Es ist kein Geheimnis, dass der Rheinfelder Krankenhaus-Förderverein das Kreiskrankenhaus oberhalb von Nollingen über dessen Auszug im Jahr 2025 hinaus erhalten möchte. Jüngst verlieh Vereinsmitglied und SPD-Stadt- und Kreisrätin Hannelore Nuß diesem Wunsch im Gemeinderat Ausdruck, indem sie ihre Zustimmung zum künftigen Standort eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) am Bahnhof verweigerte – als einzige Rätin. Überdies hatte der Förderverein seine Argumente pro Kreiskrankenhaus als MVZ-Standort in einer Zuschrift an Oberbürgermeister Klaus Eberhardt noch einmal aufgelistet.

Angesichts dieser Vorstöße reagiert der OB nun – und beendet die aufflammende Debatte praktisch im Keim. „Ohne auf die verschiedenen Argumentationen einzugehen, darf ich Ihnen mitteilen, dass die zahlreichen Erkenntnisse aus Ortsterminen anderer Medizinischer Versorgungszentren und den Diskussionen in der Lenkungsgruppe zu dem Ergebnis geführt haben, dass der derzeitige Krankenhausstandort als nicht günstig im Sinne des Versorgungsauftrages für eine medizinische Grundversorgung im ambulanten Bereich in unserer Stadt gesehen wird“, schreibt Eberhardt in einem Antwortschreiben an den Fördervereinsvorsitzenden Friedrich Hauß. Eberhardt hatte im April an der Spitze einer Rheinfelder Delegation eine Rundfahrt zu verschiedenen beispielhaften MVZ unternommen, darunter zu Stationen in Hessen und im Schwarzwald. „Insbesondere auch die Erfahrungen des Medi-MVZ in Baiersbronn haben zu deutlichen Einschätzungen geführt, was die Wirtschaftlichkeit eines künftigen Medizinischen Versorgungszentrums mit sich bringt“, so Eberhardt nun in seinem Schreiben. Die Empfehlung liege eindeutig beim Bahnhof als Standort mit verkehrsgünstiger und stadtnaher Lage, „das mit einem Neubau optimal den bestehenden Bedürfnislagen in der gesundheitlichen Versorgung entsprechen kann“.

Teure Modernisierung

Abseits der Vorteile eines Standorts am Bahnhof nimmt Eberhardt die expliziten Nachteile des Krankenhausgebäudes ins Visier: Zum einen seien „die gewaltigen Kosten“ für Modernisierung und Sanierung des Komplexes zu benennen, die bei der Erstuntersuchung zu den Krankenhausstandorten vor rund zehn Jahren Kosten in Höhe von 8 Millionen Euro allein für die Instandhaltung ergeben hatten. „In einer Kostenfortschreibung läge diese Summe heute bei etwa 12 bis 15 Millionen Euro“, so Eberhardt, „wobei hierbei noch keine Finanzierung einer modernen komplexen Inneneinrichtung beinhaltet wäre.“ Das könne aus seiner Sicht von keinem Betreiber gestemmt werden.

Zum anderen sei das Krankenhausgebäude für die Anforderungen an ein MVZ zu groß. Ein modernes Medizinisches Versorgungszentrum benötige 400 bis 600 Quadratmeter. „Beim Kreiskrankenhaus hingegen bliebe eine Vielzahl von Flächen ungenutzt.“ Auch hier liege aus Sicht der Stadt für einen Betreiber ein erhebliches wirtschaftliches Risiko. Zwar könne in diesem Falle eine Privatisierung von Betrieb und Gebäude eine gewisse Abhilfe schaffen, doch sei die Aussicht auf ein solches Modell „von wesentlichen Teilen des Gemeinderates“ nicht gutgeheißen worden.

Er wisse um das Engagement des Fördervereins, so Eberhardt, jedoch werde sich die „gesamte Versorgungslage im Landkreis mit dem Bau des Zentralklinikums fundamental ändern“. Erschwert werde die Situation durch den Fachkräftemangel „und die fehlende Bereitschaft, bestehende Hauspraxen nachzubesetzen“. Insofern müsse „die Kraft in die Entwicklung eines Rheinfelder Gesundheitscampus gelegt werden, der den modernsten Ansprüchen und auch den Anforderungen des künftigen Personals entsprechen kann. In diesem Punkt sehen wir Vorteile bei einem sehr zentralen Standort am Bahnhof.“ Der Förderverein hatte mehrere Argumente für ein MVZ im Krankenhaus ins Feld geführt. Einerseits die Lage: Das Haus sei optimal erreichbar vor allem aus dem Umland, es besitze einen guten Nahverkehrsanschluss an die Stadt mit dem Bus. „Lieber im Bus sitzen als vor einer Türe warten bei einem übervollen Wartezimmer oder einem nicht kommenden Zug“, heißt es im Schreiben des Fördervereins an den OB. Zudem gebe es am Krankenhaus ausreichend Parkplätze. Das Haus sei leicht umbaubar und auch bereits jetzt sehr gut nutzbar.