Rheinfelden Die Kritik am Bebauungsplanentwurf Römern in Herten ebbt nicht ab. Die Stadtverwaltung Rheinfelden nutzte den Aktionstag zur Stadtentwicklung, um das Gebiet der Öffentlichkeit vorzustellen. Das Angebot wurde intensiv genutzt. Es wurden viele Fragen gestellt und eine große Skepsis deutlich – mit dem Tenor, dass dies nicht der große Wurf für die weitere Entwicklung sein könne. Mehrere Bürger meldeten sich zu Wort, die bei geplanten 400 Haushalten und einem Einwohnerzuwachs von etwa 800¦Personen weiteren Parkdruck erwarten und somit für die Bahnhofstraße als Hauptachse einen Verkehrsinfarkt befürchten.
Im Unterschied zum Beifall, der dem Dorfplatz zeitgleich draußen gespendet wurde, gab es im Rathaus bei der Präsentation des Stadtbauamts viele Vorbehalte. Die geplante Verdichtung des sechs Hektar großen Gebiets soll direkt hinter der Bahnlinie beginnen. Dieser erste Abschnitt trägt den Titel Pionierrömer. Aus Schallschutzgründen wird dort als Erstes gebaut werden.
Wo heute Kleingartenanlagen angesiedelt sind, ist ein fünfgeschossiger, mehrgliedriger Gebäuderiegel neu in der Konzeption. Dies warf die Frage nach dem Warum auf. Die Verwaltung reklamiert eine Steigerung um 100¦Wohnungen auf 40.000¦Quadratmetern. Christiane Ripka als Leiterin der Stadtplanung erläuterte, dass an dieser Stelle Geschosswohnungsbau notwendig sei, um die Lärmschutzvorgaben einzuhalten. Mit einer niedrigeren Bauweise sei dies nicht zu erreichen. Dies habe das Gutachten ergeben. Dass diese Verdichtung zwingend sei, wurde in Wortmeldungen angezweifelt. Unter anderem kam der Einwurf, dass im Unterschied zum Siegerentwurf aus dem Wettbewerb jetzt 30¦Prozent mehr Bebauung geplant sei.
Christina Ripka und Alexandra Foglia wiesen den Verdacht auf Gefälligkeitsgutachten seitens der Stadt Rheinfelden ab. Alle Aussagen müssten einem gründlichen und umfangreichen Prüfungsprozess der Behörden standhalten. Dass es sich um ein ganz anderes städtebauliches Grundkonzept handle, sei ebenfalls nicht der Fall. Der Siegerentwurf stelle einen „Rohplan“ dar, so Ripka. Er müsse überarbeitet werden, damit er „praxistauglich“ ist für die Erschließung und den Verkehr in einem allgemeinen Wohngebiet.
Einwände wurden unter anderem auch zur Gebietsdurchlüftung laut. Laut Foglia werde diese nicht gefährdet, da die kühlen Nachtwinde von Osten kämen. Auch die in der Gebietsmitte geplanten Reihenhäuser wurden wegen der Verdichtung kritisch betrachtet, da mehr Stellplätze zu mehr Bodenversiegelung führen, das „widerspricht der Entwicklung“, hieß es.
Neben weiteren städtebaulichen Aspekten, die hinterfragt wurden, spielte der Verkehr die zentrale Rolle. So wurde mehrfach bezweifelt, dass alle künftigen Autos in Tiefgaragen und Stellplätzen am Haus Platz finden. Die Erfahrung zeige, dass der öffentliche Raum immer weiter zugeparkt werde und gerade die Bahnhofstraße ihre Kapazitätsgrenze erreicht habe. Auch für Radfahrer und Fußgänger ergeben sich dadurch Probleme und gefährliche Situationen. Als besonders neuralgischer Punkt wurde der nahe Bahnübergang genannt. Der stellvertretende Ortsvorsteher Nico Kiefer (SPD) verteidigte für den Ortschaftsrat den Entwurf mit dem Hinweis: „Wir haben Wohnungsnot.“ Der Ortschaftsrat stehe dazu, mehr Wohnraum zu schaffen. Aus seiner Sicht stelle die Entwurfsplanung einen „relativ guten Kompromiss“ dar.
Dem pflichtete Stadtrat Dieter Meier (CDU) als interessierter Beobachter für den Gemeinderat bei und ließ auch anklingen, dass sich bei der geplanten städtebaulichen Entwicklung um eine „Quadratur des Kreises“ handle. Weil es vieles abzuwägen gebe, appellierte er an die Bürger, in dem drei bis fünf Jahre dauernden Verfahren mitzuwirken: „Nehmen Sie teil und machen Sie mit.“ Der Gemeinderat gewichte seine Entscheidung nach der Schlüssigkeit. Deshalb sei auch klar: „Individualinteressen gehen in den Hintergrund.“