lernt.

Ebner ist Vater von zwei Söhnen. Seine Ehefrau ist Schriftführerin im Verein und daheim gibt es sogar ein Musikzimmer. „Wir sind aber keine Berufsmusiker“, meint der promovierte Chemiker, der auch Erster Vorsitzender des 173 Mitglieder starken Musikverein ist. Im Orchester sind 37 Aktive und im Jugendorchester spielen 14 Jungmusiker.

Ein frohes Erwarten des Auftritts setzt bei Musikern schon Wochen vor dem Konzert ein. Bei den wöchentlichen Probenarbeiten feilt das Orchester an den Feinheiten. Vor einem großen Konzert wird dann auch zweimal pro Woche geprobt. Auch in der Halle oder der Kirche, um den Klang der Räumlichkeiten zu erleben, der sich vom Probenlokal unterscheidet. „Am Anfang übt man nur Teilstücke, bis man die Stücke immer weiter durchspielt und Routine einsetzt“, sagt Ebner. Es ist ein Highlight, wenn ein Stück erstmals gemeinsam richtig durchgespielt wurde. „Es ist keine nervöse Anspannung, sondern Vorfreude, die man in den Proben merkt. Die Vorfreude fängt viel früher an, anders als das Lampenfieber.“

Der Einsatz bei einem Stück ist daheim für Schlagzeuger schwer zu proben, deshalb feilt Ebner immer seine Fähigkeiten. „Als Schlagzeuger ist ganz viel gefragt, nicht nur der Rockschlagzeuger.“ Auch Glockenspiel und Triangel kommen zum Einsatz. Vor dem Konzert, zum Ende der Proben gilt es nicht nur, den Noten zu folgen, sondern auch zu hören, wann genau der eine Triangelschlag kommen muss. „Der Dirigent gibt einem netterweise auch einen Wink, wann der Einsatz ist, weil ich nicht auf 470 zählen mag, bis der eine Schlag kommt.“ Seine ersten drei Konzerte im Verein waren für ihn die schlimmste Zeit, weil er noch sehr unsicher war, wie er es richtig macht, aber schlecht vor Lampenfieber war ihm nie.

„Ein Jahreskonzert, wo die Musik im Mittelpunkt steht, sorgt noch immer für Bauchkribbeln im Vorfeld. Häufig spielt die Jugendkapelle vorher, dann setzt das bei ihrem Spiel ein. Dann weiß man, dass es gleich losgeht, dann steigt die Anspannung“, sagt Ebner. „Die letzten fünf Minuten vorher spürt man ein flaues Gefühl im Magen, aber mit dem ersten Ton geht das weg.“ Er ist sich sicher, dass es anderen Musikern genauso geht, und dass das auch gut für die Qualität ist. „Wenn man es zu locker sieht, dann fängt man an zu schludern. Durch die Anspannung steigt die Qualität, weil alle konzentriert sind und dann wird der Auftritt meist die beste Version, die man gespielt hat, im Vergleich mit den Proben.“ Mit dem Applaus werden die Musikern dann für ihren Auftritt entlohnt in der Gewissheit, gemeinsam etwas geschafft zu haben.